Rede von Kassem Taher Saleh Ökobilanz von Gebäuden
Kassem Taher Saleh (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Nein, ich habe mich heute nicht auf dem Weg zur Baustelle verlaufen.
(Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Ah ja! – Carolin Bachmann [AfD]: So sehen Sie aber aus!)
Ich habe Ihnen heute einen Betonstein mitgebracht, um zu veranschaulichen, was Ökobilanzen alles können. Sie stellen die real benötigten Emissionen und Energien für Bauvorhaben dar. Bis so ein Stein entsteht, muss Kalkstein abgebaut und zu Zement gebrannt werden; aus dem Zement wird Beton, und mit weiteren Materialien entsteht das fertige Haus. Leute ziehen ein, es wird geheizt, es wird gekocht, es wird gewaschen und bei Bedarf irgendwann auch umgebaut.
(Nina Warken [CDU/CSU]: Sind wir jetzt im Legoland, dass wir die Bausteine mitbringen, oder was? Finde ich jetzt irgendwie unangemessen! – Zuruf der Abg. Carolin Bachmann [AfD])
Am Ende der Lebenszeit folgt der Rückbau, bei dem das Haus idealerweise in seine Einzelteile zerlegt wird. Um die Energie und Emissionen dieses Lebenslaufes sichtbar zu machen, brauchen wir die Ökobilanzen.
Nun einige Zahlen dazu: Während das Haus bewohnt wird, fallen durchschnittlich rund 75 Prozent der CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs an. Mit fairer Wärme sorgen wir dafür, dass diese aus Sonne, Wind oder Wasser gespeist wird. Aber auch Erneuerbare verbrauchen endliche Flächen und Ressourcen; deshalb sind sie kein Freifahrtschein für ineffiziente Gebäude.
Die übrigen 25 Prozent, meine Damen und Herren, die sogenannten grauen Energien und Emissionen, entfallen auf andere Vorgänge: von der Produktion der Baumaterialien über den Transport bis zum Rückbau. In den meisten Fällen werden sie jedoch nicht erfasst und nicht bewertet. Doch das ist und wird immer wichtiger.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Je weniger Energie in der Nutzungsphase benötigt wird, desto größer ist der Anteil der grauen Energie; er kann von 25 auf 80 Prozent springen. Dieses riesige Potenzial dürfen wir nicht links liegen lassen.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Meine Damen und Herren, wir haben bereits dafür gesorgt, dass Ökobilanzen Einzug in Förderprogramme gefunden haben. Ich zitiere aus dem Bericht: „Um die Ziele des Klimaschutzgesetzes zu realisieren, reichen freiwillige Maßnahmen … nicht aus.“ Und genau deshalb setzen wir uns für eine verpflichtende gesetzliche Ökobilanzierung ein.
Meine Damen und Herren, wenn nachhaltige Projekte durch die Ökobilanzierung direkt zu erkennen sind, dann wird auch gezielt in sie investiert. Und das spiegelt sich letztlich auch im Geldbeutel wider. So wird sichtbar, was sich in diesem Stein versteckt:
(Mike Moncsek [AfD]: Ein Zauberwürfel!)
Emissionen, Energie, Rohstoffe, Transportwege. Ökobilanzen sind nicht nur ein grünes Projekt, sie sind die Grundlage der Bauwende.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Mechthild Heil [CDU/CSU]: Die keiner mehr bezahlen kann!)
– Das war wahrscheinlich zu viel für Sie, oder, Frau Heil?
(Nina Warken [CDU/CSU]: Also, jetzt reicht es langsam! – Stefan Keuter [AfD]: Keine persönlichen Beleidigungen!)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Es gibt, glaube ich, keinen Grund, hier Kleidungsstücke zu kommentieren. – Carolin Bachmann hat das Wort für die AfD.
(Beifall bei der AfD)