Klimaangepasstes Waldmanagement

Förderprogramm für den ökologischen Waldumbau

Bilck von oben auf einen Laubwald und einen Baumwipfelpfad.
Der Wald kann ein wichtiger Verbündeter für den Schutz von Artenvielfalt und gegen zunehmende Klimabelastungen sein. Die Ampelkoalition hat deshalb 900 Millionen Euro für den ökologischen Waldumbau bereitgestellt. unsplash| vonMitzscha
15.11.2022
  • Der Wald in Deutschland steht unter großem Druck. Fast 80 Prozent der Bäume weisen Schäden durch Trockenheit, Sturm oder Insektenbefall auf, so dass von einem neuen Waldsterben zu sprechen ist.
  • Wir müssen den Wald dringend fit für die Zukunft machen und den ökologischen Waldumbau beschleunigen. Mit dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ werden private und kommunale Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer nun direkt dabei unterstützt.
  • Ziel ist es, den Wald in Deutschland zügig für die schweren Folgen des Klimawandels zu wappnen. Wald soll dauerhaft als Klimaschützer gestaltet werden, der seinen vielfältigen Ökosystemleistungen für unsere Gesellschaft nachhaltig erfüllen kann.

Um die Wälder in Deutschland ist es derzeit nicht gut bestellt. Die Zunahme von extremen Wettereignissen und schwere Schadensereignisse infolge der Klimakrise hinterlassen deutliche Spuren: Aktuell sind fast 80 Prozent der Bäume von Schäden betroffen, verursacht durch Trockenheit, Stürme oder Insektenbefall.

Klimakrise fordert Tribut

Als Folge der weiteren Verschärfung der Klimakrise wird künftig auch das Waldbrandrisiko deutlich zunehmen. Ein Blick in die letzten 40 Jahre zeigt die schon jetzt dramatischen Folgen der Klimakrise für die Wälder in Europa: Von 1971 bis 2010 nahm der Schaden durch Waldbrände um 231 Prozent, durch Insekten um 602 Prozent und durch Stürme um 139 Prozent zu.

In Deutschland haben die letzten Jahre besonders heftige Auswirkungen auf unsere Wälder gehabt – mit starken Stürmen (2018), extremer Trockenheit und hohen Sommertemperaturen (durchgehend seit 2018). Dadurch kam es zu sehr starkem Befall durch Insekten (Buchdrucker, Kupferstecher) insbesondere in den verbreiteten Fichtenforsten der Mittelgebirge. Doch der anhaltende und extreme Hitze- und Trockenheitsstress schädigte auch Laubbäume, wie die alten Buchenwälder im Nationalpark Hainich (Thüringen).

In nur fünf Jahren 4 Prozent verloren

Die Folgen der Klimakrise haben in Deutschland über 400.000 Hektar Forst großflächig zerstört – allein in den letzten fünf Jahren. Das entspricht einem Verlust von vier Prozent der gesamten Waldfläche. Betroffen sind davon alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, besonders jedoch die 760.000 privaten Eigentümerinnen und Eigentümer, die überwiegend kleine Flächen von unter 10 ha ihr Eigen nennen. Ihnen fehlen häufig die Möglichkeiten, komplizierte Förderungen für die Umgestaltung ihrer Wälder und Wiederaufforstung zu beantragen.

In den parlamentarischen Haushaltsverhandlungen haben wir daher berücksichtigt, dass ein Förderprogramm zur Unterstützung der Waldentwicklung möglichst zielgerichtet, effizient, verlässlich und einfach zu Nutzen sein muss.

900 Millionen für Anpassung der Wälder

Mit Geld aus dem Klima- und Transformationsfonds ist nun das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ angelaufen. Bis zum Jahr 2026 stehen 900 Millionen Euro für eine nachhaltige Anpassung der Wälder in Deutschland an die Folgen der Klimakrise zur Verfügung, bereits in diesem Jahr können davon 200 Millionen Euro beantragt werden.

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) führt im Auftrag des Bundeministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Bearbeitung und Abwicklung der Förderung aus. Das einfache Antragsverfahren und die klaren Vorgaben zur Umgestaltung sind die wichtigsten Merkmale des neuen Förderprogramms. Für das „Klimaangepasste Waldmanagement“ sind zwölf Punkte zu beachten:

1. Vorausverjüngung ist Pflicht

2. Vorfahrt für Naturverjüngung geben

3. Standortheimische Baumarten verwenden

4. Natürliche Entwicklung auf kleinen Freiflächen zulassen

5. Größere Baumartendiversität schaffen

6. Große Kahlflächen vermeiden

7. Mehr Totholz für mehr Leben

8. Mehr Lebensräume mit Habitatbäumen schaffen

9. Größerer Rückegassenabstand: Begrenzung der Bodenverdichtung

10. Pflanzen natürlich gesund erhalten

11. Wasserhaushalt verbessern

12. Raum für natürliche Waldentwicklung geben

Mit diesem Kriterienkatalog haben wir eine Grundlage geschaffen für die Förderung von Wäldern, die sich klimaresilient entwickeln und tatsächlich nachhaltig genutzt werden können. Die Waldbesitzenden werden konkret unterstützt, wichtige ökologische Perspektiven und Ansprüche können rasch in die Umgestaltung der Wälder eingehen und ein wichtiger Beitrag für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz kann umgesetzt werden.

Die Förderung hilft den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die Wälder widerstandsfähiger, stabiler und gesünder zu machen. Und sie belohnt diejenigen, die ihren Wald so gestalten und bewirtschaften, dass die vielfältigen Funktionen von Wäldern erhalten und verbessert werden.

Wald als multifunktionales Ökosystem

Diese sogenannten Ökosystemleistungen umfassen viel mehr als die Nutzung des Holzes für Bau, Zellstoffindustrie und Feuerholz. Wald ist Lebensraum für unzählige Pflanzen- und Tierarten, ist ein Schutzraum für Artenvielfalt, bildet gesunde Luft durch Produktion von Sauerstoff und Filterung von Schadstoffen, Wasser wird gespeichert und gereinigt, das Klima im und um den Wald ist ausgeglichener und besser verträglich. Menschen nutzen den Wald für Erholung, Freizeit, für die Jagd. Und nicht zuletzt ist ein ökologisch intakter Wald ein wichtiger Klimaschützer, er bindet im Holz sowie im Waldboden erhebliche Mengen an Kohlenstoff und CO2.

Es gilt, Wälder als gesunde und funktionierende Ökosysteme zu betrachten und auch so zu entwickeln. Daran werden wir Grüne im Bundestag weiter arbeiten. Auf diese Weise können Wälder vielfältige Aufgaben übernehmen und zugleich klimafest in die Zukunft wachsen.

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://www.klimaanpassung-wald.de/

https://www.bmel.de/DE/themen/wald/klimaangepasstes-waldmanagement.html