Rede von Dr. Sandra Detzer Rohstoffversorgung sicherer machen (zu Protokoll)

07.04.2022

Dr. Sandra Detzer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Unsere Abhängigkeit von Rohstoffen ist groß, zu groß. Das macht uns verwundbar gegenüber autoritären Regimen, schwächt unseren Industriestandort und gefährdet Wertschöpfung in unserem Land.

Mehr als 50 Prozent der relevanten Industriemetalle, die unsere Wirtschaft benötigt, werden außerhalb Europas abgebaut und schon dort zu Zwischenprodukten verarbeitet. Erinnern Sie sich an die Engpässe beim Magnesium Ende letzten Jahres? Sie haben nicht nur die Autobauer aus meinem Wahlkreis Ludwigsburg in der Region Stuttgart schwer getroffen. Viel schlimmer kommt es beim Nickel. Wir brauchen für die Energiewende bald doppelt so viel Nickel wie bisher. Bisher importieren wir 40 Prozent unseres Nickels aus Russland – mit völlig ungewisser Perspektive.

Wir kennen diese Abhängigkeit seit Jahren. Die Deutsche Rohstoffagentur DERA hat uns immer davor gewarnt. Doch die Warnungen verhallten ungehört. Stattdessen schoben zwei große Koalitionen die Bedenken zur Seite; es würde schon gut gehen. Wer fürchtete schon Rohstoffkriege wie früher Kriege um Öl?

Putins feiger Angriffskrieg auf die Ukraine ändert das. Der Kampf um die neuen Rohstoffe ist da. Er wird sich verstärken, und Europa startet, vorsichtig ausgedrückt, nicht aus der Poleposition. China, Japan, USA, Australien: Sie alle betreiben strategische Rohstoffpolitik. Nur Europa hinkt hinterher.

Was ist zu tun? Ganz klar: Lieferketten diversifizieren, Effizienz- und Substitutionsanstrengungen intensivieren. Besonders wichtig aber wird die Kreislaufwirtschaft sein. Die Kreislaufwirtschaft kann einen wesentlichen Beitrag leisten, unsere Rohstoffabhängigkeit zu verringern, Sekundärrohstoffe zu gewinnen und damit auch noch das Klima zu schonen. Im Koalitionsvertrag ist das Thema deshalb prominent verankert – anders als bei Vorgängerregierungen.

Eines ist uns dabei sehr wichtig: dass die Kreislaufwirtschaft ein Erfolg für Unternehmer/-innen und ihre Beschäftigten wird. Die Europäische Kommission schätzt, dass so 700 000 Jobs entstehen könnten. Dafür muss sich zirkuläres Wirtschaften aber auch betriebswirtschaftlich lohnen, und genau dafür werden wir Sorge tragen; denn so machen wir die Kreislaufwirtschaft zum Herzstück einer starken Industriepolitik.