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26.11.2020

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wein macht redselig. Möglicherweise sind deshalb schon vor den Weindebatten im Bundestag in vielen freundlichen Gesprächen die wichtigen Punkte abgeräumt worden.

Wein trinken an sich ist ja auch was Schönes. Der Weinbau prägt aber auch das Gesicht dieses Landes entscheidend mit, und das soll auch so bleiben. Der erzielten Einigung zum Weingesetz stimmen wir zu; denn sie soll dazu beitragen, dass deutscher Wein auch in Zukunft seinem Qualitätsversprechen gerecht wird und im In- und Ausland besser vermarktet werden kann; das hat die Frau Ministerin schon gesagt.

Mehr Transparenz und die Stärkung kleiner Anbaugebiete können da helfen. Aber es ist auch ein bisschen Wasser in dieser Weinkiste. Die echten Konfliktlinien wie die Kennzeichnung von Herkunftsangaben verstecken sich vor allem in der Weinverordnung. Den Streit werden die Bundesländer im Bundesrat austragen müssen. Den Streit sparen wir uns hier.

Die Umstellung der Herkunftskennzeichnungen stellt für einige Erzeuger eine Herausforderung dar. Aus unserer Sicht braucht es da zwingend eine angemessene Übergangszeit. Darüber, ob das vier Jahre sein sollten oder sechs, Frau Ministerin, muss man wirklich nachdenken. Mit einer entsprechenden Übergangszeit geben wir allen die Chance, mit guter Umstellungsplanung und entsprechenden Vermarktungsinitiativen den Absatz ihrer Produkte zu sichern.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Aber für einen wirklich zukunftsfähigen Weinbau ist es mit der Novellierung des Weinrechts nicht getan. Die größte Gefahr ist jetzt die Klimakrise. Seit Jahren verzeichnet der Weinbau deutliche Veränderungen bei Vegetationsphasen, Reifedauern und dem Lesebeginn. Die Weinwirtschaft ist auf aktiven Klimaschutz angewiesen, und wir warten bis heute darauf, dass die Bundesregierung da endlich liefert.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Zum Zweiten geht es um Klimaanpassung. Die Kollegen haben ja schon erkannt, dass es auch um Züchtung geht, um neue Rebsorten. Deutschland hat bei der Resistenzzüchtung von Reben eine lange Tradition und ist europaweit führend auf diesem Gebiet. Hier ist nun etwas gelungen, was Gentechnikanhängerinnen und ‑anhängern ein bisschen ungelegen kommen mag: Gerade beim Wein, wo Züchtung enorm schwierig, komplex und langwierig ist, wurden tatsächlich gleich mehrere pilzwiderstandsfähige Sorten entwickelt, ganz ohne alte Transgentechnik und ganz ohne neue gentechnische Methoden wie CRISPR/Cas. Es geht also.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Carsten Träger [SPD])

Genau diese Art von Züchtungserfolgen braucht unsere Unterstützung. Hier müssen wir eine massive Informationsoffensive starten, um den Bekanntheitsgrad solcher neuen Sorten zu erhöhen. Schnellere Markteinführung ist ein Teil davon, lieber Kollege Auernhammer. Wir müssen aber auch den Anbau dieser Sorten attraktiv machen, damit nicht nur, aber vor allem die Besten der Besten diese Sorten anbauen wollen; denn wenn wir hier viele Parker-Punkte haben, dann ist das die beste Vermarktungsoffensive.

Weingeschmäcker ändern sich. Die Weinwirtschaft muss sich auf Veränderungen einstellen. Wir sollten mehr Flexibilität auf allen Seiten ermöglichen. Das ist wichtig, um auch in Zukunft die Weinbautradition in diesem Land zu erhalten.

Wohl bekomm’s!

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vizepräsident in Claudia Roth:

Vielen Dank. – Maske, Herr Ebner! Richtig anziehen, bitte: hinterm Ohr.

(Heiterkeit – Zurufe)

– Das ist kein Kindergarten, das ist unsere Verantwortung.

(Weitere Zurufe)

– Ich habe es mir schon gedacht: Jetzt kommt eine Weinregion in Bayern.

Letzter Redner in dieser weinseligen Debatte: Artur Auernhammer für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Stephan Protschka [AfD]: Jetzt wird der Bocksbeutel gelobt!)