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Bahnfahren muss familienfreundlich bleiben
- Die Bahn ist unschlagbar in Sachen Klimafreundlichkeit und Sicherheit – gerade für Familien ist die Bahn deswegen zunehmend das Verkehrsmittel erster Wahl.
- Doch gerade für Reisende mit Kindern wird Zugfahren immer öfter zur Mühsal – Unpünktlichkeit und Anschlussunsicherheit belasten die Kleinsten besonders stark.
- Jetzt hat die Deutsche Bahn obendrein die familienfreundliche Platzreservierung einkassiert – für Familien wird die Bahnfahrt dadurch deutlich unattraktiver.
Deutschlands Zukunft hängt in starkem Maße davon ab, ob es ein familienfreundliches Land ist, in dem Kinder geboren werden und gut leben. Ein Land, das nicht familienfreundlich ist, wird die demografische Herausforderung der nächsten Jahrzehnte nicht meistern.
Wir Grüne im Bundestag setzen daher darauf, den öffentlichen Verkehr zu stabilisieren und weiter zu verbessern. Kaum ein Verkehrsmittel ist klimafreundlicher als die Bahn, kein Verkehrsangebot stärker am Gemeinwohl orientiert als der öffentliche Nah-, Regional- und Fernverkehr. Die Bahn bietet höchste Verkehrssicherheit und garantiert allen Menschen, insbesondere auch Familien mit geringerem Einkommen, Mobilität und soziale Teilhabe.
Kinderfreundlichkeit wird reduziert
Das größte deutsche Mobilitätsunternehmen, die Deutsche Bahn AG, bietet familienfreundliche Angebote: Kinder bis einschließlich 14 Jahre fahren kostenlos, wenn sie von einer älteren Person begleitet werden und auf der Fahrkarte eingetragen sind. Allerdings hat die Deutsche Bahn AG zum Fahrplanwechsel am 15. Juni eine erhebliche Verschlechterung der Beförderungsbedingungen für Familien vollzogen und die bisher preisgünstige Sitzplatzreservierung für Familien deutlich verteuert. Wer mit zwei oder mehr Kindern Bahn fährt, zahlt für Sitzplätze im IC oder ICE jetzt mehr als das Doppelte. Auf einer Hin- und Rückfahrt bedeutet das 20 bis 30 Euro Mehrkosten.
Die DB AG verteidigt sich damit, dass sie zu dieser unternehmerischen Entscheidung gezwungen gewesen sei, weil mit der Familienreservierung viel Missbrauch betrieben worden sei. Bitter: Familien werden für das Fehlverhalten anderer „bestraft“. Dabei haben gerade Familien mit Kindern in den letzten Jahren immer öfter die Bahn als Verkehrsmittel gewählt, Familien sind das am stärksten wachsende Kundensegment. Für diese mit Preiserhöhung für die Sitzplatzreservierung das Bahnfahren unattraktiver zu machen, ist für ein Unternehmen in 100 Prozent Besitz des Bundes ein Armutszeugnis. Die Bundesregierung muss sich gegenüber der Deutschen Bahn AG für eine weiterhin preisgünstige Platzreservierung für Familienfahrten im Fernverkehr einsetzen.
Bahn muss wieder Mobilitätsgarant werden
Die Zuverlässigkeit des Schienenfernverkehrs ist in Deutschland aktuell miserabel. Was für alle Kundinnen und Kunden ärgerlich ist, ist für Familien mit Kindern jedoch eine besondere Belastung. Stress und Unsicherheit der Erwachsenen, ob etwa Anschlusszug und Ziel erreicht werden, wirken sich unterwegs besonders stark auf die Jüngsten aus. Deutschland darf sich nicht daran gewöhnen, dass sein Eisenbahnsystem nicht mehr richtig funktioniert. Die Bahn muss wieder für sicheres und entspanntes Reisen stehen, „pünktlich wie die Eisenbahn“ wieder zum glaubwürdigen An- und Ausspruch werden.
Die Deutsche Bahn neu aufstellen
Für die Bahnpolitik bedeutet die Entscheidung der DB eigentlich nur eins: Deutschland darf sich nicht länger dem Fast-Monopol eines Eisenbahnanbieters ausliefern. Wir Grüne im Bundestag wollen, dass mit weiteren Reformen im Bahnwesen und der klaren öffentlichen Zuständigkeit für eine funktionierende Eisenbahninfrastruktur mehr Wettbewerb entsteht.
Die von der Vorgängerregierung erfolgreich eingeleitete Steigerung der Bundesmittel für das deutsche Schienennetz wollen wir fortsetzen und mit der Senkung der Trassenpreise wirtschaftliche Spielräume schaffen, um das Fernverkehrsangebot auf der Schiene auszuweiten.
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