Weltklimarat fordert dringend zum Handeln auf
- Der Weltklimarat IPCC hat in seinem neusten Bericht dringendes Handeln zur Reduktion der Emissionen eingefordert.
- Jedes Zehntelgrad Temperaturerhöhung bringt das Klimasystem weiter aus dem Takt. Ärmere Menschen sind auf der ganzen Welt stärker von Klimaextremen betroffen. Es lohnt sich daher, für jede Klimaschutzmaßnahme zu kämpfen.
- Das Gute ist: Wir können handeln. Klimaschutz ist möglich und machbar. In Deutschland und weltweit. Jetzt müssen wir aber auch handeln.
Bericht des Weltklimarats
Der Weltklimarat betont in seinem Bericht drei Botschaften: Erstens: es ist höchste Zeit zu handeln, um Emissionen zu reduzieren und sich an das veränderte Klima anzupassen. Zweitens: die Klimakrise ist größer und für Menschen und Natursysteme bedeutender als zuvor angenommen. Drittens: es gibt Hoffnung, wir haben Möglichkeiten zu handeln, es gibt Technologien und grundsätzlich ist ausreichend Geld vorhanden – es muss jedoch richtig eingesetzt werden.
Klimawissenschaft: Klimakrise verschärft sich, Menschheit muss zwingend Emissionen senken
In seinem Synthesebericht zeigt der Weltklimarat auf, dass die Erderhitzung in den letzten zehn Jahren vorangeschritten ist. Der Ausstoß an Emissionen ist weiter angestiegen, auf ein historisch hohes Niveau. Einziger kleiner Lichtblick, der Anstieg hat sich gegenüber der Dekade davor verlangsamt. Ein Anfang bei der Entkopplung vom Wirtschaftswachstum scheint zu gelingen – jedoch viel zu langsam.
Die gute Nachricht des Weltklimarats ist: es gibt viele Möglichkeiten zu handeln. Wir haben das Knowhow und in vielen Feldern auch die notwendige Technologie – wie zum Beispiel Windräder und Solarzellen für erneuerbaren Strom, Züge und E-Autos für fossilfreie Mobilität und Wärmepumpen statt Gasheizungen für warme Wohnungen.
Erderhitzung zerstört unseren Lebensraum
Es ist entscheidend, die Emissionen weltweit schnellstmöglich zu senken. Ein heute geborenes Kind wird sehr wahrscheinlich im Jahr 2100 noch leben – wie es dann lebt, hängt von unseren Entscheidungen heute ab. Die Reduktion der Emissionen in dieser Dekade ist sehr zentral für das Ziel, die Erderhitzung auf 1,5 oder 2 Grad zu begrenzen. Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie ist dazu der Schlüssel. Der Weltklimarat sagt ganz klar, die vorhersehbaren Emissionen aus der Nutzung heute bereits erschlossener fossiler Energiequellen würden das noch vorhandene Budget des 1,5 Grad-Pfads deutlich überschreiten.
Die Klimakrise verstärkt bereits heute viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt. Finanziell schwächere Menschen sind besonders stark davon betroffen. Das gilt in Deutschland mit Hitzetoten in schlecht isolierten Wohnungen, in den USA mit Betroffenen von Hurrikanen in einfach gebauten Häusern und erst recht in Ländern des Globalen Südens, wo Menschen oft schutzlos der Wucht von Stürmen ausgeliefert sind, wie jüngst Zyklon Freddy in Madagaskar und Mosambik.
Wenn die Welt so weiter macht wie bislang, wird es heiß und stürmisch auf der Erde. Die 1,5 Grad Grenze könnte dann in etwa zehn Jahren überschritten werden. Und, die Temperatur könnte bis Ende des Jahrhunderts um circa 3 Grad ansteigen mit extremen Klimaveränderungen – deutlich höheren Temperaturen in vielen Regionen, Hitzewellen in Westeuropa, Stürmen und Überschwemmungen in Asien und Dürren im Mittelmeerraum und in Afrika. Die zukünftigen Klimaextreme und ihre Folgen für Menschen und andere Ökosysteme werden um ein Vielfaches schlimmer sein, als die derzeit bereits sichtbaren Wetterextreme.
Schäden und Verluste
Der Bericht verdeutlicht, dass klimatische und nicht-klimatische Veränderungen von Ökosystemen, wie das Artensterben, oder die Versauerung der Ozeane, zunehmend stärker interagieren und sich gegenseitig verstärkende, schwieriger zu handhabende Krisen entstehen. Zukünftige Klimaveränderungen sind bereits heute unvermeidbar. Sie können aber durch schnelle Emissionsreduktionen vermindert werden. Das Risiko für große und abrupte Veränderungen steigt mit jedem Grad Erderhitzung. Gleichermaßen steigt das Eintrittsrisiko für seltene Klimaereignisse mit großen Schadensfolgen. Anpassungsoptionen, die heute noch funktionieren, werden mit steigendem Temperaturniveau nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Unwiederbringliche Schäden und Verluste werden zunehmen.
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind in vielen Ländern der Welt vorangekommen, aber das Anpassungstempo ist zu gering und die Lücke wird angesichts der zunehmenden Klimakrise immer größer. Wir setzen uns in der Bundesregierung sehr dafür ein, dass mindestens die Hälfte der Gelder in der Entwicklungszusammenarbeit zu Klimafragen für Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden.
Denn bereits durch die heute erfolgte Erderhitzung sind erhebliche Anpassungsmaßnahmen zum Schutz von Menschen und Infrastruktur gegen Klimaextreme erforderlich. Gerade für ärmere Länder kann aus fehlenden Schutzmaßnahmen ein Teufelskreis aus Zerstörung und finanzieller Not werden. Daher unterstützen wir die Bundesregierung darin gemeinsam mit den G20-Partnern eine Reform der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) voranzubringen, die notwendige Finanzierungen ermöglicht und ein Erdrücken durch Schulden verhindert.
Deutsche und globale Energiewende als Schlüssel
Die grüne Bundestagsfraktion arbeitet mit aller Kraft daran, mehr Klimaschutz umzusetzen – in Deutschland und weltweit. Ein scharfes und wirksames Klimaschutzgesetz ist für uns dafür elementarer Rahmen für Klimaschutz in Deutschland und bleibt es auch. Der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland und weltweit ist der Schlüssel für die fossilfreie Energieversorgung, unseren Auto-, Schienen und öffentlichen Nahverkehr, für den Großteil unserer Gebäudeheizungen und die klimaneutrale Versorgung unserer Industrie. Das Osterpaket hat den Erneuerbarenausbau auf ein nie dagewesenes Niveau gehoben und das bauen wir jetzt noch weiter aus. Das Gebäudenergiegesetz wird die Emissionen im Wärmebereich bis 2030 um 65 Prozent senken und langfristig fossilfrei machen. Zusammen mit dem Energieeffizienzgesetz wird grüne Energie sparsam, günstig und effizient dort eingesetzt, wo sie gebraucht wird. Nur so erreichen wir unsere Klimaziele und schaffen es, die Emissionen in allen Sektoren endlich sinken zu lassen. Insbesondere der Verkehrssektor wird mit dem Ziel von 15 Millionen Elektro-Autos bis 2030 darauf angewiesen sein, dass erneuerbare Energien ausreichend zur Verfügung stehen.
Es ist im Interesse aller Koalitionspartner und der gesamten Bundesregierung, dass die Klimaziele so konsequent verfolgt werden, wie es auch das Bundesverfassungsgericht klar eingefordert hat. Ein gesundes Ökosystem ist dabei unsere Lebensversicherung: Dort wird das meiste CO2 gespeichert und ein biodiverses System in richtiger Balance gehalten. Wir schützen damit letztlich nicht das Klima sondern uns und unser eigenes Überleben. Das hat der IPCC so eindringlich wie nie zuvor beschrieben.
Darum setzten wir Grüne im Bundestag uns auch weltweit für Klimaschutzmaßnahmen ein. Wir unterstützen unsere Partnerländer mit unserem Knowhow aus der deutschen Energiewende und mit den nötigen finanziellen Mitteln. Dazu schließen wir bilaterale Klimapartnerschaften ab oder unterstützen große Schwellenländer mit schnell steigenden Emissionen wie Indonesien, Indien oder Südafrika gemeinsam mit unseren G7-Partnern beim sozial-gerechten Kohleausstieg und dem Aufbau eines erneuerbaren Energiesystems (JETPs). Eine Erschließung von weiteren fossilen Energiequellen darf es dagegen nicht geben.