06 Jul 2022

Veranstaltungsreihe "Zukunft erfinden" Zukunftsstrategie für digitale Souveränität und grüne Industrie

Foto: unsplash | Tom Dahm
  • Große Herausforderungen kommen auf uns zu: Von der Bekämpfung und Anpassung an den Klimawandel, dem Artensterben bis hin zu neuen militärischen Konflikten, Pandemien oder gesellschaftlicher Spaltung.
  • Wir stellen mit einer „Zukunftsstrategie Forschung & Innovationen“ eine neue Rahmenstrategie.
  • In einer Reihe von Fachgesprächen tauschen wir uns mit Expert*innen, Wissenschaftler*innen und Bürger*innen darüber aus, wie und wo wir Impulse für eine moderne, nachhaltige und missionsorientierte Forschung setzen müssen und welche Rolle Politik dabei haben sollte.

Forschungs- und Innovationspolitik an nachhaltigen Missionen ausrichten

Seit 20 Jahren stellt die Bundesregierung als „Hightechstrategie“ ihre forschungs- und innovationspolitischen Ziele und Maßnahmen zusammen. Aber neue Zeiten brauchen auch neue Antworten. Daher haben sich die Ampelparteien darauf verständigt, eine grundlegende Revision der Strategie zu vollziehen und anhand von verschiedenen Missionen klar an den globalen Nachhaltigkeitszielen auszurichten.

Wie das gelingen kann, nimmt die grüne Bundestagsfraktion in der Gesprächsreihe „Zukunft gestalten“ in den Fokus. Den Beginn machte dabei ein erstes digitales Fachgespräch zu den Missionen „Moderne Technologien für die Industrie“ sowie „Technologische Souveränität & Digitalisierung“ – moderiert von Dr. Anna Christmann MdB.

Impulse zur Neujustierung der Forschungspolitik

Impulsgeber*innen waren zunächst gefragt, ihre Expertise in das Fachgespräch einzuspeisen. Prof. Irene Bertschek (ZEW Mannheim und Mitglied der Expertenkommission für Forschung und Innovationen) stellte heraus, dass missionsorientierte Forschungs- und Innovationspolitik marktorientiert und flexibel sein müsse, gleichzeitig aber ressort- und politikfeldübergreifend. Zudem stimmte sie mit dem nächsten Impulsgeber überein: Dr. Michael Bolle, früher Chief Technology Officer der Robert Bosch GmbH, betonte, dass Deutschland deutlich mehr den Fokus auf Investitionen in Schlüsseltechnologien legen sollte. Gerade bei digitalen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Quantencomputing oder Cloudtechnologien verwiesen Bertschek und Bolle auf den zunehmenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Innovationsakteuren aus China oder den USA, die hier tonangebend seien. In diesem Kontext hob Bertschek hervor, dass insbesondere neue Forschungskooperationen z.B. mit ASEAN-Staaten hilfreich sein könnten. Bolle betonte, dass zu technologischer Souveränität und höherer Wettbewerbsfähigkeit Europas mehr in eigene Datenräume und bessere Vernetzung von Daten investiert werden müsse, z.B. über Cloudprojekte wie GAIA-X. Christine Regitz, Vice-President und „Global Head of Women in Tech“ bei SAP betonte v.a. die Bedeutung von Bildung als Grundlage technologischer Souveränität. Gerade „digital literacy“ bzw. frühe MINT-Bildung legten den Grundstein für Deutschlands Erfolg als Technologiestandort. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, hob als Impulsgeber abschließend hervor, dass neue Forschungspolitik bisher konstruierte Gegensätze aufheben müsse. So sei bspw. die Hightech-Strategie immer eher wettbewerbsorientiert gewesen, Programme wie „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA) eher nicht-kommerziell. Diese kategorische Abgrenzung müsse missionsorientierte Forschungspolitik aufgeben. Ebenso betonte Messner die notwendige Verzahnung von Forschungsfeldern: technologische Innovationen müssten mit anderen Innovationen ebenso gleichrangig gestellt werden wie institutionelle Veränderungen; Klimaschutz, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft dürften nicht unabhängig voneinander betrachtet und Technologie hier als Lösungsansatz begriffen werden

Breiter Austausch für neue Perspektiven

In einem offenen Austausch mit allen Teilnehmer*innen wurden zudem zahlreiche weitere Anregungen zu einer „Zukunftsstrategie“ gegeben. So sollten beispielsweise die Themen zirkulärer Kreislaufwirtschaft, Standardisierung und Normung nicht vergessen und Innovationskraft von KMU und Industrieforschung besser gefördert und vereinfacht werden. Von mehreren Seiten wurde zudem betont, dass eine Zukunftsstrategie mit klarer messbaren Kennzahlen und überprüfbaren Indikatoren (Monitoring) bzw. grundsätzlich erfüllbaren Zwischenzielen ausgestattet sein müsse. Daran habe es in der Vergangenheit gemangelt. Auch eine Verzahnung der Geistes- und Sozialwissenschaften mit den Naturwissenschaften (und umgekehrt) sei essenziell, um Synergien zu schaffen: Vom Wissenstransfer über Ausgründungen bis zur Wissenschaftskommunikation.

Wie es weitergeht…

In zwei weiteren digitalen Fachgespräche am 07.09. („Eine Zukunftsstrategie für mehr nachhaltige Forschung?“) und 14.09. („Eine Zukunftsstrategie für mehr Geistes- und Sozialwissenschaften“) sowie einem Abschlusspanel am 21.09. wird die grüne Bundestagsfraktion weiter diskutieren.

Uhrzeit Programm
14.00

Begrüßung und Einführung:

Dr. Anna Christmann MdB
Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

Impulse von

Prof. Irene Bertschek
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
Mitglied Expertenkommission Forschung & Innovationen

Dr. Michael Bolle
ehemal. CTO Robert Bosch GmbH
Stiftungsratsvorsitzender Carl-Zeiss-Stiftung

Dr. Dirk Messner
Präsident Umweltbundesamt

Christine Regitz
Global Head of Women in Tech@SAP

Einstieg ins Gespräch mit Teilnehmer*innen

Moderation: Dr. Anna Christmann MdB

Schlusswort:
Dr. Anna Christmann MdB

15.00 Ende der Veranstaltung