Rede von Prof. Dr. Armin Grau Sport

Prof. Dr. Armin Grau MdB
01.12.2022

Dr. Armin Grau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen von den demokratischen Parteien!

(Jörn König [AfD]: Hier!)

Deutschland bewegt sich zu wenig. Sie haben recht, wenn Sie von der Union auf diese Fehlentwicklungen hinweisen. Bewegungsmangel gehört neben ungesunder Ernährung, dem Rauchen, Diabetes mellitus und Bluthochdruck zu den Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Volkskrankheiten.

Aber wenn man Ihre Therapie und Ihre Vorschläge durchsieht, dann ist man doch auch ein bisschen ernüchtert. Sie fordern eine konzertierte Aktion, wollen im Sport, dass der Bund sich bei den Ländern für mehr Schulsport einsetzt, für den Einsatz ausgebildeter Sportlehrer, für Sportgroßveranstaltungen zur Motivation Jugendlicher. Aber viele Aspekte fehlen in Ihren Vorschlägen. Bewegung ist in allen Lebensbereichen wichtig, auch auf dem Weg zu Arbeit und Schule. Das Fahrrad muss neben Schusters Rappen Verkehrsträger Nummer eins bei Strecken unter 5 Kilometern sein – aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Dieser Aspekt fehlt in Ihren Vorschlägen völlig, und die CSU-Verkehrsminister sind in den letzten Jahren mehr als PS-Minister denn als große Verfechter des Radverkehrs aufgefallen.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status weniger Sport treiben. In einer Studie zum Thema Schlaganfall hat meine frühere Arbeitsgruppe diesen Zusammenhang auch gefunden. Umso mehr müssen wir mit Prävention und Gesundheitsförderung bei benachteiligten Gruppen ansetzen. Genau das machen wir in der Ampel, etwa mit dem Projekt der Gesundheitskioske, die vor allem in Quartieren und Regionen mit hohem Förderbedarf ansetzen und Beratung und Vermittlung auch zu Bewegung und Ernährung anbieten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Im Übrigen haben wir im Haushalt einen nationalen Präventionsplan verankert. Die Posten für Gesundheitsförderung erhöhen sich im Millionenbereich, und das Präventionsgesetz wird überarbeitet. Wer depressiv ist, bewegt sich weniger, und Bewegung wiederum schützt vor und hilft bei Depression, einer weiteren Volkskrankheit. Wer seinen Job verloren hat, langzeitarbeitslos ist, in einer Lebenskrise steckt, in Grundsicherung fällt und oft zu Depressivität neigt, braucht unsere Unterstützung durch ausreichende Regelsätze, um sich zum Beispiel den Beitrag zum Sportverein leisten zu können,

(Beifall der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

aber auch durch Vertrauen, etwa in Form einer Vertrauenszeit, und nicht etwa entwürdigende Sanktionen.

Das sind Zusammenhänge, die Sie von der Union in Ihrer Politik nicht zur Kenntnis nehmen. Wir brauchen gerade jetzt in der Coronapandemie vermehrte Anstrengungen für mehr Bewegung, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Das tun wir mit unserem millionenstarken Neustartprogramm für den Sport nach der Coronapandemie und mit dem Bewegungsgipfel im Dezember.

Deutschland hat sich tatsächlich in den letzten 16 Jahren an allen Ecken und Enden zu wenig bewegt. Aber die Ampel ist jetzt auf dem richtigen Weg.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dietrich Monstadt [CDU/CSU]: Die bewegt sich auch nicht! – Gegenruf des Abg. Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Die bewegt sich nur zurück!)

Lassen Sie uns Sport-, Gesundheits- und Sozialpolitiker gerne weiter im Austausch bleiben. Ich freue mich darauf.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Letzter Redner in dieser Debatte ist Robin Mesarosch für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Philipp Hartewig [FDP])