Rede von Awet Tesfaiesus Internationaler Frauentag

Awet Tesfaiesus MdB
15.03.2024

Awet Tesfaiesus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich würde gern meine Zeit dazu nutzen, eine neue Perspektive einzubringen. Ich würde Ihnen gerne von meinen 15-jährigen Erfahrungen als Rechtsanwältin berichten: von den Richtern, die mich für eine Dolmetscherin hielten, obwohl ich mit Robe vor ihnen stand, von den überraschten Gesichtern der Mandanten, als sie verstanden, dass ihre Rechtsanwältin schwarz ist, von den Postboten, die meinten, meine weiße Angestellte sei meine Chefin. All diesen Personen ist gemein, dass sie sich nicht vorstellen können, dass eine schwarze Frau eine Rechtsanwältin ist.

Ich erzähle Ihnen das, weil das die Botschaft ist, die jedem kleinen Kind in diesem Land, jedem kleinen Mädchen, das nicht dem Stereotyp eines deutschen Mädchens entspricht, immer wieder vermittelt wird.

Unsere Gesellschaft hat es noch nicht geschafft, alle Frauen in ihrer Vielfalt zu sehen. Wir müssen erkennen, dass Gerechtigkeit und Gleichberechtigung nicht in einem Vakuum existieren. Die Kämpfe gegen Sexismus, Rassismus, Klassismus, gegen alle Formen der Diskriminierung sind natürlich miteinander verwoben. Die Perspektive, die uns leiten muss, ist Intersektionalität. Das ist kein bloßes Schlagwort. Wir brauchen sie, um eine wirklich inklusivere und gerechtere Gesellschaft für alle Frauen aufzubauen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Unser Weltfrauentag ist ein Frauentag, der die komplexen Schichten der Diskriminierung und damit jede Frau sieht. Frei nach Audre Lorde: Keine Frau ist frei, solange nicht alle Frauen frei sind.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Präsidentin Bärbel Bas:

Als Nächste hat das Wort für die SPD-Fraktion Susanne Mittag.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)