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Ökolandbau als Weg voran in Zeiten multipler Krisen

  • Die multiplen aktuellen Krisen betreffen verstärkt auch die Landwirtschaft. Die Folgen von Krieg und Dürre bringen unser Ernährungssystem, das stark von fossilen Energieträgern und globalem Handel abhängt und Raubbau an der Natur betreibt, an seine Grenzen.
  • Der Ökolandbau vereint in einem systemischen Ansatz vielfältige Möglichkeiten, gesunde Ernährung lokal und global zu sichern, die biologische Vielfalt zu schützen, die Klimaerwärmung zu begrenzen und ihre Folgen abzumildern.
  • Im Koalitionsvertrag sind 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 als Ziel vereinbart. Als Roadmap dient die Zukunftsstrategie Ökolandbau, die vom Acker bis zum Teller alle Beteiligten mitdenkt.

Zum zweiten Mal jährt sich am 23. September 2022 der EU-Bio-Tag. Zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche macht er auf die Potentiale der ökologischen Landwirtschaft aufmerksam, die wertvolle Lebensmittel im Gleichgewicht mit der Umwelt erzeugt und eine Schlüsselrolle bei der Transformation zu nachhaltigen Ernährungssystemen innehat.

Vom Hof auf den Tisch

Auf Grundlage der EU-Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und der EU-Biodiversitätsstrategie will die europäische Kommission mit dem EU-Aktionsplan zur Förderung der ökologischen/biologischen Produktion die Erzeugung und den Konsum von Bio-Lebensmitteln ankurbeln und die Nachhaltigkeit des Sektors weiter stärken. Bis 2030 sollen mindestens 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der EU ökologisch bewirtschaftet werden. 

30 Prozent Ökolandbau bis 2030

Die dynamische Entwicklung des ökologischen Landbaus seit der Einführung des Biosiegels durch die damalige grüne Landwirtschaftsministerin Renate Künast im Jahr 2001 aufgreifend, vereinbarten SPD, Grüne und FDP 2021 im Koalitionsvertrag eine Zielmarke, die die EU-Vorgaben noch übertrifft: 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 sind seitdem das ambitionierte Ziel in Deutschland, das nun mit vereinten Kräften angestrebt wird.

Zum Vergleich: 2021 wirtschaftete immerhin schon jeder 7. Betrieb in Deutschland ökologisch. Und fast 1,8 Millionen Hektar (oder 11 Prozent) der landwirtschaftlichen Fläche waren bereits „bio“. Damit das 30 Prozent-Ziel erreicht werden kann, müssen nach Berechnungen des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft jährlich 12 Prozent mehr Fläche auf Bioanbau umgestellt werden. 

Zukunftsstrategie Ökolandbau

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, genügt es nicht, Landwirtinnen und Landwirte für die Umstellung zu gewinnen. Es braucht auch einen Markt für die erzeugten Produkte.

Aktuell wird die Zukunftsstrategie Ökolandbau des Bundeslandwirtschaftsministeriums vor diesem Hintergrund zu einer Strategie der Bundesregierung weiterentwickelt. Dabei wird der Außer-Haus-Verpflegung als Ort für Verarbeitung und Konsum von Biolebensmitteln besondere Bedeutung beigemessen. Ein integrierter Ansatz möchte Strukturen schaffen und stärken, die über die Großküchen eine enge Verbindung zwischen Stadt und Land, zwischen Erzeugerinnen und Konsumenten herstellen und gesundes Bio-Essen aus der Region für alle zugänglich machen.

Vielfältige weitere Maßnahmen, von mehr Forschung, Beratung und Förderung auf Ebene der landwirtschaftlichen Erzeugung über verstärkte Unterstützung von Verarbeitungsbetrieben, die Bio wagen wollen bis hin zu einer Informationskampagne für Konsumentinnen und Konsumenten, sind angedacht. Das ebenfalls von Renate Künast eingeführte Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) wird in Zukunft wieder ausschließlich der Bio-Landwirtschaft zugutekommen.

Landwirtschaft zum Teil der Lösung machen

Der Ökolandbau als Gesamtkonzept hält Lösungen bereit, die geeignet sind, die „multiplen Krisen“, von denen heute gern die Rede ist, also die Klimaerwärmung, das Artensterben und die Folgen des völkerrechtswidrigen russischen Angriffs auf die Ukraine, zu bewältigen.

Er steigert durch Humusaufbau die Kohlenstoffbindung, Wasserhaltefähigkeit und Fruchtbarkeit der Böden, setzt auf eine an die Futterfläche gebundene Tierhaltung in Maßen statt in Massen, kommt ohne biodiversitätsschädliche und gesundheitsgefährdende Pestizide aus und setzt auf vielfältige Kulturen und Fruchtfolgen, die ausreichend Ertrag auch unter ungünstigen Umständen sichern.

Weiterhin gehören das Denken in Kreisläufen, die Priorisierung fairer und regionaler Handelsbeziehungen und die möglichst ressourcenschonende Erzeugung und Verarbeitung der Lebensmittel zu den Kernkonzepten der Bewegung. Es ist ein Landwirtschafts- und Ernährungssystem, das resilient gegen unvorhersehbare und sich verändernde Umwelt- und auch Marktbedingungen ist – und damit besonders geeignet, unsere Ernährung auch in Zukunft zu sichern.

Ökolandbau fördert Innovation 

Die Zeichen der Zeit sind klar: Auch die konventionelle Landwirtschaft muss sich verändern, muss nachhaltiger, ressourcenschonender wirtschaften, mit weniger fossiler Energie, weniger Chemie und mehr Mut zur Vielfalt und Aufmerksamkeit für den Boden. Im Zusammenhang mit dem Ökolandbau erworbenes wertvolles Wissen kommt auch Betrieben zugute, die zwar neue Wege gehen, aber (noch) nicht komplett umstellen wollen. Köpfchen statt chemischer Keule ist auch außerhalb der Bio-Branche angesagt angesichts des von der Europäischen Union in der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ festgeschriebenen 50 Prozent-Reduktionsziels für Pestizide bis 2030.

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