COP26 in Glasgow mit durchwachsenen Ergebnissen
- Es ist auf der COP26 nicht gelungen, die Weichen Richtung 1,5-Grad-Pfad zu stellen. Wir steuern stattdessen auf eine Erwärmung von 2,4 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu.
- Auch beim Thema Klimafinanzierung hat die COP26 nicht geliefert: Die Lücke in der internationalen Klimafinanzierung besteht fort und auch für Schäden und Verluste gibt es keine Lösung.
- Positiv sind zahlreiche Initiativen zu den Themen Kohle- und Verbrenner-Aus, Waldschutz und Methan.
Fazit
Bewertung der Ergebnisse der COP26 (pdf)
Die COP26 war die wichtigste Klimakonferenz nach dem historischen Durchbruch in Paris. Zum ersten Mal seit 2015 waren alle Staaten aufgerufen, ihre nationalen Klimaziele (NDCs: nationally determined contributions) zu erhöhen. Trotz einiger neuer Zusagen ist die Weltgemeinschaft aber immer noch weit entfernt vom 1,5-Grad-Pfad. Vielmehr steuern wir mit den bislang vorgelegten Klimazielen auf eine Erwärmung um 2,4 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu. Auch die EU und Deutschland sind noch nicht auf Paris-Kurs. Um gemeinsam auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen wollen wir Grüne die internationale Klimakooperation stärken und die Klimakrise auch in der Außenpolitik zur Priorität zu machen. Mit nachhaltigen und menschenrechtskonformen Klima- und Entwicklungspartnerschaften insbesondere mit Ländern des Globalen Südens wollen wir Klimaneutralität und Anpassung global voranbringen.
Zeitfenster schließt sich
Die COP26 war auch deshalb so wichtig, weil sich das Zeitfenster für Maßnahmen, die uns auf den 1,5-Grad-Pfad führen, schließt: Der Weltklimarat IPCC kommt in seinem im August 2021 veröffentlichten Bericht zu dem Schluss, dass wir 1,5 Grad ohne zusätzliche Anstrengungen bereits Anfang der 2030er Jahre reißen werden.
Finanzierungslücke
Klimafinanzierung war das zweite große Thema der COP26. Die Gebergemeinschaft hat ihr 2009 in Kopenhagen gemachtes Versprechen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar an Klimafinanzierung zu mobilisieren, noch immer nicht eingelöst. Sie hat damit auch das Vertrauen der Länder des Globalen Südens strapaziert. Nach Angaben der OECD klafft immer noch eine Lücke von rund 20 Milliarden Dollar. Auch beim Thema von Schäden und Verlusten infolge der Klimakrise („Loss and Damage“) gab es kaum Fortschritte.
Positiv ist, dass die Verhandlungen über die noch offenen Punkte des sogenannten „Regelbuchs von Paris“ abgeschlossen werden konnten, einschließlich der Regeln für einen internationalen Kohlenstoff-Markt. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, Klimaprojekte im Ausland zu finanzieren und die dadurch erzielten Emissionsminderungen auf die eigenen Klimaziele anzurechnen. Hauptkritikpunkt hier: eine Verwässerung durch Überführung von alten Zertifikaten unter dem Kyoto-Protokoll in das neue System.
Außerhalb der eigentlichen Verhandlungsagenda hat die britische COP-Präsidentschaft eigene thematische Prioritäten gesetzt und mehrere Initiativen gestartet. Eine Festlegung auf ein Ende der Kohle bis 2030 konnte leider nicht erreicht werden. Einer Erklärung zum Kohleausstieg in den 2030er Jahren hat sich auch Deutschland angeschlossen. Das Thema Kohle-Aus konnte erstmals auch in der Abschlusserklärung verankert werden, wenn auch in abgeschwächter Form („Herunterfahren“, nicht „Ausstieg“ aus der Kohle), ebenso das Thema Abbau fossiler Emissionen. Bedauerlich ist hingegen, dass die Bundesregierung eine (wenn auch weiche) Erklärung zum Verbrenner-Aus bis 2035 nicht unterstützt hat. Es gab eine Reihe weiterer Erklärungen, u.a. zu den Themen Ende der Finanzierung fossiler Energien, Methanemissionen und Waldschutz.
Jetzt handeln!
Aufgrund der Dringlichkeit der Klimakrise sind alle Staaten aufgerufen, ihre Klimaziele bereits 2022 – und nicht wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen erst 2025 – zu überprüfen und auf 1,5-Grad-Pfad zu bringen. Gastgeber der COP27 im nächsten Jahr ist Ägypten, die COP28 findet 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt.
COP26 Update
Lisa Badum hat für die grüne Bundestagsfraktion an der COP26 teilgenommen. Lesen Sie hier ihre Eindrücke von der Konferenz.
11. November: "Die Symbolkraft der US-China-Erklärung ist enorm und stößt die Tür zu weiteren Verbesserung und Klimazusagen, insbesondere von China, weit auf. Es lässt auch die Vermutung zu, dass Klimaschutz nicht mehr nur als Verhandlungsspielball zwischen dem Westen und China eingeordnet wird, sondern zumindest teilweise als eigenständiges Politikum mit Gewicht anerkannt ist. Wir sind jetzt an einem Wendepunkt der Verhandlungen, wo wir entweder ein ambitioniertes Ergebnis mit großer zusätzlicher Dynamik im Klimaschutz und zusätzlicher Klimafinanzierung bekommen, oder im schlechtesten Fall ein Ergebnis, das rein textlich ist und den 1,5 Grad-Pfad in weite Ferne trägt."
10. November: "Die Lücke zwischen Versprechen und Handeln auf der Klimakonferenz ist riesig. Das größte Problem sind nicht die Klimaziele sondern fehlende Maßnahmen zur Umsetzung - das gilt für alle Staaten. Kein einziges Land hat sofortige Klimaschutzinstrumente, um auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen, Kredibilitätslücke nennt das der Climate Action Tracker. Hier muss die nächste Bundesregierung zwingend vorangehen."
09. November: "Die Verhandlungen scheinen konstruktiver zu verlaufen als bei den letzten Konferenzen, da die USA zurück sind, Brasilien durch internationalen Druck nicht mehr so radikal auftritt und die erste Woche durch neue Allianzen und Ankündigungen Schwung hineingebracht hat. Aber trotzdem wird man erst am Ende sehen, wie weit das trägt."
Bundestagsreden zum Thema
Aktuelle Stunde „UN-Klimakonferenz in Glasgow" (11.11.2021)