Rede von Kathrin Henneberger Rohstoffe

Kathrin Henneberger MdB
21.10.2022

Kathrin Henneberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mir den Antrag der CDU/CSU tatsächlich durchgelesen

(Stephan Brandner [AfD]: Das können Sie? Super! Hätte ich nicht gedacht!)

und mich dabei gefragt, in welchem Jahrhundert wir eigentlich leben. Dieser Antrag zeigt wahrlich eines ganz deutlich: Ihr habt die Ursache der Biodiversitäts- und Klimakrise sowie die Ursache der globalen Ungerechtigkeit immer noch nicht verstanden.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Stephan Brandner [AfD]: Sie versteht alles als ehemalige Schülersprecherin!)

Oder – noch tragischer –: Ihr wollt sie nicht verstehen; denn das würde bedeuten, ihr müsstet eure Politik grundsätzlich infrage stellen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Denn Rohstoffe sind endlich, Ökosysteme sind nicht grenzenlos belastbar, und die Kipppunkte unserer globalen Klimasysteme drohen wir derzeit zu überschreiten. Als Antwort auf diese globalen Krisen kompromisslos national und kurzsichtig handeln zu wollen ohne Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Folgen der Förderung von Rohstoffen in anderen Regionen der Welt,

(Stephan Brandner [AfD]: Wer hat Ihnen das denn aufgeschrieben? Hilfe!)

ist neokolonial.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: „Neokolonial“!)

In eurem Antrag habt ihr keinen Punkt, was die Einhaltung von Menschenrechten, indigenen Rechten oder Sozialstandards betrifft.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das ist ja in Katar der Fall! Saudi-Arabien!)

Ich sehe hier auch keine Forderung, die die Auswirkungen auf die lokale Umwelt durch Rohstoffabbau überhaupt anspricht.

Statt auszubeuten, als gäbe es kein Morgen auf unserer Erde,

(Bernhard Loos [CDU/CSU]: Wer hat ihr das erzählt?)

sollte es besser das Ziel sein, unseren Rohstoffbedarf in absoluten Zahlen zu senken und achtsam mit unserer Lebensgrundlage umzugehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Was hat denn Onkel Robert von Katar erzählt?)

Eine neue Rohstoffstrategie sollte die Grundlage haben, eine gerechte Wirtschaft aufzubauen, die nicht auf Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern und der Zerstörung unserer Lebensgrundlage beruht,

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

sondern in der Wohlstand gerecht verteilt wird, die ein gutes Leben für alle Menschen bietet statt ein reiches mit Privatflugzeug für nur ein paar wenige.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wer hat denn ein Privatflugzeug?)

Stattdessen möchte die Union lieber exzessiv Fracking, Öl- und Gasförderung betreiben.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sie importieren es lieber!)

Ich war im Sommer in einer Region Amazoniens, wo Erdöl gefördert wird.

(Stephan Brandner [AfD]: Wie sind Sie dahin gekommen? – Weiterer Zuruf von der AfD: CO2-Fußabdruck!)

Vergiftung von Wasser, Böden, Landnahme der Territorien indigener Bevölkerungen, Ursache und Verstärkung von gewaltsamen Konflikten – das sind die Auswirkungen. Ich habe eine Frau besucht, die aufgrund ihres langen Engagements für Umweltschutz und gegen die Erdölfirmen massiv bedroht wird, so sehr, dass sie Polizeischutz braucht.

(Stephan Brandner [AfD]: Jetzt tanzen Sie am besten noch mal Ihren Namen vor!)

Auch das sind die Auswirkungen einer rücksichtslosen Rohstoffpolitik, wie Sie sie auch in Ihrem Antrag fordern. Da wünsche ich mir doch etwas mehr Mut, neue Wege zu gehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Nach Katar! – Bernhard Loos [CDU/CSU]: Du hast null Ahnung!)

Wenn wir nach dem Pariser Klimaabkommen gehen, dann darf es kein Weiter-so bei der Erschließung neuer Erdöl- und Gasfelder geben. Stattdessen müssen wir uns sehr dringlich unabhängig machen von den Fossilen und die Energiewende mit den Erneuerbaren global ausbauen.

(Beifall des Abg. Bengt Bergt [SPD] – Stephan Brandner [AfD]: So ein Quotengequatsche!)

In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei den Ministerien bedanken, die sich für Klimapartnerschaften sehr engagieren und diese weiter ausbauen.

Mit Fracking – das möchte ich noch mal betonen – fangen wir gar nicht erst an. Wir werden Grund- und Trinkwasser nicht durch Verunreinigung gefährden.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Stephan Brandner [AfD]: Wir lassen das woanders machen! – Zuruf von der CDU/CSU: Wo kommt LNG her?)

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:

Frau Kollegin.

Kathrin Henneberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Was wir wirklich brauchen, ist eine Rohstoffwende. Wir müssen eine Kreislaufwirtschaft aufbauen und soziale wie ökologische Standards bei Lieferketten umsetzen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Stephan Brandner [AfD]: So, Ende Gelände hier!)

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:

Esra Limbacher ist der nächste Redner für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)