Rede von Laura Kraft „Square Kilometre Array“-Observatorium

Laura Kraft
21.03.2024

Laura Kraft (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute Vormittag sprachen wir im Plenum bereits über die Internationalisierung von Wissenschaft, und jetzt haben wir genau ein solches Wissenschaftsprojekt zum Thema, bei dem die Kompetenzen international gebündelt werden. Gemeinsam wollen wir nämlich heute den Beitritt in die Organisation des „Square Kilometre Array“ Observatory beschließen, des weltweit größten und empfindlichsten Radioteleskops.

Mit der Beteiligung kann auch Deutschland bei der Erforschung und Entdeckung des Weltraums einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir stehen vor einem großartigen Projekt, welches starke und exzellente Grundlagenforschung vorantreiben wird. Die Entwicklung von Infrastrukturen zur Weltraumforschung sind auch immer mit technologischem Fortschritt verbunden, weshalb dieses Projekt uns in vielfacher Weise voranbringen wird.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Die Max-Planck-Gesellschaft nennt es ein „Mega-Wissenschaftsprojekt“. Es ist ein einzigartiges Radioteleskop mit dem Potenzial, ganz neue Entdeckungen im Weltraum zu machen und erforschen zu können. Zu Recht wird auch von einer neuen Ära der Astronomie gesprochen. Das SKAO – wird es so ausgesprochen? ich hätte jetzt gedacht: S-K-A-O, aber na ja – ist von enormer Bedeutung für die vernetzte Grundlagenforschung im Bereich der Astronomie. Mit dieser einzigartigen Forschungsinfrastruktur werden wir die Grenzen des Wissens hoffentlich verschieben.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)

SKAO wird zahlreiche astronomische Fragen verfolgen und hoffentlich beantworten können: die Natur von dunkler Materie und Energie, die Entstehung und auch die Entwicklung von Galaxien, Sternen und Planeten, die Erforschung von Gravitationswellen und vieles mehr. Es stehen spannende Vorhaben an, und Deutschland kann und sollte ein Teil davon werden.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben heute Vormittag schon gemeinsam darüber gesprochen, wie wichtig Forschungskooperationen in unserer globalisierten Welt sind, auch im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft. Und hier wollen wir letzten Endes ganz gezielt Grundlagenforschung fördern. Das ist doch etwas, was Sie, liebe Union, auch immer wieder fordern in sämtlichen Debatten, die wir im Ausschuss führen.

(Dr. Ingeborg Gräßle [CDU/CSU]: Sie müssen es halt durchfinanzieren, das Projekt!)

– Ja, Frau Gräßle.

Und jetzt bin ich ehrlicherweise ein bisschen platt. Ich weiß aufgrund der Rede des Kollegen Albani nämlich gar nicht, wie Sie sich bei der Abstimmung zu verhalten gedenken. War das vorhin eine flammende Rede für eine Enthaltung, oder werden Sie vielleicht sogar dagegenstimmen?

(Stephan Albani [CDU/CSU]: Das haben wir doch im Wesentlichen im Ausschuss diskutiert! – Zuruf des Abg. Thomas Jarzombek [CDU/CSU])

Ich finde das ehrlicherweise hochproblematisch; denn es handelt sich hier um ein wirklich, wirklich zu förderndes Projekt. Es ist ein großartiges Projekt. Wir erwarten unglaubliche Erkenntnisse. Wir wollen Forscherinnen und Forscher stärken. Sie haben heute Vormittag auch noch flammende Reden für internationale Kooperation in der Forschung gehalten. Dann sollten wir das bei diesem Projekt hier doch auch machen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Dr. Ingeborg Gräßle [CDU/CSU]: Es fällt doch zusammen! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn es konkret wird, kneift die Union!)

Der Kollege Becker hat gerade schon en détail erklärt, warum das ein so tolles, zu förderndes Projekt ist und warum wir ein Teil davon sein sollten. Es war ein bisschen wie „Leschs Kosmos“, Holger. Du hast das ganz wunderbar gemacht.

Die Frage, die wir uns doch hier politisch stellen müssen, ist:

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Warum macht keiner was zu KI?)

Wollen wir in Deutschland bei den Großforschungsanlagen dabei sein, oder wollen wir das nicht? Und wenn wir nicht dabei sind, dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind wir halt nicht dabei, und dann haben wir da einen Verlust als Forschungsstandort, aber auch für unsere Forscherinnen und Forscher.

Jetzt muss man doch mal überlegen: Das ist ein großartiges Projekt; das wurde eben schon gesagt. Es ist quasi durchfinanziert.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben damals halt einen Rückzieher gemacht. Es kostet uns „nur“ – Anführungszeichen unten und oben – 21 Millionen Euro. Das ist ein Schnapper im Vergleich zu allen anderen Großforschungsanlagen, die wir hier hatten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Jetzt wissen wir, wie ihr Haushaltsplanung macht! Jetzt haben wir das verstanden, wie es läuft! So ist der KTF auch entstanden!)

Die Erkenntnisse, die zu erwarten sind, werden uns wirklich voranbringen. Nicht umsonst steht auch die Max-Planck-Gesellschaft so hinter diesem Projekt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Die Bedeutung der Daten wurde eben noch mal hervorgehoben.

Sie haben immer wieder FAIR angeführt. FAIR verhält sich komplett anders; es ist ein komplett anderer Sachverhalt; das ist überhaupt nicht vergleichbar.

(Stephan Albani [CDU/CSU]: Es ist ein Finanzierungsproblem!)

Wenn sich einmal die zweite Chance bietet wie hier, sollten wir die doch nutzen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Was ist denn das für ein Schwachsinn! Wenn ein Projekt schlecht ist, muss man es abbrechen! – Stephan Albani [CDU/CSU]: Was ist denn das für eine Logik? Wir haben ein Problem nicht gelöst, dann machen wir ein nächstes?)

Wir machen ja auch einiges im Bereich Forschungskooperationen, wie auch mit der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation.

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: 450 Millionen Euro Betriebskosten!)

Wir wollen missionsorientierte Forschung voranbringen,

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Das ist schon der erste Fehler! Diese ganze Missionsforschung ist schon der Fehler!)

und diese Großforschungsanlage ist ein Teil davon. Wir fördern damit auch den Standort Deutschland, und das ist wichtig.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)

Denken wir auch mal an die FIS-Roadmap, wovon das auch ein Teil sein kann.

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Das wird interessant sein, wie ihr die definiert!)

Die Finanzierung ist doch hier letzten Endes da. Es gibt doch überhaupt keine Forderungen, die den Bundeshaushalt zusätzlich belasten.

(Beifall der Abg. Maja Wallstein [SPD])

Also, es ist ein komplett anderer Sachverhalt, als Sie ihn bei FAIR vorfinden. Und selbst für FAIR suchen wir Lösungen und bringen sie auf den Weg, weil man auch dieses Projekts nicht einfach hinten runterfallen lassen kann.

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Sie machen grüne Haushaltspolitik! Mir ist das jetzt völlig klar, wie das mit dem KTF gelaufen ist!)

Ich hoffe, dass Sie sich noch umentscheiden. Es ist wirklich ein sehr wichtiges Projekt, und es ist wichtig, dass wir dabei sind. Wie gesagt, man muss sich letzten Endes die Frage stellen: Wollen wir mit deutschen Forschungsinstituten dabei sein, oder wollen wir es nicht?

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Sie können auch dabei sein, ohne dass wir das wollen! – Dr. Ingeborg Gräßle [CDU/CSU]: Darum geht es gar nicht, Frau Kollegin!)

Ich fände es sehr schade, wenn Sie sich hier einfach aus Bedenkenträgerei enthalten oder Nein sagen. Schlagen Sie zu! Wir haben schon erklärt, warum das wichtig ist.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf des Abg. Thomas Jarzombek [CDU/CSU])

Vizepräsidentin Yvonne Magwas:

Für die FDP-Fraktion ist der nächste Redner Dr. Stephan Seiter.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)