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Einsatz von Pestiziden wirksam reduzieren
- Der globale Pestizideinsatz nimmt weiterhin Jahr für Jahr zu, mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur
- Auch in Deutschland ist eine wirksame Reduktionsstrategie überfällig. Pestizide in Wasser, Luft, Boden und Lebensmitteln beeinträchtigen die biologische Vielfalt und gefährden die menschliche Gesundheit
- Stattdessen will die Bundesregierung die Zulassung von Pestiziden vereinfachen, und streicht das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz
- Wir Grüne im Bundestag wollen Alternativen stärken, den Ökolandbau ausweiten und den Pestizideinsatz eindämmen.
Export von Pestiziden, Import von Soja
Der globale Pestizideinsatz nimmt weiter zu, mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur. Besonders auffällig ist der Zuwachs in Südamerika, wo in immer größerem Maßstab billiges Futter-Soja auch für deutsche Mastanlagen angebaut wird. Gentechnische Veränderungen führen dazu, dass die Pflanze die vielfache Giftdusche unbeschadet übersteht. Kleinbauern und -bäuerinnen und anliegende Gemeinden sind den giftigen Pestiziden allzu häufig nahezu schutzlos ausgesetzt. Dafür tragen auch deutsche Chemie-Unternehmen Verantwortung - noch immer generieren sie einen guten Teil ihres Umsatzes durch den Export von in der EU längst verbotenen, gesundheitsschädlichen Ackergiften.
Trendwende in Deutschland und der EU überfällig
In Deutschland werden seit 1995 etwa 30.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe pro Jahr verkauft. Die Giftigkeit beziehungsweise Konzentration der reinen Wirkstoffe hat in dieser Zeit erheblich zugenommen. Dabei geht es nicht nur um klassische Ackerkulturen.
Äpfel etwa werden bei uns etwa 30 Mal pro Saison gespritzt, um sich im Supermarktregal makellos zu präsentieren. Sowohl die Rückstände auf den Lebensmitteln als auch das Einatmen von verwehten Gift-Aerosolen gefährden die Gesundheit von Konsument*innen und Anwohner*innen.
Nicht zuletzt ist der dramatische Verlust der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft ein dringender Grund, endlich eine Trendwende einzuleiten.
Pestizide zur Ausnahme machen
Das EU-Reduktionsziel von 50 Prozent bis 2030 sollte die Messlatte der Bundesregierung sein. Stattdessen aber streicht die Bundesregierung das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz aus der letzten Wahlperiode ersatzlos – dieses hatte die Umsetzung der EU-Reduktionsziele zum Ziel.
Um den Erfolg von Reduktionsmaßnahmen messen zu können, müssen die Pestizidanwendung auf den Betrieben besser erfasst werden und leichter auszuwerten sein. Im Sinne der EU-Richtlinie für die nachhaltige Anwendung von Pestiziden sollten herkömmliche Pestizide nur noch dann zur Anwendung kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. Dazu gehören auch vorbeugende Maßnahmen wie eine angepasste Fruchtfolge und Kulturführung. Der ökologische Landbau, dient hier als Leuchtturm und Inspiration hin zu einer agrarökologischen Bewirtschaftung unserer Landschaft.
Auftrag der jüngeren Generationen
Unterstützung für unser Ansinnen kommt von jungen Erwachsenen. Laut einer repräsentativen Umfrage bewerten über 70 Prozent von ihnen Lebensmittel ohne Pestizide als wichtig und fordern eine Reduktion des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft, um die Auswirkungen auf Gewässer und Grundwasser, Luft und Boden, Insekten und die menschliche Gesundheit hier und anderswo zu begrenzen.
Faire Bedingungen für die Erzeuger*innen und eine gerechte Entlohnung haben ebenfalls hohe Priorität bei den 16- bis 29-Jährigen. Daraus leitet sich ein klarer Auftrag ab: Ein nachhaltiges Umsteuern in der Pestizidpolitik muss die Einkommenssituation der Landwirtinnen und Landwirte im Blick behalten und sie als wesentliche Partner*innen in einem gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess sehen.
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