Rede von Karl Bär Ernährungssicherheit in Deutschland

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17.03.2022

Karl Bär (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich mir die Debatte gerade so anschaue, dann muss ich manchen Leuten sagen: Kommen Sie endlich an in der Realität!

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Der Klimawandel ist schon heute Grund für Hunger. In Kenia – Herr Straubinger hat es gerade gesagt – hat es in den letzten drei Jahren nicht geregnet. Deswegen herrscht da Hunger. Wir haben zurzeit Dürre auf der Iberischen Halbinsel, und ich mag daran erinnern: 2018, 2019 und 2020 hatten wir hier in Deutschland eine krasse Trockenheit.

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Hochwasser!)

Gleichzeitig zerstören wir Biodiversität in einer Heftigkeit und Geschwindigkeit, dass wir riskieren, dass Biodiversitätsleistungen verloren gehen, die wir für die menschliche Ernährung dringend brauchen. Und wer jetzt gegen die Ökologisierung der Landwirtschaft polemisiert, vor dem Hintergrund der dramatischen Lage auf den Getreidemärkten wegen des Überfalls auf die Ukraine, der argumentiert jenseits der Realität.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Das ist unseriös!)

Wir müssen es – ganz im Gegenteil – ganz schnell schaffen, die Umweltzerstörung einzudämmen und die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen, sonst werden wir Hungerkrisen erleben, die wir uns gar nicht ausmalen wollen.

Es ist auch realitätsfern, über den Hunger auf der Welt und die Getreidemärkte zu reden, ohne zu erwähnen, dass jedes zweite Korn, das geerntet wird, im Tierfutter landet und ungefähr 10 Prozent als Sprit in Autos.

(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Ja, aber wer will denn diesen Biosprit? Egal, Entschuldigung!)

Die AfD fordert in ihrem Antrag, das Ziel einer Reduzierung der Tierbestände aufzugeben, um die Ernährung zu sichern. Es ist genau das Gegenteil richtig: Wir müssen runter davon.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich will hier über Ernährungssouveränität reden, nicht über Ernährungssicherung. Wer auf externe Inputs, auf fossile Rohstoffe und auf die auf Kante genähten globalen Lieferketten setzt, der ist anfällig für Krisen. Wer auf demokratische regionale Strukturen setzt, auf ökologische Methoden, auf bäuerliche Landwirtschaft, der sichert den Menschen nicht nur genug Kalorien zum Essen, sondern auch Stabilität und Entscheidungsfreiheit.

Wir haben jetzt die Aufgabe, gleichzeitig ganz viele Dinge zu tun, weil wir gleichzeitig in mehreren Krisen stecken. Wir müssen denen helfen, die es am dringendsten benötigen, nämlich den Menschen in der Ukraine, und denen, die auf das World Food Programme angewiesen sind. Wir müssen unsere Ernährungssouveränität stärken und unabhängiger von Importen und fossilen Energieträgern werden, und wir müssen den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität bekämpfen.

Ich ziehe meinen Hut vor dem Team von Herrn Özdemir, das gerade mit relativ viel Erfolg versucht, genau das alles unter einen Hut zu bringen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)