Aufarbeitung Kolonialgeschichte In remembrance – Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte
- Die Aufarbeitung des Kolonialismus muss in der Mitte der deutschen Gesellschaft ihren Platz finden und mit allen betroffenen Personen und Gruppen diskutiert werden.
- Anlässlich des Films "Der vermessene Mensch" lud die grüne Bundestagsfraktion zu einer Diskussion mit dem Regisseur, der Hauptdarstellerin und Abgeordneten ein.
- Bei der Veranstaltung ging es um die kritische Aufarbeitung des Kolonialismus, kulturelle Teilhabe und Filmförderpolitik.
Es sei „der erste Kinofilm über den Genozid der Herero und Nama“, so Lars Kraume über seinen am 23. März erscheinenden Film „Der vermessene Mensch“. Er hoffe, dass dieser Film dazu beitrage, dass Deutschland sich mit den Verbrechen des deutschen Kolonialismus auseinandersetzt. Für die Hauptdarstellerin Girley Charlene Jazama war der Film Anlass, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Vergewaltigung wurde von den Deutschen während des Genozids als Kriegswaffe eingesetzt und schlägt sich in dem Stammbaum der Hauptdarstellerin nieder, die selbst Herero ist.
Die grüne Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge eröffnete den Abend mit gut 60 geladenen Gäst*innen. Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt und zuständig für den außenpolitischen Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte, betonte die Verantwortung Deutschlands: Es sei ihr ein wichtiges Anliegen, die kritische Aufarbeitung der unter deutscher Kolonialherrschaft verübten Verbrechen voranzutreiben. Dies betreffe sowohl die Zusammenarbeit zwischen Namibia und Deutschland bei der Rückgabe von Kulturgütern und menschlichen Gebeinen, als auch den Diskurs innerhalb Deutschlands. Deutschland müsse zu seiner Verantwortung stehen und sei deshalb auch in Gesprächen mit Namibia.
Muss ein Film die Gräueltaten zeigen?
Braucht es dafür einen Film, der die Gräueltaten im Detail zeigt? Diese Frage wurde im Anschluss mit dem eingeladenen Publikum diskutiert. Insbesondere Schwarze Filmschaffende und Filmschaffende of Colour standen dem Erzählstrang, der Perspektive und den Bildern des Films äußerst kritisch gegenüber. „Schwarze Filmschaffende versuchen seit Jahrzehnten ihre Geschichten zu erzählen - aber werden nicht gefördert“, so Benita Bailey, selbst Regisseurin und Schauspielerin.
Awet Tesfaiesus, die gemeinsam mit ihren Abgeordneten-Kolleginnen Jamila Schäfer und Deborah Düring zu dem Abend eingeladen hatte, äußerte sich zu dem Film ebenfalls betroffen: „Auch für mich ist der Rassismus, der im Film gezeigt wird, schwer zu ertragen.“ Sie entschied sich dennoch dazu, den Film anzuschauen und zu zeigen, da sie die Auseinandersetzung darüber für wichtig hält – „denn trotz jahrzehntelanger aktivistischer Arbeit und der Forderung, dass Kolonialismus Teil der Erinnerungskultur und Lehrpläne wird, ist das Thema noch nicht in der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen.“
Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit bleibt wichtig
Dass der Film zu Diskussionen führt, hat der Abend gezeigt – und auch den Zusammenhang von kolonialer Geschichte und Rassismus, der sich bis heute in unserer Gesellschaft niederschlägt. "Eine schwierige und dennoch wichtige Veranstaltung", so Awet Tesfaiesus. Als erste Schwarze Abgeordnete hat sie eine einzigartige Perspektive auf diese Themen und steht im engen Austausch mit betroffenen Communities.
Es ist den Grünen im Bundestag ein ernsthaftes Anliegen, dem Regierungsauftrag zur Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit nachzukommen und auch eigene Denkweisen und -strukturen zu hinterfragen.
Impressionen der Veranstaltung
Uhrzeit | Programm |
17.30 | Einlass |
18.10 | Begrüßung Awet Tesfaiesus MdB Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion |
18.15 | Grußwort Katharina Dröge MdB |
18.20 | Einführung in den Film Lars Kraume |
18.30 | Filmvorführung: DER VERMESSENE MENSCH |
20.30 | Paneldiskussion Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt Girley Charlene Jazama, Darstellerin Lars Kraume, Regisseur Naita Hishoono, Direktorin Namibia Institute for Democracy (NID) Moderation: Awet Tesfaiesus, MdB |
21.25 | Ausblick Jamila Schäfer MdB |
21.30 | Ende der Veranstaltung |
Anreise
Der Zugang erfolgt über den Schiffbauerdamm, da die Adele-Schreiber-Str. von der Luisenstraße aus gesperrt ist.