Statement vom 11.03.2022

Renate Künast und Deborah Düring zum heutigen G7-Agrarminister*innengipfel

Zum heutigen G7-Agrarminister*innengipfel erklären Renate Künast, Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft, und Deborah Düring, Sprecherin für Entwicklungspolitik:

Renate Künast:

„Die aktuelle Krisensituation macht deutlich, dass wir Lebensmittelabhängigkeiten weiter verringern müssen. Deshalb sind der Green Deal und die Farm-To-Fork-Strategie auf EU-Ebene wichtiger denn je. Denn damit sichern wir die Betriebsgrundlagen der Landwirtschaft der Zukunft und stellen Nahrungssicherung her.

Für uns muss nun gelten, bei der Reaktion auf eine Krise, nicht die Vorsorge gegen die Klimakrise und gegen den Verlust der Artenvielfalt zu schleifen. Auf akute Probleme ist mit kurzfristigen Maßnahmen zu reagieren. Als Erstes gilt es, Menschen mit geringerem Einkommen gezielt zu unterstützen und für die Landwirtschaft die dringenden Probleme zu bearbeiten – zum Beispiel durch die Möglichkeit in 2022 Brachen für Futtermittel zu nutzen.

Für die mittelfristigen Probleme lautet die Frage, ob die bisherige GAP ausreicht, um mehr Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit unserer Nahrungsmittelproduktion herzustellen. Die Devise muss hier lauten anschärfen und nicht schleifen!

Deborah Düring:

„Die Lage der Weltmarktpreise für Weizen und andere Grundnahrungsmittel ist schon jetzt dramatisch und mit der Nahrungsmittelkrise 2007/2008 vergleichbar. Zwei Prozent Preisanstieg bedeuten eine Million hungernde Menschen mehr auf der Welt. Zusätzlich verschlimmern Nahrungsmittelspekulationen die Lage. Sie führen zu Preissteigerungen und künstlicher Verknappung von Grundnahrungsmitteln. Hier braucht es endliche eine stärkere internationale Regulierung. Das haben wir auch im Koalitionsvertrag vereinbart. Der G7-Agrarministergipfel ist ein guter Anlass, das Thema auf die internationale Agenda zu bringen.

Gegen akute Hungerkrisen müssen wir effektive Nothilfe bereitstellen. Dazu braucht der Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen deutlich mehr Mittel.  Eine effektive Maßnahme, um die Nahrungsmittelpreise kurzfristig zu stabilisieren, wäre auch, weniger Getreide für Treibstoff oder Futtermittel zu verwenden. Ernährungssicherung muss Priorität haben, bevor wir Lebensmittel in den Tank füllen.

Langfristig braucht es eine globale agrarökologische Wende und mehr Ernährungssouveränität. Das bedeutet, dass lokale Produktion und Vermarktung gestärkt werden müssen, um die Abhängigkeit von Importen und dadurch von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt zu senken. Gerade Kleinbäuerinnen und Kleinbauern spielen eine wichtige Rolle. Ihre Rechte müssen effektiv gestärkt werden. Zudem muss die Landwirtschaft weltweit ökologisch nachhaltiger und resilienter gegen die Klima- und andere Krisen ausgestaltet werden.“