Rede von Ricarda Lang Internationaler Frauentag

Ricarda Lang MdB
15.03.2024

Ricarda Lang (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte meine Rede zum 8. März damit beginnen, Danke zu sagen. Denn auch wenn wir an so einem Tag oft darauf schauen, was mit Blick auf die Zukunft noch fehlt, und auch wenn wir wenig darauf schauen, was in der Vergangenheit schon erreicht wurde, und auch wenn manche Generation der Politik, auch meine, immer das Gefühl hat, dass das Rad gerade neu erfunden wird, wenn man sich einen Film wie zum Beispiel „Die Unbeugsamen“ anschaut, dann wird einem noch einmal sehr bewusst, wie viele Freiheiten meine Generation bereits erkämpft bekommen hat, welche Hürden wir nicht mehr überwinden müssen, was für uns bereits durchgesetzt wurde.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Nichts davon wurde uns Frauen geschenkt. Alles davon wurde erkämpft. Deshalb will ich sagen: Rita Süssmuth, Hildegard Hamm-Brücher, Renate Schmidt oder Petra Kelly – wir stehen auf den Schultern von Riesinnen, und dafür bin ich unfassbar dankbar.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aber gerade weil uns nichts geschenkt wurde und weil wir das erkämpft haben, muss es auch weiter verteidigt werden.

(Zuruf des Abg. Martin Reichardt [AfD])

– Sie müssen gar nicht so viel reinrufen; das ist schlecht für den Blutdruck.

(Martin Reichardt [AfD]: Machen Sie sich mal über Ihren eigenen Blutdruck Gedanken! Ich glaube, der ist gefährdeter als meiner! Das hat aber andere Gründe!)

Vor allem wissen wir aber auch so schon, wofür Ihre Partei eigentlich steht. Denn ja, viele Frauen in diesem Land fühlen sich unsicher, weil sie wissen, dass hier im Deutschen Bundestag eine Partei sitzt, die die Uhr zurückdrehen will.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie will Frauen zurück an den Herd, Frauen als Gebärmaschine. Aber ich kann Ihnen eines versprechen: Die Frauen in diesem Land werden sich von Ihnen ihre hart erkämpften Rechte nicht wegnehmen lassen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Und weil es hart erkämpft wurde, ist es aber auch ein Auftrag für die Zukunft. Denn ja, es gibt noch vieles zu tun. Dabei würde ich vorschlagen, dass wir uns alle gemeinsam nicht von Ablenkungsdebatten ablenken lassen, sei es über manchen Sprachgebrauch oder sei es über Cannabis – was anscheinend das Hauptthema in der Debatte zum Frauentag ist –, sondern dass wir uns auf das fokussieren, worum es im Wesentlichen geht: gleicher Lohn für gleiche Arbeit, eine gerechte Aufteilung von Sorgearbeit, keine Altersarmut von Frauen, eine gute Daseinsvorsorge. Im Zentrum geht es bei der Gleichberechtigung um Fragen der Gerechtigkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Bei dieser Gerechtigkeit gibt es tatsächlich noch einiges zu tun. Der Gender-Pay-Gap wurde schon angesprochen: 18 Prozent. Und ja, jetzt kann man sagen: Das ist ja nur der unbereinigte. – Aber ich finde 6 Prozent akute Lohndiskriminierung schon genug. Vor allem: Es ist ein Problem, wenn gerade in Jobs, wo viele Frauen arbeiten, es schlechtere Löhne gibt, weniger Tarifbindung. Das heißt, diese Fragen der Gerechtigkeit müssen wir angehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Entgelttransparenzgesetz, mehr Tarife mit einem Tariftreuegesetz, einen gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen beim Kitaausbau für mehr Kitaplätze – das sind Fragen der Gleichberechtigung. Aber wem das als Argument noch nicht genügt: Das sind auch Fragen der wirtschaftlichen Vernunft.

(Martin Reichardt [AfD]: Die ist ja bei Ihnen nicht so ausgeprägt!)

Die Bertelsmann-Studie hat gezeigt: Wir hätten in Deutschland 850 000 Vollzeitäquivalente, wenn Frauen so viel arbeiten könnten, wie sie wollen – nicht, wie ich mir es wünsche, sondern, wie sie es wollen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Das heißt, Gleichberechtigung und eine feministische Politik ist eines der besten Instrumente gegen den Fachkräftemangel.

Ich möchte zum Ende sagen: Wir erleben gerade so was wie das Ende vom Ende der Geschichte hinsichtlich der Frage, wie sich Demokratien eigentlich in dieser Welt, in einer Welt der Unordnung, nach innen, aber auch nach außen verteidigen können. Dabei geht es immer auch um Fragen von Freiheit und Emanzipation. Denn die autoritären Herrscher dieser Welt, sie hassen Frauenrechte, sie hassen den Kampf um Emanzipation. Und auch das ist etwas, was uns als Demokratien von autoritären Regimen unterscheidet.

Deshalb ist für mich klar – es bleibt dabei –: Frauenrechte sind und werden immer der Gradmesser für Demokratie sein. Und genau als solche verteidigen wir sie.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Präsidentin Bärbel Bas:

Als Nächste hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion Silvia Breher.

(Beifall bei der CDU/CSU)