35 Jahre Wiedervereinigung – Wie steht es um die Deutsche Einheit?
Veranstaltungsdetails
Über die Veranstaltung
Anlässlich des 35. Jahrestages der Wiedervereinigung diskutierten Abgeordnete mit Podiumsgästen und Publikum, was wir seit dem Fall der Mauer erreicht haben, woran es weiterhin fehlt und wie gesellschaftlicher Zusammenhalt aktiv gefördert werden kann. Ausgangspunkt war die Frage, ob Deutschland nach all den Jahrzehnten wirklich als „vereint“ gelten kann – und wie damit umzugehen ist, dass Unterschiede fortbestehen.
Podium & Gäste
Auf dem Podium diskutierten die Historikerin Prof. Hedwig Richter, die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe und der Journalist Alexander Prinz (“Der Dunkle Parabelritter”), moderiert von Katrin Göring-Eckardt MdB. Anfangs wurde die Relevanz des Themas angesichts anhaltender Ost-West-Differenzen und gesellschaftlicher Transformationsprozesse betont. Britta Haßelmann MdB betonte in ihrer Begrüßung:
„Wir wollen aus Anlass des 35. Jahrestages der Wiedervereinigung ins Gespräch kommen. Darüber, was wir als Land, was wir als Gesellschaft in den vergangenen 35 Jahren geschafft haben. Darüber, was es noch zu tun gibt. Und darüber, was eigentlich die deutsche Einheit bedeutet.” (Britta Haßelmann)
Leitfragen & Diskussion
Im Fokus standen Unterschiede in den Erfahrungen, Erwartungen und Einschätzungen zwischen Ost- und Westdeutschen sowie gleichstellungspolitische Fragen.
Drei Leitthemen ließen sich herausstellen:
Frauenrollen und Gleichberechtigung:
Diskutiert wurden die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen in Ost- und Westdeutschland, insbesondere bei Berufstätigkeit und Kinderbetreuung. Dabei wurde die Übernahme westdeutscher Strukturen nach 1990 kritisch hinterfragt. In der Debatte wurde hervorgehoben, dass ostdeutsche Frauen oft als Erste den (beruflichen) Neuanfang schafften. Der Gang in den Westen war dabei oft eine Flexibilität, die die Situation nach der Wiedervereinigung wegen wegfallender Arbeitsstellen von vielen Frauen erforderte.
Meinungsfreiheit und Demokratie:
Das Recht, offen zu diskutieren, wurde als Grundvoraussetzung der friedlichen Revolution benannt. Ein Großteil der ehemaligen DDR-Bevölkerung, insbesondere aber die Menschen der Bürgerrechtsbewegungen verlangten Freiheit und Mitbestimmung. Auch heute bedürfen diese Werte Schutz. In der Podiumsdiskussion wurde die Problematik wachsender Diskursverschiebungen, medialer Parallelöffentlichkeiten und gefühlter „Unhörbarkeit“ ländlicher Räume heutzutage analysiert.
Identität und Vielfalt:
Das Gespräch drehte sich um die Notwendigkeit, Vielfalt zu akzeptieren und regionale Unterschiede weder zu verschweigen noch zu dramatisieren. Mehrere Stimmen mahnten an, nicht allein “Ossis” und “Wessis” zu typisieren, sondern strukturelle und generationelle Gegensätze gesamtdeutsch zu denken.
Bilanz & Ausblick
Die Gesprächsgäste und das mitdiskutierende Publikum kamen überein, dass Fortschritte bei wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und demokratischer Teilhabe sichtbar sind – jedoch mit deutlichen Transformations- und Anpassungslasten, besonders in Ostdeutschland. Viele Herausforderungen, wie die strukturelle Benachteiligung ländlicher Regionen, die unterschiedliche Bewertung historischer Erfahrungen und eine bis heute spür- und messbare materielle Kluft, bleiben bestehen. Es wurde mehrfach betont, dass Einheitsnarrative plural gedacht werden sollten: Wahre Einheit bedeute Anerkennung und produktive Nutzung von Vielfalt, anstatt Gleichmacherei anzustreben.
Fazit
Auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt Einheit ein anspruchsvolles Versprechen, welches nur durch gegenseitigen Respekt, Anerkennung gewachsener Unterschiede und gemeinsame Zukunftsorientierung eingelöst werden kann. Der Austausch zeigte die Breite an Erfahrungen und das bleibende Bedürfnis nach einer gesamtdeutschen Debatte, die Vielfalt nicht als Problem, sondern als Stärke versteht.
Veranstalter:
Fraktionsvorstand
Platz der Republik 1
11011 Berlin
TEL 030/227 52 27 6

Bildergalerie
Durch Klicken auf das 1. Foto öffnet sich die Galerieansicht. (Copyright: P. Irion/Grüne im Bundestag)
Programm
Begrüßung
Britta Haßelmann MdB
Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Podiumsdiskussion mit anschließendem Gespräch: Wie steht es um die Deutsche Einheit?
Prof. Hedwig Richter
Historikerin
Alexander Prinz
Journalist und Videoproduzent "Der Dunkle Parabelritter"
Ulrike Poppe
Bürgerrechtlerin
Moderation:
Katrin Göring-Eckardt MdB
Beauftragte für Ostdeutschland
Get together & Ausklang
Ende der Veranstaltung