Rede von Niklas Wagener Waldbewirtschaftung

Niklas Wagener MdB
26.01.2023

Niklas Wagener (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Unser Wald befindet sich in einer nie da gewesenen Situation. 500 000 Hektar Wald sind in den vergangenen Jahren der Klimakrise zum Opfer gefallen und müssen nun dringend wieder aufgeforstet werden. Vielerorten gleichen die kürzlich noch bewaldeten Flächen heute vielmehr einer Mondlandschaft. Das Waldsterben findet nicht irgendwo weit weg in Brasilien statt, sondern hier mitten unter uns.

Unseren Försterinnen und Förstern bin ich unglaublich dankbar. Sie kämpfen heute an allen Fronten im Wald: gegen den Borkenkäfer, gegen Windwürfe, gegen Waldbrände, also gegen die Folgen der Klimakrise. Ich bin stolz auf unsere Forstwirtschaft, die in Deutschland auf eine unglaublich lange Tradition und auf die Etablierung des Nachhaltigkeitsgedankens zurückblicken kann. Ist heute Nachhaltigkeit in aller Munde, so waren es viele Försterinnen und Förster, die begannen, nur noch so viel Holz dem Wald zu entnehmen, wie auch wieder nachwächst.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Freilich hat sich gerade in den vergangenen Jahrzehnten Grundlegendes in der Forstwirtschaft verändert. Eine möglichst naturgemäße Bewirtschaftung steht längst im Fokus vieler Forstleute. Dafür haben wir uns als Grüne stets eingesetzt. Diesen Weg, den Wald möglichst artenreich und naturnah zu bewirtschaften, unterstützen wir als Ampelkoalition mit 900 Millionen Euro, mit denen wir die positiven Auswirkungen einer solchen naturgemäßen Waldbewirtschaftung auf unsere frische Luft, auf unser Trinkwasser, auf den Hochwasserschutz, also auf die sogenannten Ökosystemdienstleistungen des Waldes, erstmals honorieren.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Außerdem werden wir den Errungenschaften einer besonders naturgemäßen Bewirtschaftung unserer Wälder mit der Novelle des Bundeswaldgesetzes Rechnung tragen. Ich danke an dieser Stelle dem Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik, der uns zum Thema der „Guten fachlichen Praxis“ durch seine frisch erschienene Stellungnahme wertvolle Impulse geliefert hat.

Klima- und Artenschutz sind längst die Wirtschaftsgrundlage im Wald geworden. Ich bin fassungslos, wenn ich Ihrem Antrag, liebe CDU/CSU, entnehmen muss, dass Sie das immer noch nicht verstanden haben. Sie reden zwar von der Stärkung der Forstwirtschaft, betrachten aber die Förderung von Biodiversität im Wald immer noch als Zumutung. Dabei ist der Waldumbau hin zu einem artenreichen Mischwald Grundvoraussetzung, um in Zukunft überhaupt noch planmäßig im Wald wirtschaften zu können.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Eine planmäßige Forstwirtschaft ist heute oft kaum noch möglich, weil die Forstleute nur noch den enormen Schadflächen – sprich: den Folgen der Klimakrise – im Wald hinterherlaufen müssen. Mit Ihrer gescheiterten Klimapolitik haben Sie der Forstwirtschaft so schwer geschadet wie keine andere Partei. Der größte forstpolitische Fehler der vergangenen 30 Jahre war es, 60 Prozent des Forstpersonals in Deutschland abzubauen und die Forstreviere so zu vergrößern, dass der Waldumbau in der Geschwindigkeit, wie wir ihn heute bräuchten, gar nicht zu stemmen ist.

Das Thünen-Institut hat die Kosten für den Waldumbau auf bis zu 50 Milliarden Euro beziffert. Wenn wir den Wald erhalten, von seinen Ökosystemdienstleistungen weiter profitieren, den wertvollen Klimarohstoff Holz weiterhin nutzen und gerade im Baubereich mehr denn je nutzen wollen, dann werden wir dies nicht allein mit einem neuen Bundeswaldgesetz stemmen können. Hier brauchen wir zupackende Hände im Wald, die mithelfen. Wir brauchen wieder halb so große Forstreviere, also doppelt so viele Försterinnen und Förster. Hier müssen wir mit den Bundesländern eine gemeinsame Kraftanstrengung unternehmen und in der Bevölkerung dafür werben, einen forstlichen Beruf zu ergreifen.

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Ich danke meinen geschätzten Kollegen Busen und Mackensen-Geis für die hervorragende Zusammenarbeit in der Koalition. Gemeinsam packen wir es an. Dafür brauchen wir keine Anträge aus Union und AfD und lehnen diese deshalb ab.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Vizepräsident Wolfgang Kubicki:

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner ist der Kollege Hermann Färber, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)