Für einen Mindestlohn, der zum Leben reicht
Die steigenden Kosten für Miete und Lebensmittel fressen die Löhne auf. Für Millionen von Menschen reicht das Geld trotz harter Arbeit kaum noch bis zum Monatsende. Das ist ungerecht und spaltet unsere Gesellschaft. Als Grüne im Bundestag kämpfen wir für einen Mindestlohn, von dem man leben kann. Mit unserem Antrag wollen wir den Weg für 15 Euro pro Stunde freimachen und den Mindestlohn dauerhaft armutsfest machen.

PA/Pflegewoche
Kurz & Knapp: Unser Plan für einen fairen Mindestlohn
Der aktuelle Mindestlohn schützt nicht ausreichend vor Armut. Wir wollen daher eine klare Untergrenze einführen: Der Mindestlohn muss immer mindestens 60 Prozent des mittleren Bruttolohns betragen. Bei der jährlichen Anpassung sollen zudem aktuelle Daten zur Lohn- und Preisentwicklung berücksichtigt werden. Mit diesem fairen Mechanismus sind 15 Euro pro Stunde schnell erreichbar und ein Leben in Würde für alle Vollzeitbeschäftigten ist langfristig gesichert.
Um was geht es?
Stell dir vor, du arbeitest 40 Stunden die Woche, kommst aber am Ende des Monats trotzdem kaum über die Runden. Genau das ist die Realität für Millionen von Menschen in Deutschland. Während die Preise für den Wocheneinkauf, die Miete und die Heizkosten explodiert sind, sind die Löhne nicht im gleichen Maße gestiegen. Das Versprechen, dass sich harte Arbeit auszahlt, wird für viele Menschen gebrochen.
Besonders betroffen sind Beschäftigte in Branchen wie der Gastronomie, der Pflege oder im Einzelhandel, wo es oft keine starken Tarifverträge gibt. Sie sind auf den gesetzlichen Mindestlohn angewiesen, um ihre Existenz zu sichern. Doch der aktuelle Mindestlohn ist zu niedrig. Er schützt selbst bei einem Vollzeitjob nicht sicher vor Armut. Das ist eine Frage der Würde und des Respekts vor der Leistung jedes Einzelnen.
Unsere Maßnahmen im Überblick
Wir wollen nicht nur an kleinen Stellschrauben drehen, sondern das System grundlegend fair und zukunftsfest machen. Das sind unsere zentralen Forderungen:
- Armutsfeste Untergrenze einführen: Wir wollen eine klare, gesetzliche Haltelinie einziehen. Der Mindestlohn soll mindestens 60 Prozent des mittleren Bruttolohns von Vollzeitbeschäftigten betragen. Das ist die so genannte Armutsrisikogrenze. Verschiedene Institute haben berechnet, dass diese Schwelle schon 2026 bei rund 15 Euro liegen wird.
- Jährliche und vorausschauende Anpassung: Die Mindestlohnkommission muss schneller auf die Realität reagieren können. Deshalb fordern wir einen jährlichen Anpassungszyklus. Kürzere Intervalle verhindern, dass der Mindestlohn plötzlich stark ansteigen muss, und sorgen so für mehr Planungssicherheit. Ihre Entscheidungen soll sie auch auf Basis aktueller Prognosen zur Inflation und Lohnentwicklung treffen, nicht nur auf Grundlage veralteter Daten.
- Faire und gemeinsame Entscheidungen: Einseitige Beschlüsse, bei denen eine Seite übergangen wird, schwächen das Vertrauen in die Mindestlohnkommission. Zukünftige Entscheidungen müssen im Konsens getroffen werden. Ein Schlichtungsverfahren, wie es im öffentlichen Dienst erfolgreich praktiziert wird, kann dabei helfen, ausgewogene Ergebnisse zu finden.
Warum setzen wir uns dafür ein?
Ein fairer Mindestlohn ist ein Gebot der Gerechtigkeit und ein Gewinn für uns alle. Er ist ein entscheidender Hebel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Stabilität. Denn wenn Menschen kaum von ihrem Lohn leben können, sind oft gesundheitliche Risiken und geringere Bildungschancen die Folge. Ein existenzsichernder Lohn stärkt nicht nur die Kaufkraft und kurbelt die Wirtschaft an, er sorgt auch für mehr Gleichberechtigung, da besonders viele Frauen vom Mindestlohn profitieren. Die Sorge vor massiven Arbeitsplatzverlusten hat sich dabei als unbegründet erwiesen.
FAQ
Kann die Wirtschaft einen höheren Mindestlohn verkraften, ohne dass Arbeitsplätze verloren gehen?
Ja, die Wirtschaft ist robust genug, um einen existenzsichernden Mindestlohn zu tragen. Die Erfahrungen und Studien der letzten Jahre zeigen klar: Die befürchteten massiven Arbeitsplatzverluste sind nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Ein fairer Lohn stärkt die Kaufkraft der Menschen und kurbelt die Wirtschaft an. Davon profitieren wir alle, ganz besonders aber Frauen, die überdurchschnittlich oft im Niedriglohnsektor arbeiten. Ein höherer Mindestlohn ist also auch ein wichtiger Beitrag für mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Ist die Forderung nach 15 Euro Mindestlohn realistisch und wie wird sie berechnet?
Ja, die Forderung ist absolut realistisch und keine willkürliche Zahl. Sie orientiert sich an der wissenschaftlich anerkannten Armutsrisikoschwelle. Diese liegt bei 60 Prozent des mittleren Bruttoeinkommens (Median) von Vollzeitbeschäftigten. Namhafte Institute haben berechnet, dass diese Schwelle im Jahr 2026 bei ungefähr 15 Euro liegen wird.
Schaffen jährliche Anpassungen nicht Unsicherheit für Unternehmen?
Ganz im Gegenteil. Die bisherigen langen Abstände zwischen den Erhöhungen haben dazu geführt, dass der Mindestlohn den Anschluss an die echten Lebenshaltungskosten verloren hat. Kürzere, jährliche Anpassungen sorgen für mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit. So können sich alle auf regelmäßige, aber moderate Schritte einstellen, anstatt von plötzlichen Sprüngen überrascht zu werden.
Warum soll die Mindestlohnkommission ihre Entscheidungen im Konsens treffen?
Weil gemeinsame Entscheidungen zu faireren und ausgewogeneren Ergebnissen führen, die von allen getragen werden. Wenn eine Seite die andere einfach überstimmen kann, wie es zuletzt passiert ist, schadet das dem Vertrauen in die Kommission. Wir wollen ein institutionalisiertes Schlichtungsverfahren, bei dem die Interessen von Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen gleichermaßen berücksichtigt werden.
Führen höhere Mindestlöhne nicht automatisch zu höheren Preisen für alle?
Die Sorge ist verständlich, aber bisherige wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Erhöhungen des Mindestlohns nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die Preise hatten. Wichtiger ist: Wenn Millionen Menschen mehr Geld zur Verfügung haben, stärkt das die Nachfrage und stützt die heimische Wirtschaft. Die Vorteile für den sozialen Frieden und die Gerechtigkeit in unserem Land überwiegen mögliche negative Effekte bei Weitem.
Warum setzt ihr nicht auf stärkere Tarifverträge statt auf einen staatlichen Mindestlohn?
Wir tun beides! Eine hohe Tarifbindung ist extrem wichtig, und wir wollen sie dringend stärken. Aber die Realität ist, dass die Tarifbindung in vielen Branchen, gerade im Dienstleistungssektor, sehr schwach ist. Dort sind unzählige Beschäftigte auf den gesetzlichen Mindestlohn als unterste Haltelinie angewiesen. Solange wir keine flächendeckend starken Tarifverträge haben, ist ein armutsfester gesetzlicher Mindestlohn unverzichtbar für fairen Lohn und gute Arbeit.