Wir Grüne im Bundestag kämpfen für eine Welt ohne Atomkraft und für die Energiewende. Die Atomenergie ist unbestreitbar der größte Irrtum unserer Industriegeschichte. Wir stellen die erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt und werden den Ausbau entschieden voranbringen.
Wir blicken in eine Zukunft der erneuerbaren Energien
Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft. Schon heute erzeugen wir etwa die Hälfte des Stroms in Deutschland erneuerbar. Bis 2030 werden wir 80 Prozent unserer Energie aus Wind, Sonne und Wasser gewinnen. Das ist unausweichlich, um die Klimakrise zu bekämpfen. Das bedeutet aber auch, dass dieser Wirtschaftszweig einen großen Anteil an unserem zukünftigen Wohlstand hat und damit auch viele Arbeitsplätze schaffen wird. Mit dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien machen wir das absolut Notwendige, um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren. Gleichzeitig profitieren wir davon wirtschaftlich enorm. Der Klimaschutz gewinnt, die Menschen in unserem Land gewinnen.
Atomkraft ist ein Milliardengrab
Hartnäckig hält sich der Mythos, Atomkraft sei besonders günstig. Das Gegenteil ist der Fall. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Kosten von einer Kilowattstunde Atomstrom bis zu viermal so hoch sind wie die Kosten von einer Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie. Während die Kosten für Erneuerbare überall sinken, sind die Kosten für AKW seit dem Bau der ersten Kraftwerke dagegen gestiegen. Grundsätzlich gilt: Je länger eine Technologie existiert, desto günstiger wird sie durch Lerneffekte und Standardisierung. Nicht so bei Atomkraftwerken: Im Vergleich zu den 70er Jahren haben sich Baukosten verfünffacht. Bauprojekte der letzten Jahrzehnte haben sich nicht nur massiv verzögert, sondern ihre prognostizierten Projektkosten gesprengt und sind ökonomisch zu Milliardengräbern geworden. Kein AKW weltweit ist ohne staatliche Subventionen wirtschaftlich zu betreiben und nirgendwo ist Atomkraft wettbewerbsfähig. Für private Kapitalgeber*innen lohnen sich Investitionen in den Bau von AKW ökonomisch einfach nicht. Auch Laufzeitverlängerungen versenken Milliardenbeträge. Das Beispiel Frankreich zeigt: Um einen Reaktor zehn Jahre länger laufen zu lassen, fallen zusätzliche Kosten von rund 1,7 Milliarden Euro für einen Reaktor an. Und das allein dafür, dass an alternden Reaktoren zwingend notwendige Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt und die daraus folgenden Umbaumaßnahmen umgesetzt werden. Kein Wunder, dass der Energiekonzern EDF im Atomland Frankreich Milliardenverluste macht, die von den Steuerzahler*innen aufgefangen werden müssen. Atomkraft war, ist und bleibt eine der teuersten Stromerzeugungstechnologien. Jeder Euro an Steuergeld kann nur einmal ausgegeben werden. Auch rein ökonomisch betrachtet ergibt es keinen Sinn, Milliarden in eine nicht wettbewerbsfähige Hochrisikotechnologie zu investieren anstatt in verfügbare klimafreundliche erneuerbare Technologien.
Sonne und Wind für saubere Energie
Um die Klimakrise mit sauberer Energie zu bekämpfen, brauchen wir die besten Technologien. Mit Windkraft und Solarenergie haben wir die bereits – und sie sind effizient und wirksam. Windkraftanlagen und Photovoltaik sind sicher und produzieren günstigen Strom. Dieser erneuerbare Strom kann auch einfach vor Ort gewonnen werden. Davon profitieren die Kommunen auch finanziell. Mit diesen dezentralen, intelligent vernetzten erneuerbaren Kraftwerken und Speichersystemen bauen wir unsere moderne Zukunft. Damit sind wir viel flexibler als mit fossilen und atomaren Großkraftwerken, die nur schwerfällig hoch- und runtergefahren werden können. Atomstrom verstopft die Netze und verhindert so die volle Nutzung von Wind- und Solarenergie. Auch wirtschaftlich behindern Atomkraftwerke den Ausbau der Erneuerbaren, denn jeder Euro für Brennstäbe oder zur Lagerung von zusätzlichem strahlendem Müll fehlt für Investitionen in Wind und Sonnenenergie. Im Übrigen gilt: Die gut ans Netz angeschlossenen Standorte von Atomkraftwerken eignen sich besonders gut für den Aufbau von Batteriespeichern, eine ideale Kombination im Ausbau von Erneuerbaren.
Atomkraft und Klimakrise - keine gute Kombination
Atomkraft ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zuverlässig zu betreiben, weil AKW zur Kühlung auf enorme Mengen Wasser aus Flüssen und der Umgebung angewiesen sind. Dürren, Hitzewellen und sinkende Flusspegelstände, wie wir sie seit Jahren erleben und die sich weiter zuspitzen, sorgen dafür, dass Atomkraftwerke immer wieder gedrosselt oder heruntergefahren werden müssen. Auch Atomkraft selbst ist bei weitem nicht klimaneutral. Der Uranabbau, Transport und Anreicherung produzieren genauso CO2-Emissionen, wie Bau und Instandhaltung von AKWs oder die Zwischen- und Endlagerung. Nach Berechnungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) können Atomkraftwerke in der Gesamtbetrachtung bis zu zehnmal mehr CO2 ausstoßen als zum Beispiel Onshore-Windkraft. Neben dem Ausstieg aus der Atomkraft hat sich Deutschland auch auf einen Kohleausstieg geeint – während wir Erneuerbare hochfahren. In einem ersten Schritt haben wir den Kohleausstieg in Westdeutschland bereits auf 2030 vorgezogen. Auch in Ostdeutschland wollen wir mit selber Geschwindigkeit bis 2030 aus der Kohle raus und mit voller Energie auf Erneuerbare umsteigen.
Sicher ist nur das Risiko
Es muss nicht immer das Schreckgespenst Super-GAU sein, um die immensen Risiken der Atomkraft deutlich zu machen. Es reicht schon, nach Frankreich und Belgien zu schauen, wo etwa Korrosionsschäden an den alten Schrottmeilern zu vielen Ausfällen führen. In Frankreich werden seit einem Jahr laufend neue Risse in Sicherheitssystemen gefunden, wo sie überhaupt nicht erwartet worden waren. Das zeigt nochmal die Unbeherrschbarkeit dieser Technologie. 2022 waren in Frankreich von 56 Atomkraftwerken bis zu 32 ausgefallen.
Außerdem sind Atomkraftwerke in Kriegszeiten oder bei Terror ein potenzielles Ziel und damit eine große Gefahr. Nicht zuletzt haben bei uns Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur zugenommen. Mit dem Atomausstieg machen wir uns weniger verwundbar. Der Ausstieg ist ein Sicherheitsgewinn für unser Land.
Letzter Schritt: Die sichere Endlagerung des strahlenden Mülls
Mit dem endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft ist auch klar, mit wie viel strahlendem Müll wir es zu tun haben. Nach dem kontrollierten Herunterfahren beginnt der Rückbau der letzten Meiler, der sich über mehrere Jahre erstrecken wird. Momentan sind die giftigen Abfälle landesweit in Zwischenlagern verteilt. Für diesen Müll muss jetzt mit dem von uns beschlossenen Standortauswahlgesetz ein Endlager gefunden werden. Dort müssen die radioaktiven Abfälle für mindestens eine Million Jahre sicher für Menschen und Umwelt verschlossen werden können. Bis das Endlager gefunden, beschlossen und gebaut ist, wird es wohl mindestens noch 25 Jahre dauern. Ja, es ist noch lange nicht vorbei. Aber jetzt packen wir es an und beenden das atomare Zeitalter!
Kurz zusammengefasst: 10 Fakten für eine erneuerbare Zukunft ohne Atom und fossile Brennstoffe
- Alle demokratischen Parteien haben sich in den letzten Jahren zum Atomausstieg bekannt und ihn beschlossen.
- Die Energieversorgung ist auch ohne Atomstrom gewährleistet – ob nächsten Winter oder darüber hinaus.
- Der Ausstieg aus der Atomkraft ist ein Antrieb für die Energiezukunft und für das Zeitalter der Erneuerbaren. Für eine erneuerbare Zukunft wollen wir auch den bundesweiten Kohleausstieg auf 2030 vorziehen.
- Statt in Atomkraftwerke investieren wir in den massiven Ausbau erneuerbarer Energiequellen und die Stärkung der Energienetze.
- Der Atomausstieg und der damit einhergehende Ausbau der Erneuerbaren schaffen wirtschaftlichen Wohlstand und zukunftssichere Arbeitsplätze.
- Günstige Atomkraft ist ein Mythos, stattdessen ist Atomkraft ein Draufzahlgeschäft und finanzielles Milliardengrab.
- Der hohe Kühlwasserbedarf macht Atomkraft inkompatibel mit der Klimakrise.
- Der Atomausstieg macht Deutschland unabhängig von nuklearen Brennstoffen, insbesondere von der Föderalen Agentur für Atomenergie Russlands (Rosatom).
- Das Durchschnittsalter der Atomkraftwerke in Europa liegt inzwischen bei über 35 Jahren. Das hohe Alter führt dazu, dass Europas Atomkraftwerke zunehmend störanfällig und unsicher werden. Der Atomausstieg ist ein Sicherheitsgewinn, da Atomkraft unbeherrschbare Risiken mit sich bringt.
- Die Entscheidung zum Atomausstieg ist ein wichtiger Schritt zur bundesweiten Endlagersuche, damit das Kapitel Atomenergie endgültig abgeschlossen werden kann.
Unser Programm in der Regierungsverantwortung
- Wir stellen uns der Verantwortung für die radioaktiven Abfälle und unterstützen die Endlagersuche, die bereits begonnen hat.
- Zudem müssen genehmigte Endlager zügig und sicher fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. Hierzu gehören auch die Auswahl des bestmöglichen Standorts und die Errichtung des notwendigen Logistikzentrums.
- Wir werden uns für eine Abschaltung der grenznahen Risikoreaktoren einsetzen.
- Auf internationaler und europäischer Ebene setzen wir uns dafür ein, dass die Atomenergie für die von ihr verursachten Kosten selbst aufkommt.