Pressemitteilung vom 23.06.2022

Indigene weltweit in ihren Rechten stärken

Zum Inkrafttreten der Ratifizierung Deutschlands der ILO-Konvention Nr. 169 zum Schutz indigener Völker erklärt Deborah Düring, Sprecherin für Entwicklungspolitik: 

Ein Jahr nach der deutschen Ratifizierung des ILO-Übereinkommens Nr. 169 zum Schutz indigener Völker tritt die Konvention heute in Deutschland in Kraft. 

Indigene machen ungefähr fünf Prozent der Weltbevölkerung aus, sind aber besonders häufig von Diskriminierung, Marginalisierung und Gewalt betroffen: 15 Prozent der in Armut lebenden Menschen und ein Drittel der jährlich ermordeten Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen sind Angehörige indigener Völker, die für ihre Rechte und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen kämpfen. Denn ein Großteil der globalen Rohstoffvorkommen befindet sich in indigenen Territorien: Ob für Steinkohleförderung in Kolumbien, Regenwaldzerstörung in Brasilien, große Staudammprojekte oder Landgrabbing – vielerorts werden indigene Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben, ihre Lebensgrundlagen zerstört.

Auch wenn in Deutschland selbst keine indigenen Gemeinschaften leben, ist die Ratifizierung der ILO 169 ein wichtiges politisches Signal, das hoffentlich auch andere Länder zur Unterzeichnung bewegt. Aber es ist mehr als ein symbolischer Akt, und das muss sich in einer konsequenten Umsetzung widerspiegeln: Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass Indigenenrechte und insbesondere ihre Landrechte weltweit gestärkt werden. In den Lieferketten, bei Infrastruktur- und Investitionsprojekten mit deutscher Beteiligung, ebenso bei der Ausweisung neuer Naturschutzgebiete im Globalen Süden müssen Selbstbestimmungs- und Beteiligungsrechte wie die freie, vorherige informierte Zustimmung betroffener indigener Gemeinschaften gewahrt werden.