05 Mai 2023

Konferenz Grüne Wärme für alle – bezahlbar, unabhängig, klimafreundlich

Eine Frau, Katharina Dröge, an einem grünen Redepult
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen | Molau
Eine Frau, Katharina Dröge, an einem grünen Redepult

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Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen | Molau

Die Umstellung auf eine klimaneutrale, bezahlbare und ressourcenschonende Wärmeversorgung kann gelingen. Der Einsatz erneuerbarer Energien in unseren Gebäuden und energiesparendes Wohnen sind eine Chance für alle: Sie schützen unser Klima, sind günstiger für die Allgemeinheit und bewahren Mieter*innen und Eigentümer*innen vor steigenden Kosten. Die Wärmewende bleibt ein Gemeinschaftsprojekt auf vielen Ebenen, bei dem wir alle Akteur*innen gleichermaßen mitnehmen müssen.

Auf dem Weg dahin stellen wir uns den zahlreichen Herausforderungen: Wie gelingt uns eine sozial gerechte Wärmeversorgung? Wie setzen wir mehr Effizienz in unseren Gebäuden um? Mit welchen Maßnahmen lässt sich der Fachkräftemangel überwinden? Wie schaffen wir die Wärmewende in unseren Kommunen?

Diese und viele weitere Fragen waren Gegenstand der Grünen Wärmekonferenz am 5. Mai 2023.

Faire Wärme erfordert ein ganzheitliches Umdenken

Zum Auftakt begrüßte Bernhard Herrmann gemeinsam mit der Moderatorin Helena Sattler den vollen Saal in der Heinrich-Böll-Stiftung. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Folgen für unsere Wärmeversorgung haben zugespitzt, was sich bereits vorher aufdrängte: Wir müssen für die Klimaneutralität 2045 jetzt handeln und uns von fossilen Energien loslösen. Faire Wärme – also bezahlbar, unabhängig und klimafreundlich – erfordere ein ganzheitliches Umdenken, denn das Beheizen unserer Gebäude betrifft uns alle. Dabei seien auch Energiesparen, Energieeffizienz und die Schonung unserer Ressourcen Grundpfeiler einer gelingenden Wärmewende.

Gleichzeitig erfordere die Umstellung aber auch eine soziale Flankierung, denn der Zusammenhang zwischen den energetisch schlechtesten Gebäuden und den niedrigsten Einkommen ist unverkennbar. Zu verhindern sei, dass Menschen in der fossilen Kostenfalle landen.

Faire Wärme erfordert ein ganzheitliches Umdenken, denn in 22 Jahren schon will, soll und muss Deutschland klimaneutral sein.

Bernhard Herrmann

Es braucht konkrete Lösungen

Unsere Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge begrüßte in ihrer Eröffnungsrede die aktuelle öffentliche Aufmerksamkeit für die Wärmethemen. Viel zu lange wäre die Relevanz verkannt worden, die das Beheizen unserer Gebäude für das Erreichen unserer Klimaziele hat. Vorherige Bundesregierungen hätten die Debatten darüber gemieden. Aktuell führten wir eine ehrliche öffentliche Diskussion und viele Menschen in unserem Land wollten mitmachen, wünschten sich konkrete Lösungen für die Wärmewende. Lösungen brauche es auch dafür, dass wir noch mehr Menschen bei der Umstellung unterstützen wollen.

Deswegen bringen wir als Fraktion neue Vorschläge in die Debatte ein: Menschen mit geringem Einkommen wollen wir deutlich höher fördern, mit bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten für eine neue Heizung. Und wir wollen mehr Einkommensgruppen in die höhere Förderung einbeziehen.

Katharina Dröge betonte, dass der Umstieg hin zu einer klimafreundlichen Wärme eine Sicherheit gegen steigende Preise biete. Kern einer guten Wirtschaftspolitik sei es, diesen Wandel zu erkennen und den Mut zu haben, neue Technologien einzusetzen. Im Bereich der Wärmewende gelte es, Innovationen zu begrüßen und es müsse vermeiden werden, wirtschaftlich abgehängt zu werden. Gleichzeitig sollten vor allem bereits bestehende, effiziente und günstigere Lösungen bei der Umstellung zum Einsatz kommen. Grüner Wasserstoff werde als allererstes in der Industrie gebraucht, denn diese habe keine anderen Alternativen für eine klimaneutrale Produktion.

Wer heute ernsthaft noch eine Heizung kauft, die mit Fossilen betrieben wird, der hält eine Wette gegen die Klimaziele.

Katharina Dröge

Konkretes Handeln beim Klimaschutz ist die politische Aufgabe unserer Generation

Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck appellierte in seiner Keynote, nicht allein die Herausforderungen und Schwierigkeiten der Umstellung in den Vordergrund zu stellen. Das sei die falsche Lehre aus dem letzten Jahr in dem wir gezeigt hätten, dass viel mehr möglich sei als wir uns zunächst zugetraut haben.

Absehbar sei es gewesen, dass die aktuelle Debatte um unsere Wärmeversorgung eine der herausforderndsten werden würde. Sie müsse auch anspruchsvoll geführt werden, damit wir ein gutes und im Verständnis breit getragenes Gesetz hinbekommen. Nichthandeln sei keine Option; heutige Fehlentscheidungen und das Wegducken vor dem Klimaschutz würden sonst dazu führen, dass unsere Herausforderungen nur größer würden. Die politische Aufgabe unserer Generation sei, beim Klimaschutz konkret zu werden. Die Verantwortung dafür, so Habeck, dürfte inzwischen bei allen, die wach in dieser Zeit leben, tief verankert sein.

Das haben wir im letzten Jahr gelernt: dass wir viel besser sein können als wir bisher dachten […], wenn wir uns nur richtig anstrengen und unterhaken.

Robert Habeck

Die Wärmewende ist eingeleitet und kommt voran

Daran anschließend zeichnete Dr. Martin Pehnt, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu), den gegenwärtigen Stand der Entwicklung unserer Wärmeversorgung auf. Die Wärmewende sei eingeleitet und viele in unserem Land gingen bereits mit gutem Beispiel voran. Nicht zu vernachlässigen sei aber die Notwendigkeit, den grundsätzlichen Energieverbrauch zu reduzieren: durch Effizienz und einen angemessenen Wärmeschutz, durch Suffizienz, aber auch durch unser aller Verhalten. Darüber hinaus müsse sorgfältiger geplant werden, wie etwa durch ein kommunales Wärmeplanungsgesetz.

Eine große Herausforderung werde es dann sein, das Geplante verbindlich in den Kommunen umzusetzen. Nur so ließen sich Kosten sparen und würden Projekte volkswirtschaftlich sinnvoll sein. Auf dem Weg der Umsetzung müssten auch Akzeptanz und Verständnis in unserer Gesellschaft geschaffen werden. Dazu seien Lösungen für eine faire Kostenaufteilung notwendig. Auch sozial schwächere Haushalte müssten in die Lage versetzt werden, bei der Umstellung mitzumachen. Dazu gehöre es auch, die aktuellen Mietrechtsregelungen anzupassen. Gefragt sei aber zudem ein Denken über den Tellerrand hinaus: flexible Nutzungsoptionen bei Bestandgebäuden, das Bauen mit klimafreundlichen Materialien, eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung, Mietmodelle für Heizungen – all diese Optionen seien geeignet, ihren Beitrag für eine gelingende Wärmewende zu leisten.

Gemeinschaftsprojekt Wärmewende

Bernhard Herrmann moderierte die Podiumsdiskussion mit Julia Verlinden, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, mit Ramona Pop, Vorständin Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., mit Dr. Kai H. Warnecke, Präsident von Haus & Grund Deutschland e.V. und mit Dr. Martin Pehnt, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg.

Julia Verlinden blickt den nächsten zwei Jahren trotz besonderer Herausforderungen mit Zuversicht entgegen. Die Wärmewende habe schon längst begonnen. Mit der Unterstützung und der jahrelangen Erfahrung vieler Akteur*innen der Energieberatung und der Verbraucherzentralen seien wir gut aufgestellt und dem Gemeinschaftsprojekt gewachsen.

Ramona Pop betonte die Individualität passender Lösungsansätze, weshalb Energieberatungen essenziell seien bei der Umstellung. Die Unsicherheit in der Gesellschaft sei darin begründet, dass lange verkannt wurde, dass die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung unserer Gebäude die viel größere Aufgabe bei der Energiewende sein werde. Sie plädierte für eine Versachlichung der Debatte und eine künftig sozial gestaffelte Förderung.

Dr. Warnecke betonte die Bedeutung kommunaler Wärmeplanung für die Umstellung der Wärmeversorgung. Für die Planungs- und Investitionssicherheit von Hauseigentümer*innen sei wichtig zu wissen, welche Anschlussmöglichkeiten künftig in ihren Kommunen bestehen werden. Zudem warnte er vor finanzieller Überforderung vieler Haushalte.

Dass wir bei weitem nicht bei „null“ beginnen, zeigten die bereits seit Jahren bestehenden Wärmepläne in vielen Kommunen, so Dr. Martin Pehnt. Der zeitliche Faktor erfordere die Parallelität von Gebäudeenergiegesetz und dem Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung. Beide Prozesse seien verzahnt und liefen strukturiert ab, dafür würden etwa die im Gesetz vorgesehenen Übergangsfristen sorgen.

Impressionen

Forum 1: Kupfer und Köpfchen - Intelligente Integration von Wärmepumpen & Co. ins Verteilnetz

Wärmepumpen boomen - im Neubau wie im Bestand werden sie bei der Wärmewende eine entscheidende Rolle spielen. Ohne großen Aufwand können sie ihren Strombezug zeitlich etwas verschieben, ohne zu Einbußen beim Heizen zu führen. Das verleiht ihnen enormes Potenzial, Verbraucher*innen von günstigen Strompreisen in Zeiten hoher Wind- und Sonneneinspeisung profitieren zu lassen, die Netze optimal auszulasten und den zusätzlichen Verteilnetzausbau damit zu reduzieren.

Gemeinsam haben die Bundestagsabgeordnete Dr. Ingrid Nestle (Moderation), Dipl.-Ing. Matthias Lenz, Geschäftsfeldleiter für Netzplanung und Netzbetrieb am Fraunhofer IEE und Dr. Kai Roger Lobo, Director Public Affairs Germany der Viessmann Group, näher beleuchtet, wie wir dieses Potenzial heben können.

Im Zuge der Energiewende, so Matthias Lenz, kämen auf die Verteilnetze zwei neue Aufgaben zu: Zum einen müssten sie, gerade zur Mittagszeit, erhebliche Mengen Strom aus den zumeist ans Verteilnetz angeschlossenen Solaranlagen aufnehmen. Zum anderen müssten sie, vor allem in den frühen Abendstunden, durch Wärmepumpen und ladende Elektroautos deutlich größere Verbrauchsspitzen bewältigen als bisher.

Je besser flexible Verbraucher wie Wärmepumpen ihren Strombezug mit anderen Verbrauchern am Netz abstimmen, desto optimaler werde das Netz ausgelastet – und desto geringer sei der benötigte Zubau im Verteilnetz. Dafür müsse der Netzbetreiber die jeweilige Auslastung des Netzes jedoch kennen. In vielen Fällen ist dies noch nicht der Fall, betonte Lenz, und stellte klar: Hier braucht es mehr Tempo, etwa bei der Ausrüstung der Ortsnetzstationen mit entsprechenden Sensoren.

An diesen Impuls knüpfte Kai Lobo an: Eine elementare Voraussetzung sei Transparenz, nur auf dieser Basis könnten sich entsprechende Geschäftsmodelle gründen. Das vor wenigen Wochen beschlossene Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende sei hier ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um den Haushalten einen automatischen, flexibilisierten Strombezug zu ermöglichen. Entscheidend sei nun der weitere rechtliche Rahmen: Die Bundesnetzagentur müsse hier so schnell wie möglich die Voraussetzungen schaffen, dass das dezentrale Bereitstellen von Flexibilität für die Verbraucher*innen auch wirklich attraktiv wird und nicht an bürokratischen Hürden scheitert.

Forum 2: Kommunale Wärmeplanung: der Grundstein zur dezentralen Wärmewende vor Ort

Um das Ziel einer vollständigen Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bis 2045 zu erreichen, braucht es aufeinander abgestimmte Pläne für die Transformation der Strom-, Gas- und Wärmenetze vor Ort. Um diese Prozesse zu koordinieren und sinnvoll aufeinander abzustimmen, braucht es die kommunale Wärmeplanung. Wie ein entsprechendes Gesetz aussehen sollte, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, diskutierte unsere Abgeordnete Karoline Otte mit Kerstin Deller, Leiterin der Unterabteilung Grundsatzfragen Effizienz, Wärme und Wasserstoff des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Anders als Strom oder Erdgas ist Wärme wegen hoher Transportverluste nicht über weite Strecken transportierbar. Um den Gebäudebestand in Deutschland treibhausgasneutral mit Wärme zu versorgen, braucht es deshalb viel mehr eine dezentrale und lokale Wärmewende, angepasst an die individuellen Gegebenheiten jeder Kommune. Dort, wo die Wärme verbraucht wird, wird sie zukünftig zum großen Teil auch produziert werden. Die kommunale Wärmeplanung ist dabei der Grundstein für alle weiteren Folgemaßnahmen und sorgt für Planungs- und Investitionssicherheit.

Kerstin Deller stellte die konkreten Schritte einer Wärmeplanung vor und machte deutlich, welche rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene dafür gesetzt werden müssen. Anhand von unterschiedlicher Vorreiterkommunen, die bereits Wärmepläne erstellt haben, skizzierte sie Zielszenarien ganz unterschiedlicher Kommunen, sowohl in städtischen als auch ländlichen Räumen.

Eine zentrale Erkenntnis, die auch von den Teilnehmenden geteilt wurde, war dabei, dass die Einführung einer bundesweiten Pflicht zur Erstellung von Wärmeplänen entscheidend ist, um flächendeckend die Transformation der Wärmeversorgung zu meistern. Sowohl Kommunen als auch Netzbetreibende, Gebäudeeigentümer*innen und Bürger*innen brauchen die Planungs- und Investitionssicherheit der kommunalen Wärmeplanung, um sinnvoll und informiert agieren zu können.

In der abschließenden Fragerunde wurden durch das Fachpublikum viele Detailfragen angesprochen, die es bei der konkreten Ausgestaltung eines Wärmeplanungsgesetzes zu beachten gilt, und noch einmal der Wunsch bekräftigt, dass ein solches Gesetz möglichst schnell durch den Bundestag beschlossen werden soll.

Forum 3: Die Wärmewende: neues deutsches Wirtschaftswunder mit sozial-ökologischem Update

Im dritten Forum der Konferenz, moderiert von Christina-Johanne Schröder, Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen, diskutierten die Gäste Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer des Heiztechnik-Hersteller Stiebel Eltron, und Dr. Julika Weiß vom Institut für Ökologisches Wirtschaften gemeinsam mit den Teilnehmer*innen die wirtschaftlichen Aspekte der Wärmewende und ihre Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und den Industriestandort Deutschlands. Dabei wurde auch der Zusammenhang mit sozial-ökologischen Zukunftsfragen beleuchtet.

Es wurde von allen Beteiligten betont, dass die Wärmewende ein enormes Potenzial für das Wirtschaftswachstum in Deutschland birgt. Durch die verstärkte Nutzung von emissionsarmen Heizungsanlagen und die Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebereich könnten umfangreiche Konjunkturprogramme für die deutsche Wirtschaft entstehen.

Dr. Schiefelbein von Stiebel Eltron ist überzeugt, dass diese Umstellung zahlreiche regionale Unternehmen unterstützen und neue Arbeitsplätze schaffen wird. Stiebel Eltron plant daher, Tausende neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dr. Julika Weiß vom IÖW betonte die positive Entwicklungsmöglichkeit für den Industriestandort Deutschland durch die Transformation des Wärmesektors. Die Umschulung von Fachkräften im Bereich der Wärmepumpen und die steigende Nachfrage nach Sanierungen könnten zu einem Umsatzwachstum für das Handwerk und Unternehmen im Heizungssektor führen.

Sowohl die Fachgäste als auch die Teilnehmer*innen des Forums sprachen auch verschiedene kritische Punkte an: So wurde hinterfragt, ob das Handwerk angesichts des aktuellen Fachkräftemangels ausreichend auf die bevorstehende Transformation im Wärmebereich vorbereitet ist und ob die langfristige Attraktivität der benötigten Arbeitsplätze sowohl in mittelständischen Unternehmen als auch bei der Montage von Wärmeinstallationen gewährleistet ist.

Diese Zukunftsfragen können wir Grüne im Bundestag bereits heute beantworten: Der bisher zögerliche Fachkräftewandel kommt in Fahrt und soll mit der gegebenen Planungssicherheit auch langfristig attraktiver werden. Des Weiteren wird die Wärmewende von einer umfangreichen kommunalen Wärmeplanung flankiert werden.

Insgesamt wurde die Wärmewende als Jobmotor für Industrie und Handwerk betrachtet, mit dem Potenzial, in Deutschland ein neues Wirtschaftswunder zu schaffen. Es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die deutsche Industrie jetzt dringend handeln muss. Dafür brauche sie Planungssicherheit. Hierfür brauche es die richtigen politischen Weichenstellungen zu treffen. Nur so könne die deutsche Industrie im Wettbewerb auf dem Markt neuer Heizungsformen bestehen und letztlich der Industriestandort Deutschland nachhaltig gestärkt werden. Gesetze, wie die aktuelle Novelle des Gebäudeenergiegesetzes und auch das kommende Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung, gäben hierbei die richtige Stoßrichtung vor und sollten zügig auf den Weg gebracht werden.

Forum 4: EU-Sanierungspflicht: Faire Lösungen für eine höhere Sanierungsrate

Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen ist neben dem Einbau erneuerbarer Heizungen auch die energetische Sanierung unserer Gebäude eine entscheidende Maßnahme. Deshalb arbeitet die Europäische Union derzeit an der Einführung verbindlicher Sanierungsziele, sogenannter Mindesteffizienzstandards (engl. Minimum Energy Performance Standards, kurz MEPS). Hierzu diskutierte unser Abgeordneter Kassem Taher Saleh mit Nils Thamling von der Prognos AG, Jutta Gurkmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband und interessierten Teilnehmer*innen im Rahmen des Forums 4 zur EU-Sanierungspflicht.

Die Einführung in den Austausch machte Kassem Taher Saleh mit einer Einbettung des Themas in das Gesamtvorhaben Wärmewende. Die MEPS seien im Angesicht verfehlter Klimaziele des Gebäudesektors in den vergangenen Jahren und als Teil des Klimaschutzsofortprogramms der Bundesregierung ein wichtiger Bestandteil der Wärmewende. Die Grüne Bundestagsfraktion setze sich dabei für eine ambitionierte Ausgestaltung der Sanierungsvorgaben, wie sie auch das Europaparlament vorschlägt, ein. Nicht zu vernachlässigen sei aber die faire und soziale Ausgestaltung begleitender Förderprogramme. Auf nationaler Ebene sollten die MEPS in der nächsten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes untergebracht werden.

Nils Thamling von Prognos zeigte in seinem Impulsvortrag aus wissenschaftlicher Perspektive auf, dass ambitionierte und gut aufeinander abgestimmte Politikmaßnahmen erforderlich sind, um die Klimaneutralität 2045 im Gebäudesektor zu erlangen. Dabei seien die Ziele nur erreichbar, wenn sofort auf neue, fossile befeuerte Wärmeerzeuger verzichtet und die Sanierungsrate gesteigert werde. Wichtige Kernelemente für Mindesteffizienzstandards seien dabei die gezielte Ausrichtung auf die energetisch schlechtesten Gebäude, rechtssichere Nachweise wie ein Energieausweis sowie eine gezielte Förderung.

Auch im darauffolgenden Impulsvortrag hob Jutta Gurkmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband wurde hervor, dass eine flankierende Förderlandschaft zentral sei, wenn es um die nationale Ausgestaltung der MEPS geht. Eine wichtige Lehre aus der Energiepreis-Krise sei die Reduktion des Energiebedarfs als Schlüssel für Bezahlbarkeit, Klimaschutz und Energiesicherheit. Zudem seien Anpassungen im Mietrecht, die Weiterentwicklung des Gebäude-Energieausweises oder der Ausbau der unabhängigen Energieberatungen wichtige begleitende Instrumente.

Die anschließende Diskussion mit den Teilnehmenden des Forums zeigte auf, dass die aktuelle Debatte rund um den Heizungstausch mit der Debatte rund um die EU-Sanierungspflicht verknüpft ist. Das Publikum betonte die Wichtigkeit von ausreichend verfügbarer Energieberatung, die Möglichkeit kommunalpolitischer Instrumente und Fördertöpfe sowie die Wichtigkeit von Mieterschutz und Härtefallregelungen für Menschen mit niedrigen Einkommen. Außerdem wurden die Schwierigkeiten diskutiert, die in Wohnungseigentümergemeinschaften bei anstehenden Sanierungen aufkommen können. Als Vertreter der bündnisgrünen Bundestagsfraktion nahm Kassem Taher Saleh die Bemerkungen entgegen und betonte zum Schluss die Wichtigkeit einer fairen und sozialen Ausgestaltung von Mindesteffizienzstandards auf nationaler Ebene.

Forum 5: Der CO2-Preis als Treiber der Wärmewende

Die Teilnehmer*innen der Workshops diskutierten die Chancen und Hemmnisse der CO2-Bepreisung im Wärmesektor gemeinsam mit der Expertin Dr. Katja Schumacher vom Öko-Institut und unserer Abgeordneten Lisa Badum. Der Workshop startete mit einem Input von Katja Schumacher zu den aktuellen Regelungen des CO2-Preises im Gebäudesektor, zur Aufteilung des Preises zwischen Mieter*innen und Vermieter*innen und um den ETS 2, der ab 2027 starten wird. Daneben waren auch verschiedene Rückverteilungsmechanismen Thema.

Es wurde deutlich, dass die CO2-Bepreisung alleine kaum zur Erfüllung unserer Klimaziele im Jahr 2030 führen wird. Deswegen sind begleitende gesetzliche Maßnahmen, wie das aktuell diskutierte Gebäudeenergiegesetz, auch so wichtig. Auch die Workshop-Teilnehmer*innen hielten begleitende gesetzliche Maßnahmen für sinnvoll. Dabei wurde immer wieder betont, dass Politiker*innen ehrlich kommunizieren sollten, dass die Kosten für den Betrieb fossiler Heizungen in den kommenden Jahren schon allein durch die aktuellen Regelungen zur Bepreisung des CO2-Ausstoßes im Gebäudesektor stark steigen werden. Auch bei der Aufteilung des CO2-Preises zwischen Mieter*innen und Vermieter*innen haben sich die Teilnehmer*innen mehr Kommunikation von der Politik gewünscht.

Auch Möglichkeiten der Rückverteilung der Einnahmen aus dem CO2-Preis wurden diskutiert. Für viele Teilnehmer*innen ist das Klimageld ein wichtiger Beitrag zur Rückverteilung, aber auch die Fördermaßnahmen werden als wichtiger Teil der Klimapolitik angesehen. 

Forum 6: Aufgeheizte Debatte – eine sachliche Diskussion zum Heizungsumstieg ab 2024

Ab 2024 werden Vorgaben für den Anteil erneuerbarer Energien von Heizungsanlagen eingeführt. Deutschland verabschiedet sich damit vom fossilen Heizen und beginnt mit der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. In den letzten Monaten ist eine hitzige öffentliche Debatte dazu entfacht, während die Ziele der Regulierung oftmals in den Hintergrund der Diskussionen gerückt sind. Anlässlich der erschwerten öffentlichen Debatte hat Bernhard Herrmann gemeinsam mit den beiden Expertinnen Paula Möhring, Beraterin für Wärmeplanung, Integrierte Energiesysteme und Politikinstrumente beim Hamburg Institut sowie Elisabeth Staudt von der Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) einen Raum für die Versachlichung der Debatte geboten. Mit den Teilnehmenden vor Ort wurde über die Herausforderungen und Chancen der Neuausrichtung beim Heizungsaustausch diskutiert.

Im Rahmen der offenen Diskussion gingen die beiden Expertinnen auch auf einige der öffentlich im Fokus stehenden Kritikpunkte ein. So wurde klargestellt, dass der gegenwärtige Gesetzesentwurf ein breites und ausreichendes Spektrum an Auswahlmöglichkeiten bietet, wie künftig erneuerbar geheizt werden kann. Neben den im Gesetz explizit aufgeführten Optionen bietet eine allgemeine Klausel die Möglichkeit eines zusätzlichen rechnerischen Nachweises. Es wurde weiterhin darauf hingewiesen, dass bei Diskussionen über die Umstellungskosten zu häufig und verkürzt der Fokus auf die Investitionskosten gelegt werde. Stattdessen müsste das Augenmerk auf den Betriebskosten und einer Gesamtbetrachtung über den gesamten Lebenszyklus liegen.

Darüber hinaus brauche es in der öffentlichen Debatte eine ehrliche Auseinandersetzung mit der künftigen Verfügbarkeit von Gasen. Diese würden teuer und vor allem in anderen Anwendungsbereichen, wie etwa der Industrie, dringender benötigt als beim Beheizen unserer Gebäude. Dafür gibt es heute bereits einsetzbare und sinnvollere Lösungen. Wichtig bleibe auch die Diskussion um eine einkommensgestaffelte Förderung, einkommensschwache Zielgruppen müssten höhere Förderung erhalten.

Der Austausch mit den Teilnehmenden bekräftigte eine breite Unterstützung für das Gesetz und die Zielstellungen darin. Die Umstellung unserer Wärmeversorgung auf Erneuerbare wurde als längst überfälliger Schritt erachtet, bei dem es schnell voranzukommen gilt.

Deutlich wurde aber auch, dass die Debatte weiterhin emotional aufgeladen bleibt: Auch diejenigen, die sich mit den Zielen des Gesetzes identifizieren können, sehen noch viele Herausforderungen auf dem Weg hin zur Umsetzung. Einigkeit bestand darin, dass es vonseiten der Politik noch weiterer zielführender und sachlicher Aufklärungsarbeit bedarf, um die Notwendigkeit des Gesetzes in die Breite der Gesellschaft hineinzutragen. Auch muss ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass die Herausforderungen der Umstellung unserer Wärmeversorgung eine Gemeinschaftsaufgabe sind. 

Forum 7: Fachkräfte – Mangelware oder Adressatenproblem?

Wir sehen in vielen Bereichen einen Fachkräftebedarf. Auch im Wärmebereich fehlen zahlreiche Expert*innen. Ob Heizungsinstallateur*innen oder Handwerker*innen, ohne Fachkräfte wird es in Zukunft keine Wärmewende geben. Daher haben wir unter der Moderation unserer Abgeordneten Katrin Uhlig Gästen einen Diskurs über die aktuelle Lage geführt. Dabei haben wir diskutiert, welche Anreize es gibt, um Fachkräfte zu motivieren, welche politischen Ansätze zur Debatte stehen und welche es noch zu entwickeln bedarf.

Krischan Ostenrath, Koordinator des Netzwerk Grüne Arbeitswelt, führte aus, dass Fachkräfte ein Nadelöhr der Branche seien. Wir benötigten klare politische Rahmenbedingungen, damit Fachkräfte wissen, wo die Beschäftigungsmöglichkeiten heute und in zehn Jahren seien. Ein Bündel an Maßnahmen sei notwendig. Einiges davon müsse die Politik leisten, einiges die Branche.

Peter Küpper, Geschäftsführer Josef Küpper Söhne GmbH, verdeutlichte, dass wir gute Leute brauchten, um die Wärmewende hinzubekommen. Die Herausforderung sei, dass die Mitarbeitenden für Wärmepumpen weiterausgebildet werden müssten und zusätzliches Personal benötigt würde. Unterstützung beim Thema Ausbildung könnte hier sehr hilfreich sein.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Wir brauchen mehr Koordinierung seitens der Politik. Gerade mit Blick auf die Fachkräfte müssen die verschiedenen Stränge zusammengeführt werden. Ebenso brauchen wir dauerhafte Strukturen und dauerhafte finanzielle Unterstützung für diese Strukturen. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen und finanzielle Ressourcen für die Ausbildungsbereiche bereitstellen. Allerdings muss sich auch in der Branche vieles ändern, damit die Energiewende ein positives Image bekommen.

Forum 8: Gebäudesanierung sozial ausgestalten – aber wie?

Die energetische Modernisierung im Gebäudebestand muss vorangetrieben werden. Aber wie kann eine faire Verteilung der Kosten auf den Schultern aller beteiligten Akteur*innen erreicht werden?

Wir brauchen ein langfristiges Umdenken und kurzfristig weitere Maßnahmen wie die Neuausgestaltung der Sanierungsförderung, eine Umgestaltung der Modernisierungsumlage und ordnungsrechtliche Regelungen.

Hanna Steinmüller sprach darüber mit Dr. Sibylle Braungardt, Senior Researcher Energie & Klimaschutz vom Öko-Institut e.V., Irmela Colaço, Leiterin Wohnen und Gebäude vom BUND, und vielen interessierten Teilnehmenden.

Zunächst gab es eine kurze Einführung in zwei konkrete Modelle. Dr. Braungardt stellte das Teilwarmmietenmodell vor, bei dem Sanierungen am Ende immer warmmietenneutral sind. Die Heizkosten werden vollständig oder teilweise von den Vermietenden gezahlt. Dadurch besteht für sie ein Anreiz, in energetische Sanierungen zu investieren, weil die Heizkosten dann fallen. Gleichzeitig sollen Teilwarmmieten Mietende zum sparsamen Heizen motivieren, indem weiterhin verbrauchsabhängig abgerechnet wird.

Irmela Colaço stellte das Drittelmodell vor. In diesem Modell werden bestehende Instrumente wie die staatliche Förderung und die Modernisierungsumlage modifiziert, sodass die Kosten zwischen den Akteur*innen fairer verteilt werden. Ein Vorteil des Drittelmodells ist, dass bestehende Verträge nicht angepasst werden müssen und die Umsetzung zeitnah erfolgen kann, während die Umstellung auf ein Teilwarmmietenmodell einen größeren Aufwand mit sich bringt.

Unterschiedliche Aspekte einer sozialen Ausgestaltung der Gebäudesanierung wurden erörtert, viele unterschiedliche spannende Perspektiven und Meinungen gehört. Als Fazit bleibt, dass es eine Überarbeitung und Ausweitung der Förderkulisse sowie ordnungsrechtliche Maßnahmen braucht. Dabei ist die Abstimmung der einzelnen Maßnahmen enorm wichtig. Die Herausforderungen sind groß und gerade die mangelnde Akzeptanz bei Vermietenden stellt ein Hemmnis dar.

Forum 9: Vielfalt der Wärmeenergie entdecken - Klimaneutrale Potentiale im Quartier

Die Teilnehmer*innen des Workshops debattierten gemeinsam mit der Abgeordneten Anja Liebert und den beiden Referenten vom IZES (Institut für Zukunftsenergie- und Stoffströme gGmbH), Bernhard Wern und Prof. Dr. Katharina Gapp-Schmeling, wie die klimaneutrale Umgestaltung der Wärmeversorgung im Quartier funktioniert.

Anhand von Best Practice-Vorhaben in Quartieren auf dem Land und in der Großstadt wurde zunächst in Impulsvorträgen darauf hingewiesen, welche wesentlichen politischen Rahmenbedingungen gelten sollten: Planungssicherheit, in Form verlässlicher Förderung, soziale Verträglichkeit, verpflichtende kommunale Wärmeplanung und eine Bildungsoffensive für Energieberater. Hierbei seien nicht nur die neue Vielfalt der Wärmequellen, sondern auch diverse neue Netzwerke an Akteuren zu berücksichtigen und einzubinden. Eine Abfrage bei den Teilnehmer*innen des Workshops machte deutlich, dass darüber schon ein großes Bewusstsein herrscht.

Daraufhin wurden die signifikanten Unterschiede zwischen dem Quartier in der Großstadt und in der ländlichen Region verdeutlicht. Auf dem Land gibt es eine größere Bandbreite an Wärmequellen, wie Solarthermie, Biogas, Geothermie und Umweltwärme durch Wärmepumpe, welche in ein Wärmenetz eingespeist werden können. Im Großstadtquartier gibt es stattdessen vor allem PV und Abwärme aus der umliegenden Abwasserleitung, über eine zentrale Großwärmepumpe. Es spielen unterschiedliche Akteurskonstellationen eine Rolle, auf dem Land stehen eher die kleinen Akteure, wie die Bürger als Eigenheimbewohner, im Vordergrund. In der Großstadt eher die größeren Akteure, wie Stadtwerke und Wohnungsbaugesellschaften.

Der Energiemix und die immer komplexer werdenden Akteurskonstellationen machen einen kommunalen Aktionsrahmen und Fahrplan nötig, in Form einer verpflichtenden kommunalen Wärmeplanung, inklusive Instrumenten wie Wärmekataster. Es braucht bessere Prozessverfahren, da eher organisatorische, wie regulatorische Hemmnisse im Vordergrund stehen. Dabei muss die Kommune als Kümmerer Unterstützung bieten für ein neues Zusammenkommen von Betreiber und Abnehmer.

Im Zusammenhang mit den vor Ort zu hebenden unterschiedlichsten Wärmepotentialen kamen in der abschließenden Diskussionsrunde weitere entwicklungsbedürftige, kritische Themen zur Sprache, wie Umgang mit Denkmalschutz, Aufbau von Wärmespeicher, niedriger Sanierungsstand, offener Netzzugang, Smart Meter, gewerblich/industrielle Abwärme oder Konnexität in der Förderung. Es wurde abschließend deutlich, um welches Quartier auch immer es sich handelt, die Wärmewende ist lokal und wird vor Ort entschieden!

Uhrzeit Programm

10:00

Begrüßung

Bernhard Herrmann MdB
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

und

Helena Sattler
Moderatorin, Schauspielerin, Autorin

10:10

Eröffnungsrede

Katharina Dröge MdB
Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

10:30

Keynote Politik

Dr. Robert Habeck
Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

11:00

Keynote Wissenschaft

Dr. Martin Pehnt
Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu)

11:15

Podiumsdiskussion


Dr. Julia Verlinden MdB
Stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

Uta Weiß
Programmleiterin Gebäude/Wärmenetze
Agora Energiewende

Ramona Pop
Vorständin
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv)

Dr. Kai H. Warnecke
Präsident
Haus & Grund Deutschland e.V.

Moderation: Bernhard Herrmann MdB

12:30

 Mittagspause

13:30

Foren Phase 1

 

Forum 1: Kupfer und Köpfchen - Intelligente Integration von Wärmepumpen & Co. ins Verteilnetz

Wärmepumpen boomen - im Neubau wie im Bestand werden sie eine entscheidende Rolle spielen. Ihre Flexibilität bietet enormes Potential, Phasen mit starker EE-Einspeisung zu nutzen, Haushalte von günstigem grünem Strom profitieren zu lassen und den zusätzlichen Verteilnetzausbau erheblich zu reduzieren. Gemeinsam mit Expert*innen wollen wir deshalb diskutieren: Wie nutzen wir das volle Potential der Wärmepumpe auf Verteilnetzebene und im Stromsystem? Welche technischen Möglichkeiten hat die einzelne Wärmepumpe – welche Verschiebungen des Strombezugs beispielsweise sind ohne Komforteinbußen möglich?

mit Dr. Ingrid Nestle MdB (Moderation) | Dipl.-Ing. Matthias Lenz, Geschäftsfeldleiter für Netzplanung und Netzbetrieb, Fraunhofer IEE | Dr. Kai Roger Lobo, Director Public Affairs Germany, Viessmann Group

 

Forum 2: Kommunale Wärmeplanung: der Grundstein zur dezentralen Wärmewende vor Ort

Anders als Strom oder Erdgas ist Wärme wegen hoher Transportverluste nicht über weite Strecken transportierbar. Um den Gebäudebestand in Deutschland treibhausgasneutral mit Wärme zu versorgen, braucht es deshalb eine dezentrale und lokale Wärmewende, angepasst an die individuellen Gegebenheiten jeder Kommune. Die kommunale Wärmeplanung ist dabei der Grundstein für alle weiteren Folgemaßnahmen und sorgt für Planungs- und Investitionssicherheit. In diesem Forum diskutieren wir, welche Rahmenbedingungen der Bund für die Kommunen setzen muss, damit die Wärmeplanung vor Ort gelingen kann. Dabei wollen wir von den Erfahrungen aus Bundesländern und Kommunen lernen, die die kommunale Wärmeplanung schon umsetzen.

mit Karoline Otte MdB (Moderation) | Kerstin Deller, Leiterin Unterabteilung II A (Grundsatzfragen Effizienz, Wärme und Wasserstoff), Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

 

Forum 3: Die Wärmewende: neues deutsches Wirtschaftswunder mit sozial-ökologischem Update

Die Wärmewende kann sozial, ökologisch und wirtschaftlich zugleich sein. Davon können wir alle profitieren. Heizungen können ja auch einfach mal kaputt gehen. Im Umstieg auf erneuerbare Ressourcen liegen viele Chancen für unsere Gesellschaft. Weg von problembehafteten Betrachtungen, wollen wir hierauf unseren Blick lenken. 

mit Christina-Johanne Schröder MdB (Moderation) | Dr. Julika Weiß, Forschungsfeldleiterin „Nachhaltige Energiewirtschaft und Klimaschutz“, Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) | Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von STIEBEL ELTRON 

 

Forum 4: EU-Sanierungspflicht: Faire Lösungen für eine höhere Sanierungsrate

Der Gebäudesektor hat auch 2022 zum dritten Mal in Folge die Klimaziele nicht erreicht. Besonders in unseren energetisch schlechtesten Gebäuden steckt das Potential genau das zu ändern: Sie emittieren überproportional viel CO2 und haben einen vermeidbar hohen Energieverbrauch. Die Europäische Union arbeitet deshalb gerade an der Einführung von verbindlichen Sanierungszielen für diese Gebäude, sogenannte Mindesteffizienzstandards. Gemeinsam mit unseren Expert*innen diskutieren wir im Forum über die mögliche Ausgestaltung dieser EU-Standards auf nationaler Ebene, die sowohl der Jahrhundertaufgabe Klimaschutz als auch den sozialen Anforderungen unserer Zeit gerecht werden muss.

mit Kassem Taher Saleh MdB (Moderation) | Nils Thamling, Geschäftseinheit Wirtschaft, Energie, Infrastruktur, Prognos AG | Jutta Gurkmann, Leiterin Geschäftsbereich Verbraucherpolitik, Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv)

 

Forum 5: Der CO2-Preis als Treiber der Wärmewende

Seit Beginn des Jahres werden endlich auch Vermieter*innen an den CO2-Kosten im Gebäude-Sektor beteiligt und erhalten einen stärkeren Anreiz zur Sanierung der Gebäude. Ein steigender CO2-Preis ist neben höheren Anforderungen im Gebäudesektor ein Baustein für die Wärmewende. Der aktuelle CO2-Preis ist noch zu niedrig für wirklich effektiven Klimaschutz, aber klar ist, dass der Anreiz noch steigen wird, auch wenn noch mehr passieren muss. Die Potenziale des CO2-Preises, was bereits erreicht wurde und was noch passieren muss: das alles wollen wir im Forum diskutieren.

mit Lisa Badum MdB (Moderation) | Dr. Katja Schumacher, Stellvertretende Leiterin Bereich Energie & Klimaschutz, Öko Institut e.V.

 

14:45

Pause

15:00

Foren Phase 2

Forum 6: Aufgeheizte Debatte – eine sachliche Diskussion zum Heizungsumstieg ab 2024

Ab 2024 werden Vorgaben für den Anteil erneuerbarer Energien von Heizungsanlagen eingeführt. Eine hitzige öffentliche Debatte dazu ist entfacht, während die Ziele der Regulierung in den Hintergrund zu rücken drohen. Mit zuverlässigen rechtlichen Vorgaben bereiten wir Bürger*innen auf den Ausstieg aus den Fossilen vor, sorgen für unsere Energieunabhängigkeit, geben Handwerk und Industrie Planungs- und Investitionssicherheit. Gemeinsam mit Expertinnen wollen wir mehr Sachlichkeit in die Debatte bringen und diskutieren, welche tatsächliche Auswirkung die Neuausrichtung beim Heizungsaustausch auf die Verbraucher*innen haben wird.

mit Bernhard Herrmann MdB (Moderation) | Paula Möhring, Beraterin für Wärmeplanung, Integrierte Energiesysteme und Politikinstrumente, Hamburg Institut | Elisabeth Staudt, Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

 

Forum 7: Fachkräfte – Mangelware oder Adressatenproblem?

Wir sehen in vielen Bereichen einen Fachkräftebedarf. Auch im Wärmebereich fehlen zahlreiche Expert*innen. Ob Heizungsinstallateur*innen oder Handwerker*innen, ohne Fachkräfte wird es in Zukunft keine Wärmewende geben. In dem Forum wollen wir gemeinsam mit Expert*innen aus der Praxis in den Diskurs über die aktuelle Lage gehen. Welche Anreize gibt es, Fachkräfte zu motivieren? Was für politische Ansätze stehen zur Debatte und welche bedarf es noch zu entwickeln? 

mit Katrin Uhlig MdB (Moderation) | Krischan Ostenrath, Koordinator des Netzwerk Grüne Arbeitswelt | Peter Küpper, Geschäftsführer Josef Küpper Söhne GmbH

 

Forum 8: Gebäudesanierung sozial ausgestalten – aber wie?

Es muss mehr saniert werden. Aber wie werden die Kosten verteilt? Wir brauchen ein langfristiges Umdenken und kurzfristig weitere Maßnahmen wie die Neuausgestaltung der Sanierungsförderung, eine Umgestaltung der Modernisierungsumlage und ggf. auch ordnungsrechtliche Regelungen. Modelle wie das der Teilwarmmieten oder das Drittelmodell stellen Möglichkeiten dar und stehen daher im Mittelpunkt des Forums.

mit Hanna Steinmüller MdB (Moderation) | Dr. Sibylle Braungardt, Senior Researcher Energie & Klimaschutz, Öko-Institut e.V. | Irmela Colaço, Leiterin Wohnen und Gebäude, BUND

 

Forum 9: Vielfalt der Wärmeenergie entdecken - Klimaneutrale Potentiale im Quartier

Die Wärmewende beschleunigen und sozialverträglich umsetzen, aber wie? Vor Ort gibt es oft eine heterogene Infrastruktur für die Wärmeversorgung und viele Eigentümer*innen und Mieter*innen sind verunsichert. Die Vielfalt der Quartiere sehen wir als Chance für die Wärmewende und den Ausbau der erneuerbaren Energien, um integrierte, lokale Lösungen zu finden. Gilt dies auch in strukturschwachen Gegenden? Welche Handlungsbedarfe ergeben sich auf Bundesebene? Im Forum werden wir anhand von Best-Practice-Beispielen neue, systemische Herangehensweisen in der Großstadt und auf dem Land kennenlernen und diskutieren.

 

mit Anja Liebert MdB (Moderation) | Bernhard Wern, Arbeitsfeldleiter Stoffströme, Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES) | Prof. Dr. Katharina Gapp-Schmeling, Projektkoordinatorin KoWa, Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES)

16:15

Pause

16:45

Vorstellung Ergebnisse der Foren

Moderation: Helena Sattler

17:00

Best-Practice-Beispiele für Faire Wärme

Moderation: Helena Sattler

17:55

Schlusswort und Verabschiedung

Bernhard Herrmann MdB und Helena Sattler
18:00 Ausklang
19:00 Ende der Veranstaltung