Statement vom 08.10.2022

Lamya Kaddor und Marlene Schönberger zum morgigen Jahrestag des Anschlags in Halle

Anlässlich des dritten Jahrestages des Angriffs auf die jüdische Gemeinde Halle an Yom Kippur erklären Lamya Kaddor, Sprecherin für Innenpolitik und Marlene Schönberger, Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:

Lamya Kaddor:

„Unsere Gedanken sind an diesem Tag bei Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Wir stehen zusammen gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus in unserem Land. Der Gemeinde in Halle versichern wir unsere Solidarität und die Verpflichtung zum stärkeren Schutz durch unsere Sicherheitsbehörden. Es ist wichtig,  dass wir  grundsätzlich alle jüdische Einrichtungen wie Gemeinden, Schulen und Kindergärten schützen und die Lücken im Opferentschädigungsgesetz schließen. Es ist und bleibt inakzeptabel, dass Jüd*innen in Deutschland Angst haben, das Bekenntnis zum Glauben offen zu tragen. Antisemitismus und Rassismus dürfen keinen Platz in einer offenen Gesellschaft haben. Dafür hat sich diese Koaliton verpflichtet.“

Marlene Schönberger:

„Am dritten Jahrestag des Attentats in Halle müssen wir uns eingestehen: Antisemitismus hat sich lange vor dem Anschlag  offen und gewaltvoll in der Mitte unserer Gesellschaft gezeigt und unsere Gegenmittel waren oft unzureichend. Der gerade noch vereitelte Anschlagsversuch in Hagen an Yom Kippur im Jahr 2021 sowie weitere Vorfälle in diesem Jahr machen uns die ständige Bedrohungslage von Jüdinnen*Juden in Deutschland schmerzhaft bewusst. Dazu kommen antisemitische Kunstinstallationen auf der bedeutsamsten Ausstellung für Gegenwartskunst sowie der Unwille von Leitung und Kuratorium der documenta fifteen, diesen angemessen zu begegnen. Wer sich die Berichte der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus anschaut, erkennt ein Netz sowie eine Zunahme antisemitischer Bedrohung. Das alles hat viel Vertrauen gekostet. Wenn wir die viel beschworene historische Verantwortung ernst nehmen, ist das ein untragbarer Zustand, dem wir als Gesellschaft dringend etwas entgegensetzen müssen. Jeder Mensch muss sich im Klaren sein: Es darf keine zwei Haltungen zum Antisemitismus geben. Wer schweigt, wird zur Mittäter*in.“