Inflation

Fossile Energieträger treiben die Preise

Neben einigen Sondereffekten haben vor allem die Kosten für fossile Energieträger wie Erdgas die Preise im letzten Jahr nach oben getrieben. dpa/JOKER
01.02.2022
  • Die hohen Inflationsraten seit Anfang 2021 haben vor allem drei Treiber: die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise, die Wiederanhebung der zeitlich befristetet gesenkten Mehrwertsteuer und hohe Preise auf den internationalen Energiemärkten.
  • Bei den Energiepreisen erleben wir eine echte "Fossilflation", die Kosten für Gas, Kohle und Öl sind drastisch gestiegen.
  • Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien ist mittelfristig das wichtigste Instrument für günstigere Strompreise. Nur dadurch können wir uns von den Preisen für fossile Energieträger entkoppeln. Ein Anheben der Zinsen würde gegen diese Art der Inflation nicht helfen.

Die Preise in Deutschland haben sich 2021 im Jahresdurchschnitt um 3,1 Prozent erhöht - eine solch hohe jährliche Inflationsrate gab es zuletzt während des Wiedervereinigungsbooms im Jahr 1993. In den vergangenen Jahren hatte die Europäische Zentralbank (EZB) eher das Problem, die Inflation auf ihren Zielwert von 2 Prozent nach oben zu bringen - im Jahr 2020 lag die Rate für Deutschland gerade einmal bei 0,5 Prozent.

Gründe für den plötzlichen Preisschub

Gründe für den Anstieg sind vor allem drei Preistreiber. Zunächst Sondereffekte, die mit der Pandemie zusammenhängen: Arbeitskräfteausfall, Transportprobleme und Lieferengpässe erschweren die Produktion. Das verknappt das Angebot – die Folge: die Preise steigen.

Dann die Mehrwertsteuer, die 2020 zeitweise gesenkt und 2021 wieder auf ihr normales Niveau angehoben wurde. Allein das erhöhte die Inflation um etwa 0,5 bis 1 Prozentpunkt.

Fossile Brennstoffe als Preistreiber

Der dritte wichtige Treiber der Inflation im vergangen Jahr waren die gestiegenen Energiepreise. Gas und andere fossile Brennstoffe – und dadurch auch der Strom – hatten sich bei den Haushalten im Laufe des Jahres im Durchschnitt um knapp 5 Prozent verteuert.

Wer jetzt einen neuen Vertrag abschließt, muss noch deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die einschlägigen Vergleichsportale berichten, dass Neukunden im Jahresvergleich für Strom 10 bis 20 Prozent und für Gas beinahe 100 Prozent mehr zahlen müssen. Auch an der Zapfsäule sind die Preise um rund ein Viertel gestiegen.

Lag der Ölpreis 2020 noch bei 30 US-Dollar pro Barrel, so hatte er sich Ende 2021 auf knapp 90 US-Dollar verdreifacht. Die Erholung der Weltwirtschaft nach der letzten Welle der Corona-Pandemie, weniger als üblich gefüllte Speicher und geringere Liefermengen aus Russland ließen auch die Erdgaspreise auf Höchststände klettern: von 20 Euro/Mwh im Jahr 2020 auf knapp 180 Euro im Dezember 2021. Die steigenden Energiepreise trugen somit knapp 1 Prozentpunkt zur Verbraucherpreisinflation 2021 bei – hauptsächlich, weil sich fossile Energieträger verteuerten.

Energiewende gegen die Abhängigkeit von Fossilen

Einige Kommentatoren sprachen irreführend von einer „Greenflation“ - mit diesem Begriff soll suggeriert werden, dass die gestiegene Inflation hauptsächlich auf die Energiewende und die in diesem Zusammenhang eingeführten Maßnahmen wie CO2-Preise zurückzuführen sei.

Das ist irreführend und falsch, denn der jetzige Inflationsschub aus dem Energiebereich ist vor allem auf die genannten starken Preisanstiege bei den fossilen Energieträgern zurückzuführen - es handelt sich also um eine „Fossilflation“.

Die Einführung des CO2-Preises von 25 Euro pro Tonne am Jahresanfang hatte zwar einen Effekt, allerdings war dieser gering und wurde durch eine Senkung bei anderen Abgaben, wie etwa der EEG-Umlage, teilweise ausgeglichen. Dadurch ergab sich nur ein geringer Netto-Effekt auf die Inflation, den die Bundesbank für 2021 auf 0,3 Prozentpunkte schätzt.

Erneuerbare sind der Weg zu günstigen Strompreisen

Klar ist somit, dass Klimaschutzmaßnahmen weder Auslöser noch wesentliche Treiber der Preissteigerungen sind. Dies gilt auch für den europäischen Green Deal. Der weitere (dezentrale) Ausbau der Erneuerbaren, Energieeffizienzmaßnahmen sowie Netzausbau und der europäische Energiebinnenmarkt sorgen für bezahlbare Strompreise und machen uns langfristig unabhängiger von Preisschwankungen fossiler Energieträger.

Wind- und Sonnenenergie sind schon heute deutlich günstiger als Energie aus Kohle, Gas oder Atom. Nur mit einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien sorgen wir also für eine sichere, saubere und bezahlbare Stromversorgung. Daher ist es richtig, dass die neue Bundesregierung sofort aktiv wird und den Ausbau ankurbelt.

Als grüne Bundestagsfraktion haben wir schon in den vergangenen Wahlperioden zahlreiche Initiativen für den weiteren und beschleunigten Ausbau eingebracht. Dieses Ziel werden wir weiter parlamentarisch tatkräftig verfolgen.

Mehr dazu in unserem Dossier Energiewende.