Erinnerungskultur

Mahnmal für im Nationalsozialismus ermordete Zeugen Jehovas

Ausblick auf den Goldfischteich im Berliner Tiergarten.
Um einer der vergessenen NS-Opfergruppen gerecht zu werden, wird den im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas ein Mahnmal an einem historisch wichtigen Ort im Tiergarten gewidmet. picture alliance/EPA-EFE | OMER MESSINGER
10.05.2023
  • Zeugen Jehovas haben während der NS-Diktatur Widerstand geleistet und waren eine der ersten Opfergruppen, die verhaftet wurden.
  • Sie gehören zu den „vergessenen Opfergruppen“ der NS-Zeit.
  • Die Bundesregierung ehrt ihr Engagement mit einem Denkmal im Berliner Tiergarten.

Schon früh leisteten die Mitglieder der Zeugen Jehovas aus ihrem Glauben heraus Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sie verweigerten unter anderem den Hitlergruß und weigerten sich in den Militärdienst zu treten. Bereits Anfang 1933 wurde ihnen ihre Gemeinschaft und die Ausübung ihres Glaubens verboten. Mitglieder der Zeugen Jehovas erlitten ab diesem Zeitpunkt Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Folter.

Konsequente Kriegsverweigerung während der NS-Zeit

In der Frühphase der nationalsozialistischen Konzentrationslager waren Jehovas Zeugen eine der großen Häftlingsgruppen. Von der SS wurden sie deswegen als eine eigene Häftlingsgruppe mit einem lilafarbenen Winkel gekennzeichnet. Ihre konsequente Kriegsdienstverweigerung gilt als Besonderheit dieser Opfergruppe. Obwohl die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft nur 0,03 der Gesamtbevölkerung ausmachten, entfielen 80 Prozent der Hinrichtungen infolge eines Gerichtsurteils wegen Kriegsdienstverweigerung auf Jehovas Zeugen.

Bundesregierung ehrt besonderes Engagement 

Die Bundesregierung möchte ihr mutiges Engagement ehren und ihr Leiden während der NS-Diktatur nicht vergessen. Deshalb will sie an einem historisch wichtigen Ort, nämlich im Berliner Tiergarten, ein Denkmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas errichten. Bei einem Stuhlverleih am Goldfischteich im Tiergarten fanden konspirative Treffen zwischen den Mitgliedern statt und 1936 kam es dort zu einer Massenverhaftungsaktion gegen führende Mitglieder der Gruppe. Dieser Standort wird von Seiten der Opfergruppe, vertreten durch die von Überlebenden der NS-Verfolgung gegründete Arnold-Liebster-Stiftung, unterstützt.

Erinnerungskultur für Opfer der NS-Zeit pflegen

Die Zeugen Jehovas zählen, wie auch die sogenannten „Asozialen“ und Euthanasieopfer, zu den vergessenen Opfergruppen des Nationalsozialismus. Ihr Schicksal findet nicht im kollektiven Gedenken statt und auch in Schulbüchern findet sich kaum ein Hinweis auf Ihr mutiges Handeln während der NS-Zeit. Um diese Lücke zu schließen soll das Denkmal für die Opfergruppe selbst ein Ort des Gedenkens und Erinnerns werden.  Der Gesamtbevölkerung soll sie zudem als  Hinweis auf den mutigen Einsatz und die Entbehrungen der Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft dienen. Es kann dem fortgesetzten Vergessen entgegengewirkt und eine lebendige Erinnerungskultur verstetigt werden.