Simone Fischer: Folgt ihrem Kurs

Ihr Start im Bundestag ist zugleich Neustart für die grüne Bundestagsfraktion: Opposition statt Regierung. Wie erlebt Simone Fischer den Perspektivwechsel? „Unsere Position ist fordernd, klar und konstruktiv. Der starke Auftritt bei den Verhandlungen über das 500-Milliarden-Euro-Paket Infrastruktur war eine gute Grundlage“, sagt sie. „Aber natürlich ist es besser, mitzuregieren.“ Der Anspruch, zu gestalten, zieht sich auch durchs eigene Leben, Beruf und Politik sind darin eng verknüpft.

Herzensthemen? Gesundheit, Pflege, soziale Gerechtigkeit!

Nach dem Studium der öffentlichen Verwaltung ist sie 18 Jahre im Sozial- und Gesundheitsbereich tätig – schnell in Führungspositionen. „Bei der Stadt Stuttgart unter Oberbürgermeister Fritz Kuhn hatte ich eine herausgehobene Stelle, unabhängig und weisungsungebunden.“ Sie konnte Haushaltspakete für Inklusion und gesellschaftliche Vielfalt schnüren: von der Stadtplanung bis zu Online-Stadtführern, immer in enger Abstimmung mit dem Gemeinderat. „Das hat mir gezeigt, dass man etwas bewirken kann für die Bürgerinnen und Bürger.“ 

2021 bestellt Winfried Kretschmann sie als Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. „Schon eine andere Flughöhe, aber nicht mehr so konkret.“ 

Sie fasst den Entschluss, es mit der Kommunalpolitik zu versuchen. 2023 tritt Simone Fischer den Grünen bei. Ihre Themen Gesundheit, Pflege und soziale Gerechtigkeit und ihre zugewandte Art als Stuttgarter Stadträtin kommen bei den Menschen gut an. Die Ernte fährt sie bei der Bundestagswahl 2025 ein. Ihr ist klar: Cem Özdemirs Direktmandat zu verteidigen, wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und sie gewinnt! 

Die Chance, das eigene Leben zu gestalten, sollte kein Glücksfall sein.

Ihr Herzensthema soziale Gerechtigkeit wurzelt in ihrer persönlichen Biografie. Im Alter von vier Jahren erhält sie die Diagnose, dass sie kleinwüchsig ist. Gegen die Empfehlung, sie auf eine Sonderschule für behinderte Kinder wegzuschicken, machen sich ihre Eltern und die Schulleitung dafür stark, dass sie weiter die reguläre Grundschule im Heimatort bei Buchen im Odenwald besuchen kann.

Es sind die 80er-Jahre, den Begriff „Inklusion“ gibt es noch nicht und auch keinen Rechtsanspruch. „Ich hatte Glück“, sagt sie, „aber die Chance, sein Leben zu gestalten, sollte kein Glücksfall sein.“ Dafür zu kämpfen, ist der Ursprung ihres Engagements. Mit starkem Willen und dem Rückhalt ihres Partners und ihrer Familie sowie der großen Unterstützung durch die Stuttgarter Grünen führte ihr Weg sie nun in den Bundestag.

Als frisch gewählte Sprecherin für Pflegepolitik ihrer Fraktion will sie der Pflege zu der politischen Priorität verhelfen, die sie verdient. „Wir schieben dieses Thema ja gerne von uns weg, dabei betrifft es uns alle. Ich empfehle den Film ‚Heldin’ – ein sehr berührender Einblick in den Alltag einer Krankenschwester.“ Zwei Gesetzesvorhaben aus der Ampelregierung wird sie weiterverfolgen, um Pflegefachkräften mehr Entscheidungsspielräume und bessere Aufstiegsmöglichkeiten zu ermöglichen. Auch für eine zügige Reform der Pflegeversicherung sowie bessere Voraussetzungen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige wird sie sich im Gesundheitsausschuss einsetzen. „Ich verspreche eine konstruktive, aber harte Oppositionspolitik“, kündigt sie an.

Damit ihr in dem kraftraubenden Job nicht die Puste ausgeht, hält sie sich mit Schwimmen und Radfahren fit. „Wenn ich morgens eine Stunde im Wasser war, kann mir eigentlich nichts mehr passieren“, sagt sie lachend. Wie gut, dass die Hauptstadt so viele Badeseen hat!

Dieser Text erschien zuerst in der Fraktionszeitschrift profil:GRÜN 7/2025

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Porträtfoto von Simone Fischer