Grüne Engagementpolitik hat alle im Blick, denn Engagement kann man von klein an leben – ob reich oder arm, woher man auch kommt.
Vielfalt: Engagement in der Kirche, für die Umwelt oder Menschenrechte
Engagement ist vielfältig und bunt: Es reicht von der Feuerwehr bis zur Geflüchteten- und Nachbarschaftshilfe, vom Chor über den Sportverein bis zum Engagement in Kirche, Synagoge und Moschee. Es erstreckt sich vom Einsatz für Umwelt, Menschenrechte bis zum Kampf für globale Gerechtigkeit. Engagement organisiert sich selbstbestimmt und freiwillig in der Zivilgesellschaft.
Darin liegt seine Stärke, dadurch entfaltet es auch ein kritisches Potenzial: Es spürt Lücken im staatlichen und behördlichen Handeln auf. Es zeigt, was zu tun ist und wie es gehen kann. Engagement ist dabei aber kein Ersatz für Aufgaben, die die öffentliche Hand übernehmen sollte. Verpflichtende soziale Dienste lehnen wir ab. Stattdessen setzen wir auf den ureigenen Wunsch von Menschen, mitzugestalten.
Nur wer sich freiwillig engagiert, ist wirklich mit Leidenschaft bei der Sache. Auch die Tendenz, Engagement zu entlohnen, führt in die falsche Richtung. Sie schafft neue Abhängigkeiten und verändert die ursprüngliche Motivation, selbstbestimmt und freiwillig zu handeln.
Wir fordern:
Freiräume schaffen: Engagement neben Schule und Beruf ermöglichen
Engagement braucht den Willen und das Interesse, aber auch Zeit und Gelegenheit. Denn Schule, Studium oder Beruf gehen in der Regel vor. Wir wollen die Voraussetzungen dafür verbessern, freiwilliges Engagement mit den Notwendigkeiten des Lebens vereinbaren zu können. Wir wollen den Menschen mehr Mitsprachemöglichkeit über ihre Arbeitszeit geben. Sie sollen mitentscheiden können, wann und wo sie wie viel arbeiten. Unternehmen, öffentliche Verwaltungen, Schulen und Hochschulen sollten freiwilliges Engagement fördern und ermöglichen.
Wir fordern:
- Zeitpolitische Lösungen, die es den Menschen ermöglichen, ihre Zeiten für Familie, Arbeit, Freunde und Engagement in Einklang zu bringen und souveräner zu gestalten.
- Schulen zu offenen Orten mit kreativen Freiräumen für alle Kinder zu machen und Lernen durch Engagement zu fördern
- Lokale Anlauf- und Vernetzungsstellen wie Freiwilligenagenturen, -zentren und -börsen, Seniorenbüros oder Selbsthilfekontaktstellen besser zu fördern, damit die vielen Menschen, die sich gern (mehr) engagieren möchten, die für sie passenden Aktivitäten finden.
Gemeinden und Kommunen: Engagement vor Ort stärken
Was vor Ort getan werden kann, soll auch dort getan werden. Denn die Zivilgesellschaft ist den Menschen und ihren Problemen manchmal näher als der Staat. Menschen engagieren sich meistens in ihrem unmittelbaren Umfeld, im Sportverein oder der Flüchtlingsunterkunft ihrer Gemeinde oder Kommune. Genau dort muss das Engagement erleichtert, gestärkt und verstetigt werden. Das gelingt vor allem mit einer Stärkung der vor Ort bestehenden Engagementstrukturen und des professionellen Freiwilligenmanagements.
Wir fordern:
- Unabhängige Koordinationsstellen, die an der Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft informieren, beraten und unterstützten. Dort, wo dies bereits von Freiwilligenagenturen und Freiwilligenzentren geleistet wird, soll an vorhandene Strukturen angeknüpft werden.
- Vom Bund aus ein deutliches Signal dafür zu setzen, dass Engagement wichtig ist: durch Imagekampagnen, Unterstützung bundesweiter Zusammenschlüsse und Netzwerke, die Verlängerung der Laufzeit von Modellprojekten auf fünf bis sechs Jahre und eine stärkere Anschubfinanzierung erprobter Modelle.
- Dafür zu sorgen, dass auch kleine Vereine und Initiativen unbürokratisch eine Unterstützung aus Bundesmitteln erhalten können, wenn Sie dies z.B. für Anschaffungen oder Mieten benötigen, und dies z.B. über die Deutsche Engagementstiftung, einen Fonds o.ä. zu gewährleisten
Freiwilligendienste: Plätze für junge Menschen verdoppeln
Freiwilligendienste führen zu Begegnungen zwischen Menschen, die sich sonst nie treffen würden und schaffen neue Horizonte, die sich sonst nie eröffnen würden. Sie dienen nicht nur dem Gemeinwohl, sondern fungieren auch als Bildungs- und Orientierungszeit für die Freiwilligen. Jeder junge Mensch soll die Möglichkeit bekommen, sich im Rahmen eines freiwilligen Jahres für unsere Gesellschaft oder die Umwelt zu engagieren. Wir wollen die Freiwilligendienstplätze deshalb in einem ersten Schritt verdoppeln. Wir fordern:
Bürgerbeteiligung: Neue Beteiligungsformen finden und etablieren
Engagement und Beteiligung gehören zusammen. Bürgerinnen und Bürger wollen mehr, als alle vier Jahre ihr Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen. Um die Gesellschaft und das eigene Lebensumfeld zu gestalten, sind andere, neue demokratische Beteiligungsformen gefragt. Wir Grüne im Bundestag möchten Menschen frühzeitig und auf Augenhöhe einbeziehen: bei der Gestaltung von Parks, der Entscheidung über Großveranstaltungen oder der Planung von Bauvorhaben. Auch in Schule, Ausbildung und Studium gilt es, neue Beteiligungsformen zu finden und zu etablieren. Dazu bieten gerade Online-Verfahren eine moderne und gute Möglichkeit mit viel Potenzial.
Wir fordern:
- Transparente und effiziente Entscheidungsprozesse (z.B. als „legislativer Fußabdruck“), bei denen von Beginn an Klarheit über die Reichweite und Möglichkeiten von politischen Handeln besteht, sodass unrealistische Erwartungen nicht zu Enttäuschungen und Frustration führen.
- Volksentscheide und Volksbegehren im Grundgesetz zu verankern und direktdemokratische Beteiligung auf allen Ebenen zu stärken.
- Kinder- und Jugendbeteiligung an allen Orten des Aufwachsens zu entwickeln und sicherzustellen.