Statement vom 07.11.2022

Renate Künast zur Forderung nach einer Regulierung der Werbung für ungesunde Lebensmittel

„Der Gesundheitsschutz und gute Lebenschancen für alle Kinder ist dringende Aufgabe und muss Vorrang haben vor Gewinninteressen von Unternehmen. Die Initiative des Bündnisses aus 40 Organisationen zur Kinder-Lebensmittelwerbung kann ich deshalb nur begrüßen. Im Koalitionsvertrag haben wir auch vereinbart, eine entsprechende Initiative zum Schutz von Kindern bis 14 zu starten.

Bislang gehen über 85 Prozent des Etats im Lebensmittelbereich in Werbung für unausgewogenen Produkte, weil hier die höchsten Gewinne zu erzielen sind. Der Gesundheitsschutz unserer Kinder muss endlich Vorrang haben und deshalb reguliert werden.
Wir brauchen ein ambitioniertes Gesetz, das Kindermarketing für zu süße, salzige und fettige Snacks reguliert. Denn Kindermarketing führt zu einer signifikanten Steigerung des Verzehrs und befördert Übergewicht und Karies – mit durchaus chronischen gesundheitlichen Folgen fürs weitere Leben.
15 Prozent der Kinder in Deutschland sind bereits übergewichtig, sechs Prozent adipös. Die Lebensmittelunternehmen und andere können auch in Zukunft Werbung schalten, aber für ausgewogene Lebensmittel.

Fehlernährung ist kein kleines Problem, sondern ebenso tödlich wie Rauchen. Jeder siebte Todesfall in Deutschland geht mittlerweile auf falsche Ernährung zurück. Die Corona-Pandemie hat das Problem noch verschärft. 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind während dieser Zeit ,dicker‘ geworden.

Gleichzeitig stiegen die Werbeausgaben der Süßwarenindustrie für Kindermarketing im Jahr 2021 auf über eine Milliarde Euro von 845 Millionen Euro in 2020.

Gerade jetzt müssen wir handeln. In Ländern mit verbindlichen statt freiwilligen Regelungen konnte der Junkfood-Verzehr von 2002 bis 2016 um fast neun Prozent verringert werden. In Länder mit freiwilligen Selbstverpflichtungen stieg der Konsum hingegen um 1,7 Prozent.“