Online-Fachgespräch Sicher ist nur das Risiko: Sackgasse Atomkraft
- Teuer und gefährlich, das haben nicht zuletzt die Reaktorkatastrophen von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima bewiesen.
- Angesichts der Mitte März in mehreren französischen Atomkraftwerken aufgetretenen Risse in Rohrleitungen zeige sich einmal mehr, dass Atomkraft eine unbeherrschbare Hochrisikotechnologie ist.
- Vor diesem Hintergrund diskutierten beim öffentlichen Fachgespräch zum Thema „Sicher ist nur das Risiko: Sackgasse Atomkraft“ Expert*innen darüber, wie sicher und zuverlässig AKW in unsicheren Zeiten überhaupt betrieben werden können.
Zu Beginn des Fachgespräches gab Akiko Yoshida von der internationalen Umweltschutzorganisation Friends of the Earth (Japan) in einem Impulsvortrag einen Überblick über die aktuelle Situation vor Ort in und um Fukushima. Sie machte deutlich, dass auch zwölf Jahre nach der Katastrophe noch immer über 27.000 Menschen evakuiert sind. Seit dem Unglück ist der Anteil der Atomenergie am japanischen Strommix von 28 auf 6 Prozent zurückgegangen, während gleichzeitig der Anteil der Erneuerbaren Energien auf über 24 Prozent gestiegen ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Kosten für Letztere in den letzten Jahren enorm gesunken sind, wohingegen Atomkraft immer teurer wurde.
Aktuelle Energiekrise hat an den Gefahren der Atomkraft nichts geändert
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass die aktuelle Energiekrise an den Gefahren der Atomkraft nichts geändert habe und ein Wiedereinstieg in diese Hochrisikotechnologie der völlig falsche Weg wäre. Zudem sei die Frage der Endlagerung des radioaktiven Mülls weiterhin vollkommen ungeklärt. Außerdem habe der russische Angriffskrieg in der Ukraine – insbesondere die Kämpfe rund um das AKW Saporischschja – gezeigt, welches Risiko von AKW in Kriegsgebieten ausgeht.
Die Expert*innen veranschaulichten, dass Atomstrom deutlich teurer sei als andere Stromquellen, kommerziell schon immer unrentabel war und nur mit massiven staatlichen Subventionen überhaupt im Netz gehalten werden konnte. Zudem wurde betont, dass die militärische und die zivile Nutzung der Atomkraft untrennbar miteinander verbunden seien. Die Geschichte zeige, dass es vor allem Atomwaffenstaaten sind, die die Atomenergienutzung vorantreiben.
AKW und Atommüll-Zwischenlager sind potenzielle Ziele von Terrorangriffen und in Kriegen
Des Weiteren wurde deutlich, dass AKW und Atommüll-Zwischenlager potenzielle Ziele von Terrorangriffen und in Kriegen seien können und es keine Möglichkeit gibt, sie vollständig vor solchen Bedrohungen zu schützen. Die Klimakrise verschärfe die Risiken der Atomkraft zusätzlich, etwa durch Wasserknappheit und stärkere Fluten.
Auch der Entwicklung neuer Reaktortypen standen die Wissenschaftler*innen skeptisch gegenüber. In den letzten Jahrzehnten habe es immer wieder solche Versprechungen gegeben, kleinere und sicherere Reaktoren zu bauen. Keine dieser neuen Technologien sei aber im großen Stil anwendbar und gleichzeitig rentabel.
Angesichts der Mitte März in mehreren französischen Atomkraftwerken aufgetretenen Risse in Rohrleitungen betonten die Podiumsteilnehmer*innen, dass in den letzten Jahrzehnten immer wieder Schäden in AKW entdeckt worden seien, die vorher als unmöglich ausgeschlossen worden waren. Dieses Auftreten unvorhergesehener Ereignisse sei typisch und zeige einmal mehr, dass Atomkraft eine unbeherrschbare Hochrisikotechnologie sei.
Erneuerbaren Energien sind günstiger und ungefährlicher
Das Fazit der Expert*innen fiel klar aus: Ausgaben für Atomkraft sind Fehlinvestitionen, die besser für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien verwendet werden sollten. Diese haben wesentlich kürzere Bauzeiten als AKW, sind günstiger und ungefährlicher. Atomkraft ist nicht die Lösung für die Klimakrise, sondern Teil des Problems.
Uhrzeit | Programm |
14.00 | Begrüßung und politische Einführung Britta Haßelmann MdB |
14.10 | Impulsvortrag zum Fukushima-Jahrestag Akiko Yoshida |
14.30 | Podiumsdiskussion „Sicher ist nur das Risiko“ Sylvia Kotting-Uhl Dr. Matthias Englert Oda Becker Prof. Dr. Christian von Hirschhausen Moderation: Harald Ebner MdB |
15.30 | Fragerunde |
16.00 | Schlusswort Harald Ebner MdB |