Rede von Dr. Zoe Mayer Wölfe
Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ja schon ein bisschen absurd: Die Menschheit weiß, wie man zum Mond fliegt, aber beim Punkt Weidetierschutz oder Weidetierhaltung, da fällt der Union wirklich gar nichts ein außer „abschießen“, und das ist wirklich sehr, sehr traurig bei so einer Debatte.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Die Weidetierhaltung ist ein großer Fortschritt für den Tierschutz. Denn natürlich ist die Weidetierhaltung besser als alles, was die Stalltierhaltung zu bieten hat. Die Weidetierhaltung hat noch andere positive Aspekte in Bezug auf unsere Umwelt, zum Beispiel beim Landschaftsschutz oder beim Humusaufbau. Deswegen müssen wir die Weidetierhaltung politisch natürlich unterstützen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Wir haben eindeutig Probleme mit Wolfsrissen; wir erkennen das an. Genau deswegen beschäftigen wir uns damit, ernsthafte Maßnahmen zu finden, und fordern nicht einfach wild populistisch: den Wolf abschießen. Wir wissen, dass es das Problem nicht lösen wird.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Wer ist hier populistisch?)
Wir haben heute schon einige Punkte zum Thema Herdenschutz angesprochen. Auch meine Kollegin Franziska Kersten hat bereits darauf hingewiesen. Wir haben eine tolle Dokumentation darüber, was hilft und was wir beim Herdenschutz eigentlich tun können.
Wir sehen auch: In über 80 Prozent der Fälle, wo es Wolfsrisse gab bei Schafen und Ziegen, gab es keinen hinreichenden Herdenschutz oder sogar gar keinen Herdenschutz.
(Henning Otte [CDU/CSU]: Wollen Sie das den Bauern vorwerfen? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU]: Selber schuld, oder was?)
Da müssen wir ansetzen; da müssen wir auch von unseren Nachbarländern lernen, die ja schon länger den Wolf beheimaten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So geht evidenzbasiertes Handeln!)
Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:
Frau Kollegin, erlauben Sie eine Zwischenfrage?
Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Nein, ich glaube, wir haben dazu tatsächlich schon alles gesagt. – Mir ist es wichtig, noch mal darauf hinzuweisen: Wir haben in den Ländern schon fast flächendeckend Förderprogramme. Fast alle Bundesländer bieten das an, und auch der Bund unterstützt mit Fördermitteln über die GAP und über die GAK. Also: Es passiert viel. Wir sind natürlich bereit, unser Instrumentarium auch fortwährend weiterzuentwickeln. Da könnten Sie sich auch mal konstruktiv einbringen. Das, glaube ich, wollen Sie an der Stelle aber gar nicht.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Henning Otte [CDU/CSU]: Es ist unverschämt, mir zu unterstellen, ich wolle nicht konstruktiv arbeiten! Das ist unverschämt, was Sie machen! Wir wollen den günstigen Erhaltungszustand und nur den günstigen Erhaltungszustand – mehr wollen wir nicht –, damit Sie eine gesetzliche Grundlage zum Arbeiten haben! Sie haben die Verantwortung! Sie können die Gesetze ändern; das machen Sie aber nicht! Das ist unseriös!)
Alle, die heute den Abschuss des Wolfes fordern, die sollen uns doch bitte einmal nachweisen, dass das Abschießen wirklich eine wirksame und vor allen Dingen eine gerechtfertigtere Maßnahme für den Tierschutz und für den Artenschutz ist als die anderen Maßnahmen, die wir haben. Das tun Sie nicht, und ich bin mir sicher: Sie können es auch nicht.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Zum Abschluss der Debatte muss man sagen, gerade weil die CDU/CSU heute so viel über Tierschutz gesprochen hat: Es ist natürlich die traurige Ironie heute: Wenn der Wolf am Ende die Weidetiere nicht tötet, der Mensch tut es ganz sicher.
(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der AfD)
Deswegen ist der beste Tierschutz natürlich, gar nicht zu töten.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:
Für eine Kurzintervention erhält die Kollegin Damerow das Wort.