Pressemitteilung vom 08.05.2024

Bericht zum Ausbildungsmarkt: Trotz Aufwärtstrend bleiben mehr Ausbildungsstellen unbesetzt

Zur heutigen Beratung des Berufsbildungsberichts im Kabinett erklärt Dr. Anja Reinalter, Sprecherin für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:

Leichter Aufwärtstrend auf dem Ausbildungsmarkt: Der Berufsbildungsbericht 2024 bestätigt den im vergangenen Jahr angedeuteten leichten Aufwärtstrend. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 3,0 Prozent mehr Ausbildungsverträge geschlossen. Auch das Angebot an Ausbildungsplätzen stieg um 3,4 Prozent auf 562.600 an. Mit 77 Prozent ist die Übernahmequote 2022 so hoch wie seit 2000 nicht mehr. Junge Menschen haben also sehr gute Karten auf dem Arbeitsmarkt.

Besonders beeindruckend sind die Zahlen zu den Absolventinnen und Absolventen ohne deutschen Pass. In wichtigen Branchen wie dem Handwerk und in Industrie und Handel hat sich ihr Anteil seit 2008 verdoppelt, in der Landwirtschaft mehr als verdreifacht. Das zeigt ganz deutlich: Ausländische Azubis leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Fachkräftekrise.

Doch nicht alle Entwicklungen sind positiv: Knapp 75.000 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Das sind 75.000 Fachkräfte, die uns fehlen werden. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite haben knapp 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Das ist alarmierend und kann so nicht bleiben. Wir müssen die Gruppe junger Menschen ohne Berufsabschluss viel stärker ins Visier nehmen.

Dafür brauchen wir frühere und regelmäßigere Berufsorientierung mit konzentrierter Begleitung des Übergangs von der Schule ins Berufsleben und bessere Rahmenbedingungen für Auszubildende. Dazu gehört auch die Fortführung des Projekts „Junges Wohnen“ und ein bundeseinheitliches Azubi- und Semesterticket. Denn wir fördern Studierende – also müssen wir auch Azubis vergleichbar fördern.

Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) kann als verbindliches Transparenzinstrument dafür sorgen, dass die Gleichwertigkeit von Studium und beruflicher Ausbildung gestärkt, transparent und nachvollziehbar wird. Darum fordern wir eine zügige rechtliche Verankerung des DQR.

Für uns sind akademische und berufliche Bildung gleich wichtig und gleichwertig. Beide Bildungswege sind die Basis für erfolgreiche Karrieren und die besten und nachhaltigsten Investitionen in die Zukunft.

Prof. Dr. Anja Reinalter
Dr. Anja Reinalter
Parlamentarische Geschäftsführerin Leiterin der AG Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung