Rede von Philip Krämer Zu Protokoll: Fußball-EM 2024

22.02.2024

Philip Krämer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

In diesem Hohen Haus erinnern sich sicher noch viele an das Sommermärchen 2006: die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren in Deutschland. Endlich konnten sich der deutsche Fußball und auch dessen Fans vom rückwärtsgewandten und konservativen Filz befreien und ein Fest der Weltoffenheit und Toleranz feiern. „Die Welt zu Gast bei Freunden“ – das war nicht nur eine Phrase, sondern wurde von vielen Menschen gelebt, das Turnier baute Brücken zwischen Kulturen, und die Menschen demonstrierten nach innen und außen, wie freiheitlich, pluralistisch und damit stark unsere Gesellschaft ist. Und genau diese Chance haben wir auch in diesem Jahr: „Heimspiel für Europa.“ Im Sommer findet die UEFA EURO 2024 hier in Deutschland statt. Sie ist das sportpolitische Großereignis 2024 und für zahlreiche Fans das Highlight in diesem Jahr.

Doch in diesem Antrag äußert die Fraktion der CDU/CSU nun Bedenken, wir würden die EURO nicht ausreichend unterstützen, und nimmt darin Bezug auf Mobilität, Sicherheit und Kultur. Lassen Sie uns gerne kurz über diese drei Punkte sprechen:

Mobilität. Sie sagen in Ihrem Antrag, man müsse gemeinsam mit den Ländern klären, welches Mobilitätskonzept für das Turnier erforderlich sei. Das Bundesverkehrsministerium hat aber gemeinsam mit DFB, UEFA, der EURO 2024 GmbH, den zehn Host Cities, den Bundesländern und Stakeholdern wie etwa der Deutschen Bahn AG ein verkehrsträgerübergreifendes nationales Mobilitätskonzept erstellt. Es wurde bereits am 18. Januar 2024 auf der fünften Sitzung des Nationalen Koordinierungsausschusses zur UEFA EURO 2024 in Frankfurt am Main vorgestellt. Dieses Konzept führt die jeweiligen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten der Beteiligten auf und unterstützt die EURO 2024 GmbH als Organisator bei der weiteren Planung.

Bei dieser Sitzung im Januar – auch hier können wir der CDU/CSU eine Sorge nehmen – stellte Bundesinnenministerin Faeser den Beteiligten das weitreichende Sicherheitskonzept vor, das zeigt: Die Sicherheit für alle hat immer oberste Priorität. – Um die internationale Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbehörden sicherzustellen, bildet das International Police Cooperation Center in Neuss das Herzstück.

Nun zum dritten Punkt: Kultur. Am 24. Januar stellte unter anderem Kulturstaatsministerin Claudia Roth das Kunst- und Kulturprogramm zur UEFA EURO 2024 im Hamburger Bahnhof vor. Hier wurde eindrücklich gezeigt: Die Bundesmittel in Höhe von 13 Millionen Euro werden in 60 Projekten und 300 bundesweiten Events eingesetzt, mit dem Ziel, ein buntes und ansprechendes kulturelles Rahmenprogramm zur UEFA EURO 2024 zu schaffen – für Jung und Alt, für Menschen mit und Menschen ohne Beeinträchtigung. Schauen Sie sich doch gerne mal die Website der Stiftung Fußball & Kultur an; dort finden Sie in einer interaktiven Karte sicher auch starke Projekte in Ihrer Nähe.

Wie ich zu Beginn erwähnt habe: Wir haben in diesem Jahr – übrigens auch das Jahr der Europawahl – die Möglichkeit, ein Signal nach innen und außen zu geben. Während seit zwei Jahren Krieg in Europa herrscht und Putin völkerrechtswidrig die Ukraine angreift, können wir ein Zeichen setzen: für Zusammenhalt, für Solidarität in Europa. Wir sind ein starkes Gastgeberland, und wir vertreten ein Europa mit noch stärkeren Werten.

Unsere Außenministerin Annalena Baerbock hat am 1. Februar die Fußball-Botschafterinnen und -Botschafter vorgestellt, unter ihnen Steffi Jones, Thomas Hitzlsperger und Miroslav Klose. In den nächsten Monaten werben sie in ganz Europa für Deutschland, die EURO 2024 und unsere gemeinsamen europäischen Werte. Denn die Fußball-Europameisterschaft muss über das Sportliche hinausgehen. Das bedeutet auch: Die EURO 2024 wird bei der Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen neue Maßstäbe setzen – an dieser Stelle Danke an Steffi Lemke – und einen demokratischen Gegenentwurf zu den autoritären Veranstaltern der vergangene Sportgroßveranstaltungen darstellen. „Heimspiel für Europa.“

Abschließend will ich noch einmal auf den von der Union angesprochenen Ansehensverlust des deutschen Fußballs eingehen. Die Union argumentiert, dass diesem Ansehensverlust, „der durch die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft eingetreten ist“, nun durch Fan-Nähe entgegengewirkt werden soll. Die aufgestellte Kausalität der Union ist ein offensichtlicher Irrtum und fügt sich damit in die lange Reihe an Fehleinschätzungen ein, die den deutschen Profifußball gerade umgeben. Der Ansehensverlust ist nicht auf die Leistungen der Mannschaft zurückzuführen, sondern vorrangig auf die Vorgehensweise der Verbände, insbesondere auf die mangelnde Einbindung der Fans und Mitglieder. Das haben die Fanproteste der letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen, und meiner Meinung nach ist der Stopp der Verhandlungen um den Investorendeal durch die DFL jetzt richtig und wichtig. Nun ist es an den Vereinen, ihre Fans in Zukunft demokratischer in Entscheidungsprozesse einzubinden.

Ich empfehle, den Antrag der Union abzulehnen, weil ihm die Substanz fehlt. Dennoch hoffe ich, dass es uns allen gelingt, die EURO 2024 zu einem Turnier zu machen, das Verbände, Vereine und Fans nach ihrer breiten Spaltung wieder zusammenführen kann und die Menschen zusammenbringt. Die Bundesregierung hat dafür durch ihr Engagement die Grundlage gelegt.