Ausbau des Angebots

Booster für Freiwilligendienste

Eine junge Frau in einem Klassenraum
Freiwilligendienste können in den Bereichen Pädagogik, Ökologie, Soziales, Kultur oder Digitales absolviert werden. Wir wollen das Angebot weiter ausbauen und attraktiver machen. dpa/Arno Burgi
01.12.2022
  • Jedes Jahr engagieren sich etwa 100.000 – meist Jugendliche unter 27 Jahren - in Freiwilligendiensten in den Bereichen Soziales, Ökologie, Kultur, Digitales oder im Ausland. Wir wollen die Plätze ausbauen und Teilzeitangebote schaffen.
  • Beim Bürgergeld dürfen Freiwillige, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, das Taschengeld in Zukunft in voller Höhe behalten. Damit wird dieses besondere soziale Engagement stärker gewürdigt.
  • Die Nachfrage nach Plätzen ist größer als das Angebot. Daher wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, die Plätze nachfragegerecht auszubauen, internationalen Freiwilligendienst und das „FSJ digital“ zu stärken, das Taschengeld zu erhöhen und Teilzeitmöglichkeiten zu verbessern.

Wir setzen uns für die Selbstbestimmung von jungen Menschen ein. Freiwilligendienste bieten jungen Menschen eine Orientierungsphase nach der Schule. Bisher bekamen Jugendliche, die Hartz IV bezogen, einen Teil ihres Taschengeldes (alles über 250 €) abgezogen. Das ändern wir beim Bürgergeld. Ab 01.01.23 erhalten Freiwilligendienstleistende, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, das Taschengeld in voller Höhe.

Seit Jahrzehnten - teilweise seit den 1970er Jahren - existieren Jugendfreiwilligendienste, wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), gefördert durch die Bundesländer und den Bund. Als Ersatz für den Zivildienst wurde 2011 der Bundesfreiwilligendienst (BFD) eingeführt, den ausschließlich der Bund fördert. Daneben existieren auch internationale Freiwilligendienste (IJFD, weltwärts etc.).

Im Jahrgang 2021/22 engagieren sich derzeit knapp 100.000 Freiwilligendienstleistende:

  • ca. 37.400 Personen im BFD, davon sind ca. 17.500 jünger als 27 Jahre.
  • ca. 52.400 im FSJ
  • ca. 3.300 im FÖJ
  • ca. 1.500 in internationalen Freiwilligendiensten

Aktuell sieht der Bundeshaushalt 2023 knapp 330 Mio. € für beide Formen der Freiwilligendienste vor. Hinzu kommen Anteile, die die Träger und die Bundesländer übernehmen.

Freiwilligendienste weiterentwickeln

Wir wollen die Freiwilligendienste und ihre Struktur so stärken, dass alle jungen Menschen von dieser Möglichkeit wissen und daran teilnehmen können. Das Angebot soll für unterschiedliche Bedürfnisse erweitert werden, indem wir z.B. digitale- und Teilzeitdienste schaffen. Durch die Erhöhung des Taschengeldes soll, unabhängig von der sozialen Herkunft, noch wesentlich mehr jungen Menschen ein freiwilliger Dienst ermöglicht werden. Eine deutliche Mittelerhöhung für die Freiwilligendienste ist nötig, um diese Vorhaben umzusetzen.

Wir setzen auf Freiwilligkeit statt Pflicht

Alle großen Sozialverbände in Deutschland – die u.a. Träger von Freiwilligendiensten sind - sprachen sich 2020 gegen Pflichtdienst aus. Sie plädieren dafür, lieber motivierte Freiwillige einzustellen. Es besteht kein Mangel an jugendlichem Engagement: 42% der 14- bis 29-Jährigen engagieren sich freiwillig (Freiwilligensurvey 2019). Die wenigen zum Thema vorhandenen Studien deuten darauf hin, dass eine Verpflichtung mittelfristig sogar zu weniger sozialem Engagement führen kann.

Ein Pflichtdienst (losgelöst von einem Wehrdienst) ist mit dem deutschen Grundgesetz nicht vereinbar, internationale Völkerrechtsregelungen stehen dem entgegen. Ein Pflichtdienst dürfte außerdem erhebliche Kosten nach sich ziehen, z.B. für einen Gesundheitscheck der Jugendlichen oder die Prüfung, ob reguläre Arbeitsplätze dadurch verdrängt würden.