14 Mär 2023

Aufarbeitung Kolonialgeschichte In remembrance – Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte

Personen vor einer grünen Leinwand. Neben ihnen ein Plakat des Filmes.
Die grüne Bundestagsfraktion lud für das Screening des Films „Der vermessene Mensch“ mit anschließender Podiumsdiskussion in die Räumlichkeiten des Deutschen Bundestages ein. Mit dabei waren Awet Tesfaiesus, grüne Abgeordnete und Obfrau des Ausschuss für Medien und Kultur, Lars Kraume, Regisseur, Naita Hishoono, Direktorin Namibia Institute for Democracy (NID), Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Girley Charlene Jazama, Darstellerin, Jamila Schäfer, grüne Abgeordnete, die Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge und Ulle Schauws, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Familie, Senior*innen, Frauen, Jugend und Queer. Grüne Bundestagsfraktion / Aya Schamoni
  • Die Aufarbeitung des Kolonialismus muss in der Mitte der deutschen Gesellschaft ihren Platz finden und mit allen betroffenen Personen und Gruppen diskutiert werden.
  • Anlässlich des Films "Der vermessene Mensch" lud die grüne Bundestagsfraktion zu einer Diskussion mit dem Regisseur, der Hauptdarstellerin und Abgeordneten ein.
  • Bei der Veranstaltung ging es um die kritische Aufarbeitung des Kolonialismus, kulturelle Teilhabe und Filmförderpolitik.

Es sei „der erste Kinofilm über den Genozid der Herero und Nama“, so Lars Kraume über seinen am 23. März erscheinenden Film „Der vermessene Mensch“. Er hoffe, dass dieser Film dazu beitrage, dass Deutschland sich mit den Verbrechen des deutschen Kolonialismus auseinandersetzt. Für die Hauptdarstellerin Girley Charlene Jazama war der Film Anlass, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Vergewaltigung wurde von den Deutschen während des Genozids als Kriegswaffe eingesetzt und schlägt sich in dem Stammbaum der Hauptdarstellerin nieder, die selbst Herero ist.

Die grüne Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge eröffnete den Abend mit gut 60 geladenen Gäst*innen. Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt und zuständig für den außenpolitischen Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte, betonte die Verantwortung Deutschlands: Es sei ihr ein wichtiges Anliegen, die kritische Aufarbeitung der unter deutscher Kolonialherrschaft verübten Verbrechen voranzutreiben. Dies betreffe sowohl die Zusammenarbeit zwischen Namibia und Deutschland bei der Rückgabe von Kulturgütern und menschlichen Gebeinen, als auch den Diskurs innerhalb Deutschlands. Deutschland müsse zu seiner Verantwortung stehen und sei deshalb auch in Gesprächen mit Namibia.

Muss ein Film die Gräueltaten zeigen?

Braucht es dafür einen Film, der die Gräueltaten im Detail zeigt? Diese Frage wurde im Anschluss mit dem eingeladenen Publikum diskutiert. Insbesondere Schwarze Filmschaffende und Filmschaffende of Colour standen dem Erzählstrang, der Perspektive und den Bildern des Films äußerst kritisch gegenüber. „Schwarze Filmschaffende versuchen seit Jahrzehnten ihre Geschichten zu erzählen - aber werden nicht gefördert“, so Benita Bailey, selbst Regisseurin und Schauspielerin.

Awet Tesfaiesus, die gemeinsam mit ihren Abgeordneten-Kolleginnen Jamila Schäfer und Deborah Düring zu dem Abend eingeladen hatte, äußerte sich zu dem Film ebenfalls betroffen: „Auch für mich ist der Rassismus, der im Film gezeigt wird, schwer zu ertragen.“ Sie entschied sich dennoch dazu, den Film anzuschauen und zu zeigen, da sie die Auseinandersetzung darüber für wichtig hält – „denn trotz jahrzehntelanger aktivistischer Arbeit und der Forderung, dass Kolonialismus Teil der Erinnerungskultur und Lehrpläne wird, ist das Thema noch nicht in der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen.“

Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit bleibt wichtig

Dass der Film zu Diskussionen führt, hat der Abend gezeigt – und auch den Zusammenhang von kolonialer Geschichte und Rassismus, der sich bis heute in unserer Gesellschaft niederschlägt. "Eine schwierige und dennoch wichtige Veranstaltung", so Awet Tesfaiesus. Als erste Schwarze Abgeordnete hat sie eine einzigartige Perspektive auf diese Themen und steht im engen Austausch mit betroffenen Communities.

Es ist den Grünen im Bundestag ein ernsthaftes Anliegen, dem Regierungsauftrag zur Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit nachzukommen und auch eigene Denkweisen und -strukturen zu hinterfragen.

Impressionen der Veranstaltung

Uhrzeit Programm
17.30 Einlass

18.10

Begrüßung

Awet Tesfaiesus MdB
Obfrau Ausschuss für Medien und Kultur

Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

18.15

Grußwort 

Katharina Dröge MdB
Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

18.20

Einführung in den Film

Lars Kraume
Regisseur und Drehbuchautor

18.30 Filmvorführung: DER VERMESSENE MENSCH
20.30

Paneldiskussion

Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt

Girley Charlene Jazama, Darstellerin

Lars Kraume, Regisseur

Naita Hishoono, Direktorin Namibia Institute for Democracy (NID)

Moderation: Awet Tesfaiesus, MdB

21.25

Ausblick 

Jamila Schäfer MdB

21.30 Ende der Veranstaltung

Anreise

Der Zugang erfolgt über den Schiffbauerdamm, da die Adele-Schreiber-Str. von der Luisenstraße aus gesperrt ist.