Fachgespräch Innovativ, vielfältig, digital: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk von morgen
- Unser Fachgespräch diskutierte Reformbedarfe der öffentlich-rechtlichen Medien, um sie für die Zukunft stark zu machen.
- Staatsministerin Claudia Roth betonte die zentrale Funktion hochwertigen journalistischen Angebots für faktenbasierte Debatten in der Demokratie.
- Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss in seinen Programmen, Strukturen und Belegschaft vielfältiger werden. Davon hängt die erfolgreiche digitale Transformation ab.
Das Fachgespräch der Grünen Bundestagsfraktion ging der Frage nach, wie sich die öffentlich-rechtlichen Medien verändern müssen, damit die Bürger*innen sie auch in Zukunft gerne nutzen und ihnen vertrauen. Unsere Gäste - Programmmacher*innen sowie Expert*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik - waren sich einig: Die Rundfunkanstalten müssen noch besser darin werden, die Breite unserer vielfältigen Gesellschaft zu erreichen. Die Zukunft ist digital und das erfordert große Anstrengungen. Um die Transformation erfolgreich abzuschließen, braucht es eine bedarfsgerechte und sichere Finanzierung, Flexibilität sowie nicht zuletzt Rückenwind aus Politik und Gesellschaft.
Staatsministerin Claudia Roth führte aus, welche entscheidende demokratische Rolle der öffentlich-rechtliche Rundfunk seit seiner Gründung spielt. Heute, wo Desinformation gezielt eingesetzt wird, um Demokratien zu zersetzen, brauchen wir ihn dringender denn je. Der öffentlich-rechtliche Auftrag mit seinem Fokus auf Information, Kultur, Beratung und Unterhaltung gilt weiterhin, muss aber weitergedacht werden, so der medienpolitische Sprecher Erhard Grundl. Neben guten Inhalten, neuen Formaten und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit braucht es dafür vielfältige Köpfe vor sowie hinter der Kamera. Elena Kountidou, Neue deutsche Medienmacher*innen, forderte eine Strategie für eine vielfältige Belegschaft, die nicht nur die Nachwuchskräfte, sondern auch die Chefetagen bedenkt. Für Khesrau Behroz, unabhängiger Journalist und Podcaster, bedeutet Vielfalt vor allem gleiche Chancen, denn Menschen mit Migrationsgeschichte wollen eben nicht nur Produktionen über Migrationsthemen machen.
Auf digitalen Plattformen wie Instagram und Tiktok ist es zwar möglich, viele Teile der Gesellschaft noch gezielter zu erreichen, das erfordert aber auch diverse Inhalte und kluge Kooperationen. Die eigenen Mediatheken und Audiotheken können helfen, persönlich zugeschnittene vielfältige Angebote mithilfe von gemeinwohlorientierten Algorithmen sichtbar zu machen. Dafür braucht es aber einen schnellen und beherzten Ausbau, so Bertram Gugel, Produktchef von ARD Online. Mehrsprachige Angebote gehören in der Einwanderungsgesellschaft und im Digitalen selbstverständlich dazu, so die Grüne Bundestagsabgeordnete Schahina Gambir.
Eine unabhängige, entpolitisierte Finanzierung ist dringend nötig; zudem eine, die schnelle und agile Entscheidungen ermöglicht. Schließlich muss kein anderes Medienhaus drei Jahre im Voraus berechnen, welche Kosten ein neues digitales Format haben wird, so Maria Exner, Mitglied im Zukunftsrat. Während Rudi Hoogvliet, Staatssekretär für Medienpolitik in Baden-Württemberg, Einsparpotenzial in der Verwaltung und im Abbau von Parallelstrukturen bei den verschiedenen Anstalten sah, konnten Jasmin Maeda, Senderchefin von ZDFneo, und Schiwa Schlei, Leiterin von Cosmo und 1Live, keinen Raum für Kürzungen in ihren Bereichen erkennen. Im Gegenteil: Nur dank viel Optimierung und gelungener Kooperationen könnten sie neue und innovative Formate bei steigenden Kosten und stagnierenden Budgets produzieren.
Uhrzeit | Programm |
15.00 | Begrüßung Katharina Dröge MdB |
15.05 | Keynote Claudia Roth MdB |
15.20 | Politische Einführung Erhard Grundl MdB |
15.30 | Panel: Welchen öffentlich-rechtlichen Rundfunk brauchen wir? Prof. Dr. Barbara Thomaß Jasmin Maeda Khesrau Behroz Rudi Hoogvliet Moderation: Teresa Sickert |
16.15 | Panel: Partizipation und Teilhabe - eine Dienstleistung für alle? Maria Exner Elena Kountidou Schiwa Schlei Schahina Gambir MdB Moderation: Teresa Sickert |
17.00 | Schlaglicht auf die Plattform-Strategie und -Entwicklung der ARD Bertram Gugel |
17.20 | Politisches Fazit Erhard Grundl MdB |
17.30 | Ende der Veranstaltung |
Anreise
Der Zugang erfolgt über den Schiffbauerdamm, da die Adele-Schreiber-Str. von der Luisenstraße aus gesperrt ist.