Pressemitteilung vom 11.07.2022

Versöhnung auf dem Westbalkan fördern

Anlässlich des 27. Jahrestages des Völkermords in Srebrenica am 11. Juli erklärt Boris Mijatovic, Sprecher für Menschenrechte:

Der heutige Tag markiert einen traurigen Jahrestag in der europäischen Geschichte. Am 11. Juli 2022 jährt sich zum 27. Mal der Genozid von Srebrenica. Im Juli 1995 ermordeten bosnisch-serbische Truppen über 8000 bosniakische Jungen und Männer. Unfassbares Leid mussten die Menschen erfahren, nicht zuletzt die Hinterbliebenen, die bis zum heutigen Tag mit diesem grausamen Teil ihrer Geschichte und den persönlichen Verlusten in der engsten Umgebung, von Verwandten, Nachbarn und Freunden, leben müssen. Ohne Aussöhnung und nachhaltige Aufarbeitung der Kriegsgräuel wird der Weg zu einer friedlichen Zukunft nicht frei sein.

Der Krieg in Bosnien und Herzegowina und der Völkermord von Srebrenica stehen für die brandgefährlichen Folgen nationalistischer und ethnonationalistischer Politik. Einer Politik, die vermeintliche Gruppenzugehörigkeiten konstruiert, die Menschen in Gruppen spaltet und gegeneinander aufwiegelt und die auch vor Grenzverschiebungen, Vertreibung und kaltblütigem Mord nicht zurückschreckt. Damals hat die internationale Gemeinschaft entsetzlich versagt, sich dieser Politik mit aller Entschlossenheit entgegenzustellen. Der Völkermord geschah ausgerechnet in einer UN-Schutzzone. Das muss für die europäische und internationale Gemeinschaft eine ernsthafte Mahnung sein, die Folgen von ethnonationalistischer Politik nicht zu unterschätzen.

Die Erinnerungen an das unfassbare Leid, das die Kriege auf dem westlichen Balkan über die Menschen brachten, zeigen uns: Der heutige Frieden in der Region ist nicht perfekt und doch sehr kostbar. Wir müssen alles daran setzen, den Frieden und die versöhnliche Entwicklung auf dem Westbalkan zu fördern. Wir dürfen nicht vergessen: Instabilität in Bosnien und Herzegowina hat direkte Auswirkungen auf die Nachbarn, auf Deutschland und auf den ganzen europäischen Kontinent. Der westliche Balkan gehört zu Europa. Frieden und EU-Perspektive für die Region haben für uns in Europa daher höchste Priorität.