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Social-Media-Verbot in Australien: Gut gemeint, schlecht gemacht

Anlässlich des morgen in Australien in Kraft tretenden Verbots sozialer Netzwerke für Jugendliche unter 16 Jahren erklären Anna Lührmann, Mitglied im Ausschuss für Digitales und Staatsmodernisierung, und Denise Loop, Sprecherin für Bildung, Familie, Senioren und Jugend:

Soziale Medien sind aktuell kein sicherer Ort für junge Menschen. Das muss sich ändern.

Australien setzt auf ein pauschales Verbot für Menschen unter 16 Jahren. Das kann kein Vorbild für Deutschland und Europa sein. Die eingesetzten Methoden zur Altersfeststellung sind unzuverlässig und fehleranfällig. Dabei werden private Daten in großem Stil gesammelt, die in die falschen Hände geraten können. Zudem können sie leicht umgangen werden.

Die australische Regelung ermöglicht den Digitalkonzernen, ihr verantwortungsloses Geschäftsmodell weiterzuführen. Statt Digitalkonzerne zu verpflichten, ihre Plattformen für alle sicher zu gestalten, werden junge Menschen einfach ausgeschlossen. Kinder und Jugendliche haben sowohl ein Recht auf digitale Teilhabe als auch auf angemessenen Schutz im digitalen Raum. Junge Menschen müssen altersgerecht an digitale, demokratische Diskurse herangeführt werden.

Wir brauchen sichere Soziale Medien für junge Menschen – jetzt! Die EU-Kommission hat mit dem Digital Services Act bereits die rechtliche Grundlage dafür geschaffen. Sie hat in ihren Leitlinien sehr detailliert ausgeführt, wie jugendgerechte Standardeinstellungen auf Plattformen aussehen sollten. Dazu zählen: nur altersgerechte Inhalte, keine süchtig-machenden Funktionen wie virtuelle Belohnungssysteme und keine Kontaktaufnahme durch Unbekannte. 

Es ist klar, was zu tun ist: Bundeskanzler Merz muss sich dafür einsetzen, dass die EU-Kommission Jugendschutz in den sozialen Medien endlich durchsetzt.