Sturmfluten, Hitzewellen, Starkregen: Klimakrise fordert besseren Schutz
Die Bilder aus dem Ahrtal sind uns allen noch schmerzlich im Gedächtnis, die jüngsten Nachrichten über verheerende Sturzfluten in Texas mahnen uns erneut: Die Klimakrise ist längst bei uns angekommen und ihre Auswirkungen werden immer bedrohlicher. Es ist höchste Zeit zu handeln, um unser Land und die Menschen besser vor Extremwetter zu schützen.

picture alliance/dpa | Boris Roessler
Kurz & Knapp: Umfassender Schutz für Mensch und Natur vor Klimafolgen
Wir brauchen einen umfassenden Schutzschirm gegen die Folgen der Klimakrise. Dazu gehören besserer Katastrophenschutz durch eine Bundesagentur, finanzielle Unterstützung für Betroffene, möglichst finanziert durch Gewinne der Verursacher*innen, und konsequente Klimaanpassung auf allen Ebenen, um unsere Infrastruktur widerstandsfähig zu machen. Und es braucht entschlossenen Klimaschutz, um die Auswirkungen der Klimakrise so weit wie möglich zu begrenzen.
Um was geht es?
Die Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Ahrtal vor drei Jahren schmerzen noch immer. Ganze Landstriche wurden verwüstet, Häuser zerstört, Existenzen vernichtet – und viele Menschen verloren ihr Leben. Es war ein Weckruf, der uns gezeigt hat: Die Klimakrise ist real, und ihre Folgen treffen uns direkt.
Europa hat sich in den letzten dreißig Jahren doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt – schneller als jeder andere Kontinent. 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,48 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Was damals noch als Ausnahme galt, wird zur Regel. Hitzewellen, langanhaltende Dürren, aber auch extreme Starkregenereignisse häufen sich. Das spüren wir alle: Unsere Wälder leiden, die Ernten sind bedroht, und immer häufiger müssen Feuerwehren und Katastrophenschützer*innen ausrücken, um Schäden zu begrenzen und Menschen zu retten. Die jüngsten Sturzfluten in Texas zeigen uns, dass solche Katastrophen überall auf der Welt passieren und uns daran erinnern, wie dringend wir handeln müssen, um unsere Bevölkerung zu schützen.
Unsere Maßnahmen im Überblick
Wir Grüne im Bundestag setzen uns für ein umfassendes Schutzschild gegen die Klimakrise ein. Wir wollen:
- Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern: Wir schlagen vor, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Zentralstellenfunktion wahrnimmt. Aufgabe einer Zentralstelle ist die bundesweite Koordination des Bevölkerungsschutzes und der Katastrophenhilfe zwischen Bund und Ländern. Zentralstellen sollen dabei vor allem Informationen sammeln, auswerten und teilen. Bekannte Beispiele für Zentralstellen sind das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Verfassungsschutz.
- Aufbau eines funktionierenden Frühwarnsystems: Dazu gehört eine Stärkung des Deutschen Wetterdienstes, eine bessere technische Ausstattung für Bevölkerungsschutz und Warnung und die Absicherung der Warninfrastruktur für kritische Infrastruktur.
- Konsequente Klimaanpassung und konsequenten Klimaschutz: Wir müssen unsere Städte, Gebäude und Infrastruktur widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise machen. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir den Hochwasserschutz ausbauen, unsere Kanalsysteme anpassen und Gründächer sowie mehr Grünflächen in Städten fördern. Und wir brauchen konsequenten Klimaschutz mit weiterem Ausbau erneuerbarer Energien, Elektromobilität und erneuerbarer Wärme statt Subventionierung von Erdgas und Zweckentfremdung von Klimageldern.
Warum setzen wir uns dafür ein?
Die Klimakrise ist nicht abstrakt. Sie betrifft uns alle, sie berührt unsere Leben. Es geht darum, unsere Heimat zu schützen, die Gesundheit unserer Familien zu bewahren und dafür zu sorgen, dass unsere Kinder in einer sicheren Welt aufwachsen können.
Wenn Wälder brennen, Flüsse über die Ufer treten oder die Ernte verdorrt, hat das direkte Auswirkungen auf unseren Alltag und unsere Lebensqualität. Die jüngsten Extremwetterereignisse, wie die verheerende Flut im Ahrtal im Jahr 2021, die mindestens 185 Menschenleben kostete und Schäden von 40,5 Milliarden Euro verursachte, oder die Sturzfluten in Texas, zeigen uns, wie schnell unser Alltag aus den Fugen geraten kann.
Extreme Hitze ist seit 1970 die Hauptursache für wetter- und klimabedingte Todesfälle in Europa. Der Rekordsommer 2022 in Europa forderte zwischen 60.000 und 70.000 vorzeitige Todesfälle, davon 8.173 in Deutschland. Ohne Anpassungsmaßnahmen erwarten Forschende bis 2030 etwa 68.000 Todesfälle pro Sommer, bis 2040 über 94.000 und bis 2050 deutlich über 120.000 Todesfälle.
Zwischen 2000 und 2021 sind in Deutschland Schäden in Höhe von fast 145 Milliarden Euro entstanden, bis 2050 kann mit bis zu 900 Milliarden Euro an Schäden gerechnet werden.
Mit einem effektiven Bevölkerungsschutz sorgen wir dafür, dass Menschen in Notlagen gerettet werden, dass Infrastruktur gesichert wird und dass das Leben nach einer Katastrophe wieder aufgebaut werden kann. Nur wenn frühzeitig Informationen zur jeweiligen Gefahrenlage vorliegen, können Abwehrmaßnahmen eingeleitet und Menschen geschützt werden beziehungsweise sich selbst in Sicherheit bringen. Eine frühzeitige Warnung, zum Beispiel durch Cellbroadcast (ein Mobilfunkdienst, mit dem Warnnachrichten direkt auf das Handy geschickt werden), ist dabei grundlegender Bestandteil des Zivil- und Katastrophenschutzes.
Aber es geht nicht nur um technische Lösungen, sondern darum, zu erhalten, was uns am wertvollsten ist: gesunde Wälder, saubere Flüsse und Meere, die Vielfalt der Arten in der Tier- und Pflanzenwelt, die Gesundheit der Menschen – und eben auch unsere Sicherheit bei Naturkatastrophen. Wir können nicht einfach zusehen, wie unser Land durch Extremwetter immer wieder schwer getroffen wird. Wir müssen handeln – zum Schutz unserer Bürger*innen und zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen.
Was die Regierung dazu plant und warum das aus unserer Sicht nicht reicht
Die aktuelle Bundesregierung spricht zwar über Klimaanpassung und Katastrophenschutz, aber ihre Pläne reichen bei weitem nicht aus. Sie verharren zu oft in Beschwichtigung und Stillstand, anstatt entschlossen nach vorne zu gehen. Während die Klimakrise immer realer wird, werden wichtige Entscheidungen in Kommissionen und auf die lange Bank geschoben. Das ist aus unserer Sicht ein gefährlicher Weg. Wir können es uns nicht leisten, den Schutz unserer Bevölkerung vor Extremwetter zu vertagen. Es betrifft uns alle und erfordert jetzt mutige und weitreichende Entscheidungen, anstatt nur zu reagieren, wenn die nächste Katastrophe bereits da ist. Und: Die Bundesregierung darf nicht den Klimaschutz hintenan stellen, wie sie es durch falsche Haushaltsentscheidungen bereits macht. Am Ende schützt uns nur konsequenter Klimaschutz davor, dass die Klimakrise immer schlimmer und schlimmer wird. Denn Klimaschutz ist Menschenschutz. Dafür kämpfen wir – im Bundestag und überall.